Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
Vom Netzwerk:
Eiterpickel.
    Die Feststellung verwirrte ihn, denn er hatte Andy noch nie die Schuld gegeben.
    Daddy … Daddy … Ich wollte Mommy nicht töten.
    Peter erschauerte so heftig, dass er sich mit beiden Händen abstützen musste.
    »Ist bestimmt alles in Ordnung?«
    »Ja … mir ist nur ein bisschen schwindlig.« Wie Steine polterten die Worte aus seinem Mund.
    In ihm schrie es: Es war doch nur ein Traum! Nur ein verdammter Traum!
    Sofort entwickelte sich eine Debatte. Und woher kommen die Träume, Sigmund? Ganz recht, aus dem Unterbewusstsein.
    Nein. Peter hatte stets alle Schuld auf sich genommen – ja, er hatte sich regelrecht selbst bestraft. Schließlich hatte sich der Streit an seiner schlechten Laune entzündet und Linda aus dem Haus und in den Tod getrieben.
    Und wozu dann die gestrige Aktion auf dem Küchenboden samt Andy mit klaffender Kehle und dem Messer?
    Das war nur ein Appell, in Zukunft besser auf ihn Acht zu geben, und nicht Ausdruck tiefer Wut, sagte er sich. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, Andy bewusst oder unbewusst für Lindas Tod verantwortlich zu machen.
    Genauso wenig, wie du Flanagan für den Zwischenfall mit dem Bagger verantwortlich machen willst.
    Das war etwas völlig anderes.
    Ach ja?
    »Peter?«
    »Hm.«
    Andy warf sich zu Boden, um die Krabbe im Sand zu beerdigen. Peter ließ sich zurücksinken. Sein Kopf schmerzte so stark, dass er es bis in die Augenhöhlen spürte. Übelkeit stieg in seinem Hals empor.
    Rauch.
    Es roch eindeutig nach Rauch.
    Wo Rauch ist, ist auch ein Feuer, mein Junge.
    Was ist nur los mit mir, fragte er sich. Was spielt sich in meinem Kopf ab? Das stammt alles nicht von mir … das sind nicht meine Gedanken. N ICHT  … MEINE  … G EDANKEN .
    »Ich denke, du solltest besser in den Schatten gehen, Peter. Du bist ganz blass.« Sie befühlte seine Stirn.
    »Ein Autounfall«, sagte er und dachte: Vielleicht ist das ein Nervenzusammenbruch.
    »Wie bitte?«
    »Meine Frau – sie starb bei einem Autounfall.«
    »Oh, das tut mir Leid. Was für ein schrecklicher Verlust. Hier, trinke ein wenig Saft.« Sie reichte ihm die Thermosflasche aus der Kühltasche. »Wir wollen lieber das Thema wechseln.«
    Peter setzte sich, um zu trinken.
    Sein Blick wanderte über den Strand.
    Andy war nirgends zu sehen.

 

    11
    Peter sprang auf. »Andy!«
    Nichts. Wieder rief er und dann noch einmal. Nichts. Andy war nirgendwo zu sehen. Er hatte sich in Luft aufgelöst.
    Peter war so durcheinander, dass er kein Gefühl mehr dafür hatte, wie viel Zeit vergangen war, seit er ihn zuletzt gesehen hatte. Ein kleiner Hügel bezeichnete die Stelle, wo er die Krabbe begraben hatte – ein Abbild des Hügels auf der Klippe im Kleinformat, dachte er. Wie lange war das her? Eine Minute? Oder zwei? Allerhöchstens fünf.
    Der Strand lag verlassen, und auch im Wasser und auf dem Abhang zur Klippe war niemand zu sehen.
    »Vielleicht untersucht er die Tümpel, die die Flut zurückgelassen hat«, sagte Connie, die ebenfalls aufgesprungen war.
    »Er war doch gerade eben noch da«, meinte Sparky.
    »Vielleicht ist er ja auf die Klippe zurückgegangen«, vermutete Jackie.
    Das eher nicht, dachte Peter, dazu war es am Strand viel zu interessant. Wahrscheinlich war er nur weitergegangen, aber außer Baumaschinen sah er nichts. Und auf der anderen Seite? Nichts als Sand und am Fuß von Pulpit’s Point schwarze Felsen in der Brandung.
    Sie suchten getrennt weiter. Jackie und Sparky übernahmen das Stück Strand bis zum Haus, und Peter und Connie wandten sich der Klippe zu.
    »Vielleicht ist er auf der Suche nach Krabben um die Klippe herumgelaufen«, vermutete Connie.
    »Kann sein«, hörte Peter sich sagen. Voller Angst stellte er sich Andy mit einer Schädelwunde, leblos in einer der Gezeitenlachen liegend, vor. Drei verdammte Minuten und dreißig Zentimeter reichten dazu völlig aus.
    »Andy! Andy!« Peter kletterte über die Felsen und merkte nicht, dass Connie kaum Schritt halten konnte.
    Keine Antwort. Nur das Geräusch der Wellen, die an die Felsen schlugen. Er blickte zum Strand zurück und betete inständig, dass Sparky und Jackie Hand in Hand mit ihm angelaufen kämen. Aber er sah nur die beiden Gestalten, die sich weiter von ihnen entfernten.
    Connie fasste ihn am Arm. »Beruhige dich, Peter. Du bist ja völlig außer dir.«
    Er nickte. Sie konnte es nicht wissen, denn er verstand es ja selbst nicht – aber er hatte das dumpfe Gefühl, als ob er das alles in Gang gesetzt hätte. Als ob

Weitere Kostenlose Bücher