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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Jamie und zuckte unter den unsanften Zuwendungen zusammen. »Was ist das für ein Zeug?«
    »Ich würde sagen, getrocknetes Trillium vermischt mit sehr ranzigem Bärenfett«, sagte ich und versuchte, die durchdringenden Dämpfe nicht einzuatmen. »Ich glaube nicht, daß es dich umbringt, zumindest hoffe ich es nicht.«
    »Dann sind wir ja schon zu zweit«, sagte er leise. »Nein, das reicht jetzt, danke vielmals.« Er wehrte weitere Zuwendungen ab und lächelte dem Möchtegern-Doktor höflich zu.
    Auch wenn er noch scherzte - im gedämpften Licht des Feuers waren seine Lippen weiß. Ich legte meine Hand auf seine unverletzte Schulter und fühlte, daß seine Muskeln vor Anspannung ganz hart waren.
    »Hol den Whisky, Sassenach. Ich brauche ihn dringend.«
    Einer der Indianer griff nach der Flasche, als ich sie aus der Tasche zog, doch ich schob ihn rüde zur Seite. Er grunzte überrascht, folgte mir aber nicht. Statt dessen ergriff er die Tasche und begann, darin
herumzuwühlen wie ein Schwein auf Trüffelsuche. Ich machte keinen Versuch, ihn daran zu hindern, sondern eilte mit dem Whisky zu Jamie zurück.
    Er trank einen kleinen Schluck, dann einen größeren, erschauerte und öffnete die Augen. Er atmete ein- oder zweimal tief durch, trank noch einmal, wischte sich dann über den Mund und hielt dem älteren Mann einladend die Flasche hin.
    »Hältst du das für klug?« fragte ich, da ich an Myers’ finstere Geschichten über Massaker und die Wirkung von Feuerwasser auf Indianer dachte.
    »Ich kann ihnen den Whisky geben oder darauf warten, daß sie ihn sich nehmen, Sassenach«, sagte er ein wenig gereizt. »Sie sind zu dritt, aye?«
    Der ältere Mann führte die Flasche unter seiner Nase vorbei, die sich wie in Anerkennung eines seltenen Bouquets weitete. Ich konnte den Alkohol von dort riechen, wo ich stand, und ich war überrascht, daß er ihm nicht die Nasenhaare versengte.
    Ein Lächeln seliger Zufriedenheit breitete sich auf dem zerfurchten Gesicht des Mannes aus. Er sagte etwas zu seinen Söhnen, das sich anhörte wie »Haruh!« , und der Indianer, der gerade unsere Taschen durchforstete, kam sofort herbei, ein paar Maiskuchen in der Faust.
    Der ältere Mann erhob sich mit der Flasche in der Hand, doch anstatt zu trinken, trug er sie zu der Stelle, wo der Bärenkadaver schwarz wie ein Tintenfleck auf dem Boden lag. Ganz bedächtig goß er sich etwas Whisky in die Hand, bückte sich und ließ die Flüssigkeit in das halb geöffnete Maul des Bären tropfen. Dann drehte er sich langsam im Kreis und versprühte feierlich einige Whiskytropfen. Im Flug sahen die Tropfen golden und bernsteinfarben aus, wenn sich das Licht in ihnen fing, und sie landeten mit leisem Zischen im Feuer.
    Jamie setzte sich gerade hin und vergaß vor Interesse sein Schwindelgefühl.
    »Nun sieh dir das an«, sagte er.
    »Was denn?« sagte ich, doch er antwortete nicht. Das Verhalten der Indianer nahm seine ganze Aufmerksamkeit gefangen.
    Einer der jüngeren Männer hatte einen kleinen, perlenbestickten Beutel hervorgezogen, der Tabak enthielt. Sorgfältig stopfte er den Kopf einer kleinen Tonschieferpfeife, entzündete sie an einem trockenen Zweig, den er in unser Feuer gehalten hatte und nahm einen kräftigen Zug. Der Tabak glomm auf, und bald darauf verbreitete sich aromatischer Rauch über der Lichtung.
    Jamie hatte sich an mich gelehnt, sein Rücken ruhte an meinen
Oberschenkeln. Meine Hand lag wieder auf seiner unverletzten Schulter, und ich spürte, wie das Zittern nachließ, als der Whisky sich warm in seinem Magen auszubreiten begann. Er war nicht schwer verletzt, doch der Kampf und die fortdauernde Wachsamkeit forderten ihren Tribut.
    Der ältere Mann ergriff die Pfeife und nahm mehrere tiefe, entspannte Züge, die er mit sichtlichem Genuß wieder ausblies. Dann kniete er nieder, nahm noch einen Zug und hauchte den Rauch vorsichtig in die Nüstern des toten Bären. Er wiederholte diesen Vorgang mehrere Male, wobei er beim Ausatmen etwas vor sich hin murmelte.
    Dann erhob er sich ohne jedes Zeichen von Steifheit und hielt Jamie die Pfeife hin.
    Jamie rauchte genau wie die Indianer - ein oder zwei zeremonielle Züge -, dann hob er die Pfeife und wandte sich um, um sie mir zu reichen.
    Ich ergriff die Pfeife und zog vorsichtig daran. Sofort füllte mir brennender Rauch Augen und Nase, und meine Kehle zog sich zu einem überwältigenden Hustenreiz zusammen. Ich würgte ihn hinunter und gab Jamie hastig die Pfeife. Ich spürte, wie ich

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