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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Bretter der Ladefläche bei aller Phantasie
nicht bequem nennen, doch die Erleichterung darüber, daß ich mich endlich ganz ausstrecken konnte, war so überwältigend, daß ich das Gerüttel kaum wahrnahm. Ich drehte mich auf den Rücken und blickte in die dunstige Unendlichkeit des südlichen Himmels auf, der mit flammenden Sternen übersät war. Lumen Christi , dachte ich und schlief wieder ein, beruhigt von der Vorstellung, daß Gavin Hayes im Himmelslicht sicher den Heimweg fand.
    Ich kann nicht sagen, wie lange ich unter meiner betäubenden Decke aus Hitze und Erschöpfung schlief. Ich erwachte, weil der Wagen die Geschwindigkeit änderte, und driftete schweißgebadet ins Bewußtsein zurück.
    Bonnet und Jamie unterhielten sich im leisen, entspannten Tonfall zweier Männer, die die anfängliche Befangenheit ihres ersten Zusammentreffens überwunden haben.
    »Ihr habt gesagt, daß Ihr mich um Gavin Hayes’ willen gerettet habt - und um Euretwillen«, sagte Bonnet. Seine Stimme war leise und ging beinahe im Gerumpel der Räder unter. »Was habt Ihr damit gemeint, wenn ich das fragen darf, Sir -?«
    Jamie antwortete nicht sofort; ich schlief schon fast wieder, bevor er etwas sagte, doch schließlich kam seine Antwort und trieb körperlos in der warmen, dunklen Luft.
    »Ich schätze, Ihr habt letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen, oder? In Erwartung dessen, was am nächsten Tag auf Euch zukam?«
    Bonnet lachte leise, doch es klang nicht übermäßig belustigt.
    »O ja«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß ich das so schnell vergessen werde.«
    »Ich auch nicht.« Jamie murmelte den Pferden leise etwas auf Gälisch zu, und sie wurden daraufhin langsamer. »Ich habe auch schon einmal eine solche Nacht erlebt, in der ich wußte, daß ich am Morgen gehängt würde. Und dennoch habe ich überlebt, dank eines Menschen, der viel riskiert hat, um mich zu retten.«
    »Ach so«, sagte Bonnet leise. »Also seid Ihr ein asgina ageli ?«
    »Aye? Und was ist das?«
    Es gab ein kratzendes Geräusch, als der Wagen an ein paar Ästen vorbeischrammte, und der würzige Harzgeruch der Bäume wurde plötzlich stärker. Etwas Leichtes berührte mein Gesicht - Blätter, die von oben herunterfielen. Die Pferde wurden langsamer, und der Rhythmus des Wagens änderte sich merklich, denn die Wagenräder gerieten auf eine unebene Oberfläche. Wir waren in die kleine Straße eingebogen, die zu Bonnets Flüßchen führte.
    » Asgina ageli ist ein Wort, das die Rothäute benutzen - die Cherokees
in den Bergen. Ich habe es von einem, der einmal mein Führer war. Es bedeutet ›Halbgeist‹, einer, der eigentlich hätte sterben sollen, aber immer noch auf der Erde weilt: eine Frau, die eine tödliche Krankheit überlebt, ein Mann, der in die Hände seiner Feinde gefallen ist und entkommt. Sie sagen, ein asgina ageli steht mit einem Fuß auf der Erde und mit dem anderen in der Geisterwelt. Er kann mit den Geistern sprechen und die Nunnahee sehen - das Kleine Volk.«
    »Kleines Volk? So wie unsere Feen?«
    »So etwas Ähnliches.« Bonnet verlagerte sein Gewicht, und der Sitz knarrte, als er sich reckte. »Die Indianer sagen, daß die Nunnahee in den Felsen der Berge leben und herauskommen, um ihrem Volk im Krieg oder in der Not zu helfen.«
    »Wirklich. Das klingt wie die Sagen, die man sich in Schottland in den Highlands erzählt - vom alten Volk.«
    »Ach was.« Bonnet klang belustigt. »Nun, nach allem, was ich von den schottischen Hochlandbewohnern gehört habe, gibt es, was die Barbarei angeht, keinen großen Unterschied zwischen ihnen und den Roten.«
    »Unsinn«, sagte Jamie, den das nicht im geringsten zu beleidigen schien. »Die Wilden hier essen die Herzen ihrer Feinde, habe ich zumindest gehört. Ich persönlich ziehe eine anständige Schüssel Porridge vor.«
    Bonnet machte ein Geräusch, das er hastig unterdrückte.
    »Ihr seid ein Highlander? Nun, ich muß sagen, für einen Barbaren finde ich Euch ganz zivilisiert, Sir«, versicherte er Jamie, und Gelächter schwang in seiner Stimme mit.
    »Ich danke Euch außerordentlich für das Kompliment, Sir«, erwiderte Jamie mit derselben Höflichkeit.
    Ihre Stimmen vermischten sich mit dem rhythmischen Quietschen der Räder, und bevor ich noch etwas hören konnte, war ich wieder eingeschlafen.
    Der Mond hing tief über den Bäumen, als wir schließlich haltmachten. Ich schreckte hoch, weil Ian schläfrig über den Rand des Wagens krabbelte, um Jamie bei den Pferden zu helfen. Ich hob den

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