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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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wieder auf die Beine kommen. Und du, Greg, Private McNamara, schaust dich nach Decken um. Eigentlich sollten in den Zelten welche sein, aber man scheint uns vergessen zu haben ...«
    »Wir können doch mal in Kleidern schlafen«, mäkelte Greg lustlos.
    Jack schüttelte den Kopf. »Dann kriegen wir morgen einen Anschiss, weil die Uniform zerknittert ist. Junge, dies ist ein Ausbildungslager. Die Reise ist vorbei, von jetzt an bist du Soldat!«
    Roly wühlte bereits in dem Erste-Hilfe-Set, das zur Grundausstattung der Rekruten gehörte, und förderte Verbände hervor. »Keine Wundsalbe«, bemerkte er kritisch. »Aber was ist das hier?«
    Er hielt fragend ein Fläschchen hoch.
    »
Manuka
, Teebaumöl«, bemerkte ein Kamerad, dessen breite Gesichtszüge und dichtes schwarzes Haar auf Maori-Ahnen schließen ließen. »Uraltes Hausmittel bei den Stämmen. Kannst du den Kerlen auf die Füße schmieren. Dann heilt’s schneller.«
    Jack nickte. Auch auf Kiward Station wurde 
manuka
 zur Ersten Hilfe eingesetzt. Allerdings eher bei Schafen und Pferden ...
    »Aber erst Füße waschen!«, bestimmte Jack. Es roch jetzt schon streng im Zelt. »Wer holt freiwillig Wasser?«
    Am nächsten Morgen schnitt ihre Zeltgemeinschaft beim Stubenappell durch den übernächtigt wirkenden Lieutenant Keeler hervorragend ab, und Jack erlebte seine erste Beförderung. Beim Antreten der Neuseeländischen Infanteriedivision wurde sein Name gemeinsam mit etlichen anderen aufgerufen.
    »McKenzie – nach Absprache mit der Lagerführung ernenne ich Sie zum Lance Corporal!«, erklärte Lieutenant Keeler mit so strahlendem Lächeln, als überreiche er eben das Victoria-Kreuz. Anschließend musste er den Leuten allerdings erst erklären, worin denn nun ihre neuen Aufgaben bestanden. Im Grunde war es genau das, was Jack schon während der Reise gemacht hatte. Der Lance Corporal hatte jeweils sechs Leute dahingehend zu überwachen, dass sie Stube, Uniform und vor allem Waffen sauber hielten.
    »Gibt ein bisschen mehr Sold«, meinte der junge Offizier widerwillig, nachdem ein paar der Kiwis die Beförderung ohne Begeisterung aufnahmen und zwei sogar verzichten wollten. Für Lieutenant Keeler völlig unverständlich. Schließlich, so heizte er den Leuten ein, sei das auch eine Frage der Ehre.
    Jack trug die Ehre mit Fassung, Roly bewunderte seinen neuen Rang rückhaltlos.
    »Ob ich das auch mal schaffe, Mr. Jack? Befördert werden muss was Tolles sein! Oder ein Orden, Mr. Jack! Für Tapferkeit vor dem Feind gibt’s doch Orden!«
    »Vorher brauchst du aber erst mal Feinde!«, murrte Greg. Das erste Exerzieren am Morgen hatte ihm gar nicht gefallen. Er sah nicht ein, wie ihm Marschieren in Reih und Glied und Hinwerfen auf Kommando dabei dienlich sein sollte, die Türken zusammenzuschlagen. Jack seufzte. Greg schien sich den Krieg wie eine überdimensionale Kneipenschlägerei vorzustellen.
    Dennoch blieb ihm in den nächsten Monaten nichts anderes übrig, als gründlich zu lernen, wie man in Deckung ging, über den Boden robbte, Schützengräben aushob und mit Gewehren und Bajonetten umging. Letzteres machte den meisten Soldaten Freude – und die Neuseeländer entwickelten auch ein nicht geringes Geschick als Schützen. Nun waren viele von ihnen von klein an daran gewöhnt, Kleinwild zu erlegen; durch die Kaninchenplagen lernte jeder Junge in den Plains mit dem Gewehr umzugehen. Die Besitzer der großen Schaffarmen zahlten zum Teil sogar kleine Abschussprämien. Die Glücksritter der Goldfelder erlegten die Tierchen zwar eher, um gelegentlich Fleisch in die Töpfe zu bekommen, aber auch sie feuerten geschickt auf bewegliche Ziele.
    Weniger Begabung bewies die zusammengewürfelte Kiwi-Truppe überall da, wo es um rasche Befolgung von Befehlen ging. Gleichschritt lag ihnen nicht, und zum Entsetzen der britischen Ausbilder erkundigten sie sich oft angelegentlich nach dem Sinn einer Übung, bevor sie sich weisungsgemäß in den Wüstensand warfen. Auch das Training im fachgerechten Ausheben von Schützengräben stieß nicht auf die Begeisterung der Soldaten.
    »Mann, das mache ich doch schon, seit ich dreizehn bin!«, beschwerte sich der Bergmann Greg. »Und ein bisschen tiefer unter der Erde als hier. Mir braucht nun wirklich keiner zu zeigen, wie man mit dem Spaten umgeht!«
    Jack dagegen studierte die Technik, auch wenn sich alles in ihm bei dem Gedanken sträubte, vielleicht Wochen seines Lebens in einer Art Fuchsbau zu verbringen. Tatsächlich verlangte

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