Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
»a«.
    Sie, sie war es, sie mußte es sein! Es war ein ungewöhnlicher Vorname - er hatte nirgendwo in dem massiven Register eine andere Brianna oder Briana gesehen. Und Fraser paßte ebenfalls; im Lauf der quichotischen Suche nach ihrem Vater hatte sie seinen Namen angenommen, den Namen, der ihr von Geburt an zustand.

    Er knallte das Register zu, als wollte er verhindern, daß sie zwischen den Seiten entwischte, und saß einen Augenblick lang nur da und holte Luft. Hab’ dich! Er sah, wie der Schreiber ihn von der Theke aus fragend anblickte, lief rot an und öffnete das Buch erneut.
    Die Phillip Alonzo . Aus Inverness abgesegelt am vierten Juli Anno Domini 1769. Nach Charleston, South Carolina.
    Bei der Ortsangabe runzelte er die Stirn, plötzlich unsicher. South Carolina. War das ihr eigentliches Ziel, oder konnte sie nicht näher herankommen? Ein schneller Blick in die anderen Register zeigte im Juli keine Schiffe nach North Carolina. Vielleicht hatte sie einfach das erste Schiff in die südlichen Kolonien genommen und beabsichtigte, auf dem Landweg weiterzureisen.
    Oder vielleicht hatte er sich geirrt. Ihn packte eine Kälte, die nicht vom Flußwind herrührte, der neben ihm durch die Fensterritzen drang. Er blickte noch einmal auf die Seite und war beruhigt. Nein, es war kein Beruf angegeben, wie das bei allen Männern der Fall war. Es war ganz sicher »Mrs.«, und daher mußte es auch »Briana« sein. Und wenn es »Briana« war, dann war es auch Brianna, das wußte er.
    Er stand auf und reichte seinem blonden Bekannten das Buch über die Theke.
    »Danke, Mann«, sagte er und verfiel entspannt in seinen üblichen, weichen Akzent. »Könnt Ihr mir sagen, ob zur Zeit ein Schiff im Hafen liegt, das bald in die amerikanischen Kolonien aufbricht?«
    »Oh, aye«, sagte der Bürogehilfe, während er geschickt mit einer Hand den Registerband verstaute und mit der anderen von einem Kunden eine Verladequittung in Empfang nahm. »Zufällig liegt hier die Gloriana ; sie fährt übermorgen nach Carolina.« Er betrachtete Roger von oben bis unten. »Emigrant oder Seemann?« fragte er.
    »Seemann«, sagte Roger prompt. Ohne die hochgezogene Augenbraue des anderen Mannes zu beachten, schwenkte er die Hand über den Wald aus Masten, der durch die verglasten Fenster zu sehen war. »Wo kann ich mich einschreiben?«
    Der Schreiber, der jetzt beide Augenbrauen hochgezogen hatte, wies kopfnickend zur Tür.
    »Ihr Kapitän schlägt seine Zelte im ›Klosterbruder‹ auf, wenn er im Hafen liegt. Bestimmt ist er jetzt auch da - Kapitän Bonnet.« Er verzichtete darauf, hinzuzufügen, was sein skeptischer Gesichtsausdruck deutlich sagte; wenn Roger ein Seemann war, dann war er, der Schreiber, ein afrikanischer Papagei.
    »Gut, mo ghille . Danke.« Mit einem angedeuteten Salut wandte sich Roger ab, drehte sich jedoch an der Tür noch einmal um und sah,
daß der Schreiber ihn immer noch beobachtete, ohne den Andrang seiner ungeduldigen Kunden zu beachten.
    »Wünscht mir Glück«, sagte Roger grinsend.
    Das Antwortgrinsen des Schreibers war mit einem Ausdruck versetzt, der Bewunderung oder Sehnsucht hätte sein können.
    »Viel Glück, Mann!« rief er und winkte zum Abschied. Als die Tür zuschlug, war er schon in ein Gespräch mit dem nächsten Kunden vertieft und hielt den Federkiel bereit.
     
    Wie angekündigt, fand er Kapitän Bonnet in der Kneipe, wo er sich in einer Ecke unter einer dichten, blauen Dunstwolke niedergelassen hatte, zu der die Zigarre des Kapitäns ihren Teil beitrug.
    »Euer Name?«
    »MacKenzie«, sagte Roger, einem plötzlichen Impuls folgend. Was Brianna konnte, konnte er auch.
    »MacKenzie. Irgendwelche Erfahrung, MacKenzie?«
    Ein Sonnenstrahl fiel auf das Gesicht des Kapitäns und brachte ihn zum Blinzeln. Bonnet zog sich in den Schatten der Bank zurück, und die Falten um seine Augen entspannten sich. Roger sah sich einem unangenehm durchdringenden Blick ausgesetzt.
    »Hab’ schon mal Heringe im Minch gefischt.«
    Das war nicht gelogen; er hatte als Teenager mehrfach den Sommer als Matrose auf einem Heringsfischerboot verbracht, das einem Bekannten des Reverend gehörte. Von dieser Erfahrung hatte er eine nützliche Muskelschicht zurückbehalten, ein gutes Ohr für den Singsang-Akzent der Inseln und eine hartnäckige Abneigung gegen Heringe. Doch zumindest hatte er schon einmal ein Tau in der Hand gespürt.
    »Aye, groß genug seid Ihr ja. Aber ein Fischer ist wohl kaum dasselbe wie ein Seefahrer.« Das

Weitere Kostenlose Bücher