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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Flucht.
    Und weiter abwärts, ein krabbelnder Abstieg über die feuchte, rissige Oberfläche eines sieben Meter hohen Felsens, wobei er sich an den Pflanzen festhielt, an denen er halb vorbeifiel, Wurzeln, die sich lösten, Hände, die in Schlammlöchern versanken, Finger, die sich an unsichtbaren Steinen stießen. Er landete hart am Boden und bückte sich keuchend.
    Einer von ihnen war direkt hinter ihm und kam rückwärts den Felsen heruntergeklettert. Er riß sich die Schlinge ab, die er immer noch um den Hals trug, und peitschte damit über die Hände des Indianers. Der Mann verlor den Halt; er ließ los, rutschte abwärts und landete schief. Roger warf ihm die Schlinge über den Kopf, versetzte ihr einen heftigen Ruck und floh. Der Mann blieb auf den Knien zurück, würgend, die Hände an dem Seil um seinen Hals.
    Bäume. Er brauchte Deckung. Er sprang über einen umgestürzten Baumstamm, stolperte und überschlug sich, war wieder auf den Beinen
und rannte. Bergauf, ein Fichtendickicht ein kleines Stück weiter droben. Hämmernden Herzens trat er fest mit den Füßen auf und erklomm den Abhang in großen Sätzen.
    Er stürzte sich zwischen die Fichten, kämpfte sich durch eine Million Nadelstiche hindurch, blind, die Augen zum Schutz gegen die zuschlagenden Zweige geschlossen. Dann gab der Boden unter ihm nach, und er stürzte, während Himmel und Äste um ihn verschwammen.
    Er blieb hängen, halb zusammengerollt, und es verschlug ihm den Atem; er hatte gerade soviel Verstand, um sich fester zusammenzurollen und weiterzukollern, prallte an Felsen und Baumschößlingen ab, löste einen Schauer aus Schmutz und Nadeln aus, polterte und purzelte abwärts.
    Er kam donnernd in einem Gewirr von Holzstämmen zum Halten, blieb einen Augenblick hängen, glitt dann ganz hinab und landete mit einem dumpfen Aufprall. Schwindelig und blutend lag er einen Moment still, wälzte sich dann schmerzerfüllt auf die Seite und wischte sich den Schmutz und das Blut aus dem Gesicht.
    Er blickte suchend auf. Da waren sie. Alle beide, an der Spitze des Abhangs. Sie kamen vorsichtig neben dem Felsvorsprung herunter, von dem er gefallen war.
    Auf Händen und Knien tauchte er zwischen die holzigen Stämme und kroch um sein Leben. Zweige bogen sich, spitze Enden stachen auf ihn ein, und Kaskaden aus Staub, toten Blättern und Insekten fielen von den höheren Zweigen herunter, während er sich vorwärtsschob und sich einen Durchgang durch die dichtgewachsenen Stämmchen bahnte, sich wand und drehte und den Lücken folgte, die er fand.
    Hölle war sein erster zusammenhängender Gedanke. Er war in einem höllischen Rhododendrondickicht gelandet. Bei dieser verspäteten Erkenntnis verlangsamte er seine Flucht - falls man es denn »Flucht« nennen konnte, wenn man sich etwa drei Meter in der Stunde vorwärtsbewegte.
    Die tunnelähnliche Lücke, in der er sich befand, war zu eng, als daß er sich hätte umdrehen können, doch er schaffte es, hinter sich zu sehen, indem er den Kopf zur Seite schob und den Hals reckte. Da war nichts; nichts als feuchte, muffige Dunkelheit, von schwachem Streulicht erhellt und von aufgewirbeltem Staub erfüllt. Es war nichts zu sehen außer den Stämmchen und biegsamen Zweigen des Rhododendrondickichts.
    Seine zitternden Gliedmaßen gaben nach, und er brach zusammen.
Einen Augenblick lag er zwischen den Stämmchen zusammengerollt und atmete den Moschusgeruch verrottender Blätter und feuchter Erde ein.
    »Du wolltest doch Deckung, Kumpel«, murmelte er vor sich hin. Sein Körper begann zu schmerzen. Er hatte an einem Dutzend Stellen blutende Schürfwunden. Selbst in dem gedämpften Licht sahen seine Fingerspitzen wie rohes Fleisch aus.
    Er führte eine langsame Inventur seiner Verletzungen durch und lauschte dabei ständig auf Verfolgungsgeräusche. Es überraschte ihn kaum, daß es keine gab. Er hatte in den Wirtshäusern von Cross Creek von solchen »Rhododendronhöllen« gehört; halb prahlerische Geschichten von Jagdhunden, die ein Eichhörnchen in eins dieser weitverzweigten Dickichte gejagt, sich hoffnungslos verlaufen hatten und nie wieder aufgetaucht waren.
    Roger hoffte, daß diese Geschichten mit einem guten Schuß Übertreibung gewürzt waren, obwohl er sich nicht beruhigt fühlte, als er sich gründlich umsah. Das wenige Licht hatte keine Richtung. Wohin er blickte, sah alles gleich aus. Herabhängende Büschel kühler, ledriger Blätter, dicke Stämme und schlanke Zweige, die sich fast undurchdringlich

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