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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Geräusche des Schiffes zu konzentrieren und den Lärm der Männer um ihn herum zu ignorieren.
    Ein Schiff war eine sehr musikalische Angelegenheit - der Gesang der Taue und Trossen im Wind, das Ächzen der hölzernen Winkel bei jedem Heben und Senken, das leise Klopfen und Murmeln auf der anderen Seite des Schotts in den dunklen Tiefen des Passagierraums im Zwischendeck. Er starrte auf das dunkle Holz, das von den Schatten der Laterne erleuchtet wurde, die über ihm hin- und herschwang, und begann, sich Brianna ins Gedächtnis zu rufen, die Linien ihres Gesichtes, ihres Haars und ihres Körpers, alles wurde in der Dunkelheit lebendig. Zu lebendig.
    Er konnte sich ihr Gesicht ohne Probleme vorstellen. Was dahinterlag, war schon schwieriger.
    Auch an Ruhe war nicht zu denken. Als sie durch die Steine gegangen war, hatte sie all seinen Seelenfrieden mit sich genommen. Sein Dasein war eine Mischung aus Furcht und Wut, gewürzt mit dem Schmerz des Verrats, als riebe man ihm Pfeffer in seine Wunden. Dieselben Fragen gingen ihm wieder und wieder unbeantwortet durch den Kopf wie eine Schlange, die ihrem eigenen Schwanz hinterherjagt.
    Warum war sie gegangen?
    Was machte sie nur?
    Warum hatte sie ihm nichts gesagt?
    Es war sein Bemühen, eine Antwort auf die erste Frage zu finden, das ihn wieder und wieder darüber nachdenken ließ, als würde ihm diese Antwort den Schlüssel zu dem gesamten Rätsel namens Brianna liefern.
    Ja, er war einsam gewesen. Wußte verdammt gut, wie es sich anfühlte, wenn man niemanden auf der Welt hatte, der zu einem gehörte oder zu dem man gehörte. Aber das war doch wohl einer der Gründe,
warum sie einander die Hände entgegengestreckt hatten - er und Brianna.
    Claire wußte es auch, dachte er plötzlich. Sie war verwaist gewesen, hatte ihren Onkel verloren - zu diesem Zeitpunkt war sie natürlich schon verheiratet gewesen. Aber sie war während des Krieges von ihrem Mann getrennt gewesen… ja, sie wußte einiges über das Alleinsein. Und deshalb war es ihr wichtig gewesen, Brianna nicht allein zurückzulassen, sicherzugehen, daß jemand ihre Tochter liebte.
    Nun, er hatte versucht, sie von ganzem Herzen zu lieben - versuchte es immer noch, dachte er grimmig und drehte sich in seiner Hängematte. Tagsüber unterdrückten die Anforderungen der Arbeit die zunehmenden Bedürfnisse seines Körpers. Nachts aber… war sie viel zu lebendig, die Brianna seiner Erinnerungen.
    Er hatte nicht gezögert; von dem Moment an, in dem er es begriffen hatte, hatte er gewußt, daß er ihr folgen mußte. Doch manchmal war er sich nicht sicher, ob er gekommen war, um sie zu retten oder um ihr etwas anzutun - egal, was, solange es die Dinge zwischen ihnen ein- für allemal ins reine brachte. Er hatte gesagt, er würde warten - doch er hatte lange genug gewartet.
    Doch das Schlimmste war nicht die Einsamkeit, dachte er und warf sich erneut unruhig herum, sondern der Zweifel. Zweifel an ihren Gefühlen und an den seinen. Panik, daß er sie nicht wirklich kannte.
    Zum ersten Mal seit seiner Reise durch die Steine begriff er, was sie gemeint hatte, als sie ihn zurückgewiesen hatte und erkannte die Klugheit hinter ihrem Zögern. Doch war es Klugheit und nicht einfach Angst?
    Wenn sie nicht durch die Steine gegangen wäre - hätte sie sich ihm schließlich doch mit ganzem Herzen zugewandt? Oder sich abgewandt, weil sie stets auf der Suche nach etwas anderem war?
    Es war blindes Vertrauen - sein Herz über einen Abgrund zu werfen und darauf zu bauen, daß jemand anders es auffangen würde. Seines befand sich immer noch im Flug über das Nichts, und die Landung war unsicher. Doch es flog noch.
    Die Geräusche auf der anderen Seite des Schotts waren verstummt, doch jetzt begannen sie wieder, auf jene heimliche, rhythmische Art, die ihm durch und durch vertraut war. Sie waren wieder dabei, wer auch immer sie waren.
    Sie machten es fast die ganze Nacht, wenn die anderen eingeschlafen waren. Zuerst hatten ihm die Geräusche nur seine Isolation zu Bewußtsein gebracht, allein mit Briannas brennendem Geist. Es schien keine Möglichkeit wirklicher, menschlicher Wärme zu geben, keine
Vereinigung der Herzen oder Gedanken, nur die animalischen Tröstungen eines Körpers, an den man sich in der Dunkelheit klammern konnte. Gab es für einen Menschen wirklich mehr als das?
    Doch dann begann er, etwas anderes in den Geräuschen zu hören, halb aufgeschnappte Worte der Zärtlichkeit, leise, flüchtige Geräusche der Bestätigung, die

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