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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Kopf und sah einen breiten Wasserstreifen, der an lehmigen Schlammbänken vorbeifloß. Der Strom war schwarzglänzend, und wo die Stromschnellen über die Felsen in Ufernähe eilten, glitzerte er silbern. Mit dem in der Neuen Welt üblichen Hang zur Untertreibung mochte Bonnet es ein Flüßchen nennen, doch bei den meisten Bootsleuten würde es als waschechter Fluß durchgehen, dachte ich.
    Die Männer bewegten sich im Schatten hin und her und führten
ihre Aufgaben aus, ohne mehr als ein gelegentliches, leises Wort zu wechseln. Sie bewegten sich mit ungewohnter Langsamkeit und schienen mit der Nacht zu verschmelzen, als nähme die Müdigkeit ihnen die Substanz.
    »Geh und such dir einen Platz zum Schlafen, Sassenach«, sagte Jamie und hielt inne, um mich zu stützen, als ich vom Wagen sprang. »Ich muß zusehen, daß unser Gast ein paar Vorräte bekommt und aufbricht, und daß die Pferde trockengerieben werden und grasen können.«
    Die Temperatur war seit Anbruch der Nacht fast überhaupt nicht gesunken, doch hier am Wasser schien mir die Luft etwas frischer zu sein, und ich spürte, wie meine Lebensgeister zurückkehrten.
    »Ich kann nicht schlafen, bevor ich nicht gebadet habe«, sagte ich und zog mir das durchnäßte Mieder meines Kleides von den Brüsten. »Ich fühle mich furchtbar.« Mir klebte das Haar an den Schläfen, und meine Haut fühlte sich schmutzig an und juckte. Das dunkle Wasser sah kühl und einladend aus. Jamie warf einen sehnsüchtigen Blick darauf und zupfte an seiner zerknitterten Halsbinde.
    »Das kann ich dir nicht verdenken. Sei aber vorsichtig; Bonnet sagt, die Fahrrinne ist so tief, daß man den Fluß mit einem Zweimaster befahren kann. Außerdem ist es ein Gezeitenwasser; die Strömung ist stark.«
    »Ich bleibe nah am Ufer.« Ich deutete flußabwärts, wo eine kleine Landzunge eine Flußbiegung anzeigte. Dort wuchsen Weiden, die silberdämmrig im Mondlicht leuchteten. »Siehst du die kleine Landzunge? Da ist bestimmt ein Becken mit Strudeln.«
    »Aye. Sei vorsichtig«, sagte er noch einmal und drückte meinen Ellbogen zum Abschied. Als ich mich zum Gehen wandte, ragte eine bleiche Gestalt vor mir auf; unser ehemaliger Gast mit einem dunklen Fleck von getrocknetem Blut am Hosenbein.
    »Ergebenster Diener, Ma’am«, sagte er und machte trotz seines verletzten Beines eine achtbare Verbeugung. »Sagen wir uns jetzt adieu?« Er stand etwas näher bei mir, als mir lieb war, und ich unterdrückte den Drang, einen Schritt zurückzutreten.
    »Ja«, sagte ich und nickte ihm zu, während ich eine lose Haarlocke zurückstrich. »Viel Glück, Mr. Bonnet.«
    »Danke für die guten Wünsche, Ma’am«, antwortete er leise. »Ich habe allerdings festgestellt, daß man am besten seines eigenen Glückes Schmied ist. Gute Nacht, Ma’am.« Er verbeugte sich noch einmal und wandte sich dann ab. Er hinkte stark und sah aus wie der Geist eines verkrüppelten Bären.

    Das Rauschen des Flusses verschluckte die meisten normalen Geräusche der Nacht. Ich sah eine Fledermaus auf der Jagd nach unsichtbaren Insekten über eine mondbeschienene Stelle fliegen und in der Nacht verschwinden. Falls sonst noch etwas in der Dunkelheit lauerte, verhielt es sich still.
    Jamie grunzte leise.
    »Na, ich hab’ so meine Zweifel, was den Mann angeht«, sagte er, als beantwortete er eine Frage, die ich nicht gestellt hatte. »Ich kann nur hoffen, daß für mein Herz und nicht gegen meinen Verstand spricht, daß ich ihm geholfen habe.«
    »Aber du konntest doch nicht zulassen, daß man ihn aufhängt«, sagte ich.
    »O doch, das hätte ich gekonnt«, sagte er zu meiner Überraschung. Er sah, wie ich zu ihm aufblickte, und lächelte, eine ironische Mundbewegung, die in der Dunkelheit kaum zu sehen war.
    »Die Krone sucht sich nicht immer den Falschen zum Hängen aus, Sassenach«, sagte er. »Meistens hat der Mann am Ende des Strickes ihn auch verdient. Und ich möchte mir nicht vorwerfen müssen, daß ich einem Schurken zur Flucht verholfen habe.« Er zuckte die Achseln und schob sich das Haar aus dem Gesicht.
    »Aye, nun, passiert ist passiert. Geh baden, Sassenach, ich komme zu dir, sobald ich kann.«
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen, und fühlte ihn dabei lächeln. Meine Zunge berührte sanft einladend seinen Mund, und als Antwort biß er mich leicht in die Unterlippe.
    »Kannst du noch ein bißchen wach bleiben, Sassenach?«
    »So lange wie nötig«, versicherte ich ihm. »Aber beeil dich,

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