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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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angespannte Züge verkrampften sich noch mehr. Sie biss sich auf die Lippen.
    »Meine Eltern wollten nicht? Ihnen ist es egal, was aus mir wird, wenn es hier Krieg gibt?«
    Bis jetzt hatte Gloria an einen tatsächlichen Kriegsausbruch im friedlichen Cambridge keinen Gedanken verschwendet. Aber jetzt dämmerte ihr, dass Lilians Eltern vielleicht nicht aus einer Laune, sondern aus ernster Besorgnis heraus handelten.
    Greenwood schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht, Gloria. Im Gegenteil, dein Vater sieht die politische Lage vielleicht klarer als ich. Er lebt schließlich schon lange in Europa und hat es bei all diesen Reisen sehr genau kennen gelernt. William und Kura werden durchaus ihre Konsequenzen aus diesem unseligen Kriegsausbruch ziehen. Allerdings andere als Lilys Eltern. Soviel ich weiß, sollst du die Schule ebenfalls verlassen. Zumindest vorerst. William hofft, dass der Krieg bald zu Ende geht, sodass du die Ausbildung regulär beenden kannst. Aber in diesem Sommer begleitest du deine Eltern nach Amerika. Die Tournee ist längst geplant, und zumindest vorerst ist kein Kriegseintritt der USA zu erwarten. Die Reise wird ein halbes Jahr dauern. Die Entfernungen zwischen den Veranstaltungsorten sind riesig. Es wird also nicht jeden Tag einen Auftritt geben. Kura wird mehr Zeit für dich haben als sonst, und sie freut sich schon, dich endlich näher kennen zu lernen.«
    George lächelte Gloria zu, als hätte er ihr eine gute Nachricht überbracht. Doch Gloria schien immer noch mit den Tränen zu kämpfen.
    »Nach Amerika? Noch weiter weg?« Glorias Reiselust hielt sich in Grenzen. Und was konnte ihre Mutter wohl von ihr wollen? In den letzten Jahren war Gloria dreimal mit ihrem Tross gereist, aber mehr als ein paar Worte am Tag hatte sie kaum mit der gefeierten Sängerin gewechselt. Wobei die oft genug wenig aufbauend waren.
    »Steh nicht im Weg, Gloria!« – »Zieh dich ein bisschen gefälliger an, Gloria!« – »Warum spielst du nicht öfter Klavier?«
    Gloria konnte sich nicht vorstellen, ihrer Mutter bei längerem Zusammensein näherzukommen. Sie war durchaus bereit, Kura Martyn zu bewundern, aber gemeinsam hatten sie nichts.
    »Und danach soll ich noch mal zur Schule?« Gloria war jetzt bereits achtzehn, fast neunzehn, älter als die meisten anderen Schülerinnen von Oaks Garden. Sie hatte genug vom Internat.
    »Das wird man dann sehen«, beschied sie George Greenwood. »Lass es doch einfach an dich herankommen, Glory. Ich kann dir nur sagen, dass es nicht an deinen Verwandten in Neuseeland liegt. Von Miss Gwyn aus gesehen, könntest du morgen zurückkommen!«
    George wollte Gloria anbieten, sie mit seiner Droschke zum Internat zurückfahren zu lassen, aber als sie nun wie erschöpft und geschlagen hinausschlich, wagte er es nicht, sie noch einmal anzusprechen. Womöglich fiel sie ihm dann noch heulend um den Hals – eine Szene, die er so gar nicht brauchen könnte.
    Er beschloss, noch einmal mit Miss Gwyn, James und Jack zu reden, sobald er nach Hause zurückkam. Es musste irgendwelche Möglichkeiten geben, auf William und Kura einzuwirken. Dieses Mädchen hier war todunglücklich. Und eine Reise durch Amerika war das Letzte, was sie brauchte, um sich besser zu fühlen.
     
    »Ich kann nicht wirklich etwas feststellen, Mrs. McKenzie«, gestand Dr. Alistar Barrington. Er hatte Charlotte eben ausführlich untersucht, sie gewogen, ihren Kopf abgeklopft und vermessen – alles nur mit dem Ergebnis, dass erneute Kopfschmerzen in ihr aufstiegen. »Aber ich bin zutiefst beunruhigt. Natürlich ist es immer noch möglich, dass Sie einfach unter Migräneanfällen leiden. Es kommt durchaus vor, dass sich so etwas häuft. Aber in Verbindung mit dem Schwindel, dem Gewichtsverlust, Ihrem ... hm ... schwankenden Zyklus ...« Charlotte hatte dem Arzt errötend gestanden, dass sich auch ihr Kinderwunsch trotz intensiver Bemühungen nicht erfüllte.
    »Es könnte etwas Ernstes sein?«, fragte Jack besorgt. Der junge Arzt hatte ihn eben wieder hinzugerufen; die letzte Stunde hatte er innerlich zitternd und betend auf einem harten Stuhl im Wartezimmer verbracht. Wobei es ihm nicht widerstrebt hatte, Charlotte mit Dr. Barrington allein zu lassen. Der Mediziner erwies sich als sympathisch, sehr gelassen und freundlich. Sein schmales Gelehrtengesicht mit dem sauber gestutzten Bart und dem hellbraunen, üppigen Haar, dazu ruhige braune Augen, flößten den Patienten und ihren Angehörigen Vertrauen ein.
    Dr. Barrington zuckte

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