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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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die sonst in Träumen üblichen Zeitverschiebungen oder Handlungssprünge. Er hatte eher das Gefühl, einen Film gesehen zu haben. Leicht beunruhigend war höchstens, dass der Traum mit ihrer Arbeit auf der Insel in Zusammenhang stand.
    Um Viertel nach acht waren sie auf Pulpit’s Point. Rundherum arbeiteten die Baumaschinen längst auf Hochtouren, und es stank unangenehm nach Dieselabgasen. Doch der beißende Rauchgeruch fehlte. Interessiert beobachtete er die Vorgänge auf dem Wasser. Von einem flachen Boot aus waren Taucher offenbar mit Sprengarbeiten am Riff beschäftigt, denn in regelmäßigen Abständen wuchsen unter der Wasseroberfläche riesige Pilze empor. Peter fragte sich, ob sie Plastiksprengstoff verwendeten.
    Ansonsten benahm sich Peter, als ob es den gestrigen Tag nie gegeben hätte. Nur ein schlechter Beginn, tröstete er sich. Heute dagegen war alles anders. Er verkündete das Tagesprogramm und erklärte noch einmal den Ablauf der geplanten Arbeiten. Es war vorgesehen, zwei Siebanlagen zu errichten und dann nach seinem Gittermuster vorzugehen. Peter und Connie würden mit der Schaufel die ersten Quadrate anstechen, und Sparky und Jackie sollten sieben. Nach der Mittagspause waren dann die Männer mit Graben an der Reihe, und die Frauen mit Sieben.
    Während sie arbeiteten, buddelte Andy nicht weit von ihnen mit Plastikschäufelchen und Eimer. Als er genug hatte, ließ er seinen Drachen steigen, und zum Schluss half er beim Sieben und schob die Schubkarre. Er schien großen Spaß zu haben, denn er plapperte unentwegt und unterhielt Jackie und Sparky mit seinen Geschichten.
    Trotz aller Normalität plagte Peter jedoch noch immer das Bild des Kleinen, wie er sich entsetzt und schreckensbleich an das Steuer des Schaufelbaggers klammerte, und er fragte sich, ob er bei seinem Besuch vor einigen Wochen diesen Unfall vorhergeahnt hatte.
    Gegen zehn erschien Jimmy P. mit zwei Mechanikern, um die Bremskabel zu erneuern. Nach Beendigung der Arbeit rief er Peter und Jackie zu sich.
    »Sie können damit umgehen?«, fragte er Jackie.
    »Wenn die Bremsen funktionieren.« Jackie trug ein T-Shirt vom Hard Rock Café in Boston und eine Mütze der Lakers. Jimmy überreichte ihm einen Helm.
    »Sie funktionieren, keine Sorge. Ich habe alles selbst überprüft. Die Schlüssel stecken. Vor dem Wochenende muss ich sie allerdings an mich nehmen, denn Sie dürfen den Bagger nur während unserer Arbeitszeit benutzen.« Er zuckte die Achseln. »Tut mir Leid, aber ich habe die Regeln nicht aufgestellt.«
    »In Ordnung.« Sekundenlang erwog Peter, zu Flanagan zu gehen und sich zu entschuldigen. Eine versöhnliche Geste würde die Atmosphäre vielleicht etwas entspannen, und sie konnten noch einmal von vorn beginnen.
    Jackie kletterte ins Führerhaus, testete die Bremsen, fuhr Gabel und Schaufel in die Höhe und probierte die Notschaltungen aus. Zufrieden kehrte er danach wieder zu seinem Sieb zurück.
    »Nicht gerade freundlich von Flanagan«, stellte Jimmy P. fest. »Über das Wochenende werden Sie sich mit den Schaufeln behelfen müssen. Falls Sie Hilfe benötigen, wissen Sie ja, wo Sie mich finden«, fügte er noch hinzu. »Geben Sie auf sich Acht – es wäre schade um euch alle.«
    Andy kam und erbettelte sich einen Kaugummi.
    »Na, wie geht es unserem kleinen Mann? Du hast gestern einen ganz schönen Schrecken erlebt, was?«
    »Ja, die Bremse ist kaputtgegangen«, erklärte Andy.
    »Das weiß ich. Dein Dad hat dich gerade noch gerettet. Jetzt ist alles wieder in Ordnung.« Er klopfte dem Kleinen auf die Schulter und grinste wie der Lieblingsonkel. »Ich habe auch so einen Kleinen zu Hause. Frankie. Er ist doppelt so dick wie du, weil seine Mutter ihn pausenlos füttert.«
    »Jackie sagt, dass sich die Leitung ganz und gar aufgelöst hatte«, sagte Peter.
    Jimmy P.s Gesicht erstarrte, und dann nickte er. »Was soll ich dazu sagen?«
    »Er vermutet, dass es eine Art Explosion gegeben haben könnte. Vielleicht mit Plastiksprengstoff.«
    »Haben Sie eine Explosion gehört?«
    »Eher ein lautes Schnappen.«
    »Ich halte die Theorie eines Attentats für Blödsinn«, sagte Jimmy. »Auf der ganzen Insel gibt es keinen Plastiksprengstoff. Wir benutzen ausschließlich Dynamit.« Er nickte zu dem flachen Kahn hinüber. »Da hört man, womit man arbeitet.« Einer der Männer drängte Jimmy zum Gehen.
    »Was ist gestern passiert, Jimmy?«, fragte Peter.
    »Wie bitte?« Wechselnde Gefühle spiegelten sich auf Jimmys Gesicht. »Was

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