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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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dass die Hufschläge wieder leiser wurden, doch sie kamen unaufhaltsam näher.
    Patricia stellte zu ihrem Ärger fest, dass ihr Herz klopfte.
    Er war jetzt gleich neben ihr, der Schatten des Pferdes fiel schon voraus. Nein, sie würde sich nicht umdrehen, sondern einfach weiterlaufen. Sicherlich wartete er bloß darauf, dass sie zu ihm hochsah, damit er sie dann demonstrativ ignorieren konnte. Grüßen würde er sowieso nicht.
    »Hallo«, sagte Ethan neben ihr.
    Patricia fuhr zusammen, ohne es verhindern zu können, und wie durch einen Magneten angezogen schnellte ihr Kopf herum.
    Sonny trottete direkt neben ihr, aber es war nicht das schöne Pferd, das Patricia anstarrte. Ihr Blick begegnete einem Paar dunkelbrauner Augen, die sie unerwartet freundlich anblickten.
    »Entschuldige, hab ich dich erschreckt?« Ethan sah jetzt regelrecht besorgt aus.
    »Nein, nein, kein Problem!« Patricia bemühte sich, sich ihre Verwirrung nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Was war denn mit dem Großkotz auf einmal los? Der war ja richtig nett! Dabei hatte er gestern noch schlechte Laune geschoben, weil Silas ihn überrumpelt hatte, ihr helfen zu müssen. Und nun schien er wie ausgewechselt.
    Patricia wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Ihr fiel ein, dass sie nicht einmal seinen Gruß erwidert hatte, doch es jetzt nachholen war auch blöd.
    Ethan sah sie immer noch an, als ob er auf eine Antwort wartete. Er hatte das Tempo seines Braunen Patricias Schritt angepasst, offenbar beabsichtigte er tatsächlich, neben ihr herzureiten.
    Patricia fühlte sich zunehmend verunsichert. Ihr Herz schlug immer noch schnell, aber das kam wahrscheinlich von der Überraschung. Was sollte sie jetzt bloß sagen?
    »Du hast wirklich ein schönes Pferd.« Was für ein Gelaber, dachte Patricia gleich darauf. Hatte sie das beim ersten Mal nicht auch schon gesagt?
    Doch Ethan lächelte. »Ja, das stimmt.« Er streichelte den Hals des Braunen. »Und er ist nicht nur schön, sondern auch ein ganz lieber Kerl.«
    Sonny schnaubte, als hätte er das Kompliment verstanden, und Patricia musste unwillkürlich ebenfalls lächeln.
    »Er galoppiert bestimmt wunderbar«, sagte sie und schaute den Wallach aufmerksam an. Ein Irish Hunter, wie sie vermutet hatte. Gutes Geläuf, kräftiger Brustkorb und kurzer Rücken, ideal fürs Jagdreiten. Bewundernd ließ Patricia ihre Augen über den Braunen wandern.
    »Er rennt wie der Wind und man sitzt dabei wie in einem Sessel.« Ethan nickte und folgte ihrem Blick mit seinen Augen. Darin stand echte Zuneigung für das Pferd, wie Patricia nicht ohne Erstaunen erkannte. Hatte sie sich tatsächlich in ihm getäuscht?
    Ethan schwieg einen Moment, dann räusperte er sich.
    »Wie geht’s deiner Hand?«
    »Meiner Hand?« Patricia betrachtete sie, als hätte sie schon vergessen, was damit war. Ein großes Pflaster klebte nun an der Stelle, wo Silas gestern den Verband angelegt hatte. »Sie tut kaum noch weh.«
    »Gut.« Ethan räusperte sich noch einmal. »Das sah ziemlich übel aus.«
    »Na ja.« Patricia war nun doch ein wenig gerührt. »So schlimm war’s auch wieder nicht. Und das kommt davon, wenn man nicht aufpasst.« Sie blickte zu Ethan hinauf. »Es war wirklich nett von dir, den Splitter rauszuziehen.« In ihren hellen Augen stand Offenheit und die Frage, die ihr die ganze Zeit im Kopf herumging.
    Nun war Ethan verlegen. »Ach was. War doch selbstverständlich.« Er nahm die Zügel in die eine Hand und rieb sich mit der anderen das Genick.
    Patricia sah deutlich, dass auch ihm etwas durch den Sinn ging, von dem er nicht so recht wusste, wie er es äußern sollte.
    »Hör mal«, sagte Ethan und rieb sich nun auch noch den Arm.
    »Ja?«
    Er zögerte, dann gab er sich einen Ruck. »Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Für neulich. Du weißt schon.«
    Patricia war verblüfft. Damit hätte sie niemals gerechnet. Mit großen Augen schaute sie Ethan an.
    Der verstand ihren Blick falsch.
    »Ich hab mich echt bescheuert benommen. Und wahrscheinlich bist du immer noch sauer auf mich. Keine Ahnung, was mich da geritten hat.« Er stockte, wusste offensichtlich nicht weiter.
    In Patricia breitete sich auf einmal eine innige Wärme aus.
    Ja, sie hatte sich getäuscht. Und wie!
    Dass Ethan sie von sich aus ansprach, um sich für sein Benehmen zu entschuldigen, bewies Größe. Was Ethan gerade getan hatte, brachten die wenigsten über sich, das wusste Patricia nur zu gut.
    Und alles wegen eines Mädchens, dem er nach den Ferien

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