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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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die Anlage von Schützengräben beträchtliches strategisches und architektonisches Geschick – zum Beispiel durften sie niemals in gerader Linie angelegt werden, sondern in einer Art Zickzackmuster. Kein Soldat sollte mehr als fünf Yards Länge einsehen können. Das erschien auf den ersten Blick lästig, erschwerte aber dem Feind die Orientierung, wenn er in einen Graben durchbrach. Dazu waren Buchten und Quergräben anzulegen, und die Erweiterung des Grabennetzes ohne Gefahr durch Beschuss erforderte geradezu Techniken des Höhlenbaus. Die erfahrenen Bergleute trieben routiniert Stollen in die Erde, die in der Wüste natürlich dauernd einbrachen. Bobby und Greg lachten darüber nur, aber einmal überraschte Jack Roly dabei, wie er schreckensbleich herausstürzte, nachdem die Männer gerade wieder von einer Ladung Sand überschüttet worden waren.
    »Ich kann das nicht, Mr. Jack ...«, flüsterte er und tastete nach seinem Rucksack. Im Erste-Hilfe-Fach befanden sich jetzt nicht mehr nur Bandagen und Teebaumöl, sondern auch ein Flachmann. »Hier ... wollen Sie?«
    Roly hielt Jack die Flasche hin. Seine Hände zitterten.
    Jack roch kurz am Inhalt. Hochprozentiger Schnaps.
    »Roly, dafür müsste ich dich eigentlich melden!«, rügte er. »Saufen im Dienst! Dabei bist du doch sonst nicht so ...«
    Im Gegensatz zu seinen Kumpanen nutzte Roly nach Jacks Erfahrung nur selten die improvisierten Bars und Bordelle, die sich blitzschnell rund um das Camp etabliert hatten. Eher besuchte er die Filmvorführungen, welche die Y. M. C. A. organisierte. Das Kino faszinierte ihn. Und am Wochenende schloss er sich meist Jack und anderen höher gebildeten Soldaten an, die Ausflüge zu den Pyramiden, der Sphinx und anderen Sehenswürdigkeiten Ägyptens unternahmen. Betrunken hatte Jack den jungen Mann selten erlebt. Nicht einmal bei seiner kürzlich erfolgten Beförderung zum Lance Corporal war er über die Stränge geschlagen.
    »Ist ... ist Medizin, Mr. Jack. Wenn ich ab und zu einen Schluck nehme, kriege ich das hin mit den Gräben ...« Roly korkte die Flasche wieder zu, war aber immer noch blass.
    »Unser Roly war doch mal verschüttet!«, erklärte Greg lachend, als sei das der größte Witz der Geschichte von Greymouth. »Und dabei hat er Angst gekriegt. Hat keine Mine mehr betreten, der Kleine! Aber du siehst, Roly, es holt dich ein!« Die Männer johlten und schlugen dem kleinlauten Roly auf die Schulter.
    Jack dagegen war eher beunruhigt. Roly O’Brien wirkte nach dem Grabeneinbruch deutlich angeschlagen; dabei war es hier nur um eine Übung gegangen. Im Wüstensand war der Versuch, den Grabenkrieg zu simulieren, weitgehend sinnlos. Im Ernstfall wurden jedoch Bunker angelegt; man munkelte, dass die Deutschen sogar mehrgeschossige Kellerkonstruktionen bauten. Wenn Roly Enge und Dunkelheit wirklich nicht aushielt ...
    Jack, der sich inzwischen mit dem Dienstgrad eines Corporals schmücken durfte und für drei Dutzend Männer verantwortlich war, wandte sich besorgt an den zuständigen Ausbildungsoffizier.
    »Private O’Brien war drei Tage lang verschüttet, Captain, Sir. Das hängt ihm noch nach. Ich würde zu seiner Verwendung in einer Versorgungskompanie raten oder einer anderen Truppe, die nicht von Schützengräben aus agiert.«
    »Woher wissen Sie denn so genau, dass wir von Schützengräben aus agieren werden, Corporal?«, fragte Major Hollander und grinste. Jack nahm Haltung an, obwohl er sich im Geist an den Kopf fasste. Der Mann war ein harter Schleifer, aber Jack hatte ihn bislang nicht für dumm gehalten. Jetzt revidierte er seine Meinung.
    »Das kann ich mir denken, Captain, Sir«, erklärte er ruhig. »Es scheint die effektivste Möglichkeit zu sein, in diesem Krieg Stellungen zu sichern.«
    »Ein begabter Stratege also auch noch, Corporal! Aber das sparen Sie sich mal für die Zeit auf, wo Sie’s zum General gebracht haben. Vorerst sollen Sie nicht denken, sondern Befehle befolgen. Die kleine Memme O’Brien werde ich im Auge behalten. Verschüttet! Da wird er drüber wegkommen, McKenzie, das garantier ich Ihnen! Ach ja, teilen Sie Ihren Männern mit, dass wir das Lager auflösen. Mitternacht, am 11. April geht’s mit dem Zug nach Kairo, dann Einschiffung Richtung Dardanellen.«
    Jack trollte sich frustriert, aber auch mit klopfendem Herzen. Nun ging es also los – das ANZAC würde Ägypten verlassen. Sie zogen endgültig in den Krieg.
     

5
    Die Aufteilung auf die Schiffe verlief diesmal anders als bei

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