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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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Sie hatte sich sogar bei ihm für seine Hilfe bedankt, was er gar nicht erwartet hatte. Als der Verband fertig war, war sie gleich gegangen, er konnte ihr also auch nicht vorwerfen, dass sie sich aufdrängte.
    Nur dass das Zimmer ohne sie irgendwie leerer schien.
    Das Gespräch mit Silas versickerte dann auch relativ schnell. Ethan verspürte auf einmal keine Lust mehr, sich zu unterhalten, und Silas, der das offenbar merkte, respektierte es. Nur eine Viertelstunde später verabschiedete sich Ethan ebenfalls. Als er aus der Haustür trat, ließ er den Blick unwillkürlich suchend über den Hof schweifen.
    Patricia war nicht mehr da, stellte er fest.
    Ob sie nach Hause gegangen war? Oder nahm sie an einem Ausritt teil?
    Konnte ihm ja auch vollkommen egal sein, dachte Ethan, während er um das Haus herumging, um Sonny von der kleinen Koppel zu holen. Er würde heilfroh sein, wenn sie ihm nie wieder über den Weg lief.
    Doch nun kostete dieses verdammtes Mädchen ihn sogar noch seinen Schlaf!
    Ethan schloss die Augen. Es war so viel leichter gewesen, sie nicht leiden zu können.
    Er wünschte, es wäre immer noch der Fall.

18.
    Am nächsten Morgen hatte es Patricia so eilig, zu Dallis zu kommen, dass es ihr sogar gleichgültig war, ob ihre Familie es mitbekam. Trotzdem war sie erleichtert, dass Ivan den Mund hielt. Er erinnerte sich wohl noch zu deutlich an die elterliche Strafpredigt . . .
    Wie es Dallis wohl heute ging?
    Patricia hatte sie am Vortag selbst auf die Koppel geführt und dann noch mehr als eine Stunde am Zaun zugebracht. Dallis schien die unangenehme Erfahrung mit Emily zum Glück vergessen zu haben. Sie graste geruhsam, wie immer in einigem Abstand vom Rest der Gruppe, aber wenigstens ließen die anderen sie weitgehend in Frieden. Ein einziges Mal versuchte der übermütige Falbe, sie in die Kruppe zu beißen, doch Dallis bemerkte ihn rechtzeitig. Ohne erkennbare Hast wich sie ein paar Schritte zur Seite und senkte dann gelassen ihren Kopf wieder zum Gras hinunter. Der Falbe drehte daraufhin sichtlich enttäuscht ab und startete einen kurzen Frustgalopp quer durch die Ponygruppe, bevor er bockend stoppte und sich selbst ebenfalls wieder dem Grün widmete.
    Patricia hatte sich schon aufgerichtet, um einzuschreiten, doch sie erkannte, dass Dallis genau das Richtige getan hatte, um die Eskalation zu vermeiden. Ein Zurückbeißen hätte eine Keilerei ausgelöst, bei der sie mit großer Wahrscheinlichkeit unterlegen wäre. Der Klügere gibt nach, dachte Patricia mit leichtem Erstaunen. Es funktioniert tatsächlich.
    Sie verschränkte die Arme wieder auf der obersten Zaunstange und legte ihr Kinn darauf. Lange blieb sie so stehen und sah Dallis zu. Und sie fühlte tiefe Zuneigung zu der tapferen und klugen kleinen Grauen.
    Umso enttäuschter war Patricia, als sie an diesem Morgen bei der Koppel eintraf und feststellte, dass Dallis nicht da war.
    Hatten sie die Stute tatsächlich wieder fürs Reiten eingeteilt?
    Das konnte ja wohl nicht wahr sein!
    Patricias gute Laune war augenblicklich verflogen. Es half auch nicht, dass in diesem Moment die Sonne hinter den Wolken hervorkam und die graugrünen Berghänge plötzlich in einem klaren Smaragdgrün erstrahlten. Auf einmal wurde es richtig warm. Patricia zog geistesabwesend ihre Jacke aus und band sie sich um die Hüften.
    Sie überlegte.
    Es machte wahrscheinlich wenig Sinn, hier zu warten. Wenn Dallis auf einem Ausritt war, dauerte es eine ganze Weile, bis sie zurückkehrte.
    Patricia entschied, zum McNair-Hof zu gehen und nach Michelle Ausschau zu halten. Vielleicht klappte es ja heute mit einer Reitstunde.
    Sie zog den Knoten in ihrer Jacke fester und machte sich entschlossen auf den Weg.
    Hufgeklapper hinter ihr holte sie jedoch bald aus ihren Gedanken.
    Vielleicht kam Dallis’ Reitgruppe ja doch schon zurück? Patricia drehte sich erwartungsvoll um.
    Doch im selben Moment, da sie am Geräusch erkannte, dass es sich nur um ein einzelnes Tier handeln konnte, sah sie es auch schon.
    Ein Pferd, kein Pony.
    Patricia beschattete ihr Gesicht mit der Hand und kniff die Augen zusammen. Es war ein großer Brauner, der in langsamem Trab auf sie zukam. Im Sattel eine hochgewachsene, schlanke Gestalt mit dunklen Haaren.
    Oh nein, der fehlte ihr jetzt gerade noch!
    Patricia beschloss, sich nicht aufhalten zu lassen, drehte sich um und marschierte weiter. Der Typ – wie hieß er gleich? Ethan – bog bestimmt sowieso ab, sobald er sie erkannte.
    Sie erwartete deshalb,

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