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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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und wartete schweigend, während Hodgepile die Tür hochhievte und sie anlehnte. Briannas Herz klopfte heftig, sie konnte jeden einzelnen Schlag wie einen Hieb gegen ihre Brust spüren.
    Eine rote Ziegeltreppe führte hinunter in die Dunkelheit. Hodgepile holte den Ring mit seinen Schlüsseln hervor und zählte sie in der Insel aus Laternenlicht durch, um sicherzugehen, daß er den richtigen hatte, bevor er hinabstieg. Er blinzelte Brianna skeptisch an, dann winkte er ihnen, ihm zu folgen.
    »Gut, daß sie die Treppe breit genug für Rumfässer gemacht haben«, murmelte sie Lord John zu und hielt seinen Arm fest, während sie sich Schritt für Schritt hinabließ.
    Ihr war sofort klar, wieso Hodgepile sich hier unten keine Sorgen um ein Feuer machte; die Luft war so feucht, daß sie nicht überrascht gewesen wäre, Pilze aus den Wänden sprießen zu sehen. Irgendwo hörte man Wasser tropfen, und das Licht der Laterne wurde von feuchten Ziegeln zurückgeworfen. Küchenschaben zerstoben in Panik vor dem Licht, und die Luft roch nach Moder und Schimmel.
    Sie erinnerte sich kurz an die Penizillinzucht ihrer Mutter, weniger kurz an ihre Mutter, und es schnürte ihr die Kehle zu. Dann war sie da, und sie konnte nicht länger verhindern, daß ihr zu Bewußtsein kam, was sie hier eigentlich machte.
    Hodgepile kämpfte mit dem Schlüssel, und die Panik, die sie den ganzen Tag unterdrückt hatte, überflutete sie. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte, was sie tun sollte. Was wollte sie hier eigentlich?
    Lord John drückte ihr zur Ermutigung den Arm. Sie atmete die feuchtkalte Luft in einem tiefen Zug ein, duckte sich und trat ein.
    Er saß auf einer Bank am anderen Ende der Zelle, den Blick auf die Tür gerichtet. Er hatte eindeutig jemanden erwartet - er hatte die Schritte vor der Tür gehört -, doch sie war es nicht. Er fuhr erschrokken zusammen, und seine grünen Augen blitzten kurz auf, als das Licht über ihn hinwegstrich.
    Sie lehnte sich an die Holztür und studierte ihn schweigend.
    Er kam ihr kleiner vor, als sie ihn in Erinnerung hatte. Vielleicht lag es nur daran, daß sie jetzt so viel umfangreicher war?
    »Wißt Ihr, wer ich bin?« Es war eine winzige Zelle mit einer niedrigen Decke ohne Hall. Ihre Stimme klang leise, aber klar.
    Er legte den Kopf zur Seite und überlegte.

    »Ich hatte nicht das Gefühl, daß du besonders wild darauf warst, mir deinen Namen zu sagen, Schätzchen.«
    »Nennt mich nicht so!« Ihr Wutausbruch überraschte sie, und sie würgte ihn herunter und ballte hinter ihrem Rücken die Hände zu Fäusten. Wenn sie hierher gekommen war, um Vergebung zu üben, dann war das kein guter Anfang.
    Er zuckte mit den Achseln, freundlich, aber kühl.
    »Wie Ihr wünscht. Nein, ich weiß nicht, wer Ihr seid. Ich kenne Euer Gesicht - und ein paar andere Stellen« - seine Zähne glänzten kurz zwischen den blonden Bartstoppeln hervor -, »aber nicht Euren Namen. Ich schätze aber, daß Ihr ihn mir sagen wollt?«
    »Ihr erkennt mich also?«
    Er atmete durch gespitzte Lippen ein und aus und betrachtete sie sorgfältig. Er sah ziemlich mitgenommen aus, doch das hatte seiner Selbstsicherheit nicht geschadet.
    »Oh, das tue ich in der Tat.« Er machte einen belustigten Eindruck, und sie hätte am liebsten den Raum durchquert und ihn fest geohrfeigt. Statt dessen holte sie tief Luft. Das war ein Fehler - sie konnte ihn riechen.
    Ohne Vorwarnung kam ihr plötzlich und heftig die Galle hoch. Ihr war bis jetzt nicht schlecht gewesen, doch sein Gestank kehrte ihr Inneres nach außen. Sie hatte kaum genug Zeit, um sich abzuwenden, bevor die Flut aus Galle und halbverdautem Essen hochgeschossen kam und auf den feuchten Ziegelboden klatschte.
    Sie lehnte sich mit der Stirn an die Wand, während kalte und heiße Wellen sie überliefen. Schließlich wischte sie sich den Mund ab und drehte sich um.
    Er saß immer noch da und beobachtete sie. Sie hatte die Laterne auf den Boden gestellt. Sie warf ein gelbes Flackern an die Decke und meißelte sein Gesicht aus den Schatten in seinem Rücken. Er hätte eine Bestie sein können, angekettet in ihrer Höhle; in seinen blaßgrünen Augen war nur Argwohn zu sehen.
    »Mein Name ist Brianna Fraser.«
    Er nickte und wiederholte ihn.
    »Brianna Fraser. Sicher, ein hübscher Name.« Er lächelte kurz mit zusammengepreßten Lippen. »Und?«
    »Meine Eltern sind James und Claire Fraser. Sie haben Euch das Leben gerettet, und Ihr habt sie ausgeraubt.«
    »Ja.«
    Er sagte es

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