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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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vollkommen beiläufig, und sie starrte ihn an. Er starrte zurück.

    Sie fühlte einen wilden Drang zu lachen, so unerwartet, wie der Übelkeitsanfall gewesen war. Was hatte sie erwartet? Reue? Entschuldigungen? Von einem Mann, der sich Dinge nahm, weil er sie haben wollte?
    »Wenn Ihr in der Hoffnung gekommen seid, die Juwelen zurückzubekommen, so fürchte ich, daß ihr zu lange gewartet habt«, sagte er freundlich. »Ich habe den ersten verkauft, um mir ein Schiff zu kaufen, und die anderen beiden sind mir gestohlen worden. Vielleicht findet Ihr das gerecht; für mich selbst wäre es ein schwacher Trost.«
    Sie schluckte und schmeckte Galle.
    »Gestohlen? Wann denn?«
    Mach dir keine Gedanken um den Mann, der ihn hat , hatte Roger gesagt. Wahrscheinlich hat er ihn selbst gestohlen.
    Bonnet rutschte auf der Holzbank herum und zuckte mit den Achseln.
    »Vor ungefähr vier Monaten. Wieso?«
    »Nur so.« Also hatte Roger es geschafft; er hatte sie - die Steine, die für sie beide die sichere Rückreise hätten bedeuten können. Ironie des Schicksals.
    »Ich erinnere mich, daß da auch noch ein Schmuckstück war - ein Ring, nicht wahr? Aber den habt Ihr ja wieder.« Er lächelte, und diesmal zeigte er seine Zähne.
    »Ich habe dafür bezahlt.« Eine Hand wanderte automatisch zu ihrem Bauch, der unter dem Umhang rund und hart geworden war wie ein Basketball.
    Sein Blick verweilte mit einem Anflug von Neugier auf ihrem Gesicht.
    »Haben wir denn noch etwas auszuhandeln, Süße?«
    Sie holte tief Luft - diesmal durch den Mund.
    »Man hat mir gesagt, daß Ihr hängen werdet.«
    »Das hat man mir auch gesagt.« Er rutschte wieder auf der harten Holzbank hin und her. Er reckte seinen Kopf zur Seite, um seine Halsmuskeln zu entspannen, und warf einen Blick zu ihr hinauf. »Ihr seid aber nicht aus Mitleid hier, schätze ich.«
    »Nein«, sagte sie nachdenklich. »Um ehrlich zu sein, werde ich sehr viel besser schlafen, wenn Ihr erst tot seid.«
    Er starte sie einen Moment lang an und brach dann in Gelächter aus. Er lachte so heftig, daß es ihm die Tränen in die Augen trieb; er wischte sie achtlos weg, indem er den Kopf verdrehte, um sein Gesicht an seiner hochgezogenen Schulter abzuwischen, dann richtete er sich auf, die Spuren des Lachens immer noch im Gesicht.

    »Was wollt Ihr dann von mir?«
    Sie öffnete den Mund, um zu antworten, und ganz plötzlich löste sich die Verbindung zwischen ihnen auf. Sie hatte sich nicht bewegt, fühlte sich aber, als hätte sie mit einem Schritt einen unüberwindlichen Abgrund überquert. Jetzt stand sie sicher auf der anderen Seite, allein. Herrlich allein. Er konnte sie nicht mehr berühren.
    »Nichts«, sagte sie, ihre Stimme klar in ihren Ohren. »Ich will nicht das Geringste von Euch. Ich bin gekommen, um Euch etwas zu geben.«
    Sie öffnete ihren Umhang und fuhr mit den Händen über die Rundung ihres Bauches. Der kleine Bewohner räkelte und wälzte sich, seine Berührung eine blinde Liebkosung von Hand und Bauch, intim und fern zugleich.
    »Von Euch«, sagte sie.
    Er blickte auf ihren Kugelbauch und dann zu ihr.
    »Es haben schon ganz andere Huren versucht, mir ihre Brut aufzuhalsen«, sagte er. Doch er sprach ohne Heftigkeit, und sie meinte, eine neue Ruhe hinter dem Argwohn in seinen Augen zu sehen.
    »Haltet Ihr mich für eine Hure?« Es war ihr egal, ob er es tat oder nicht, obwohl sie es bezweifelte. »Ich habe keinen Grund zu lügen. Ich habe Euch schon gesagt, daß ich nichts von Euch will.«
    Sie zog den Umhang wieder zusammen und bedeckte sich. Dann richtete sie sich auf und spürte, wie bei der Bewegung der Schmerz in ihrem Rücken nachließ. Es war geschehen. Sie konnte gehen.
    »Ihr werdet sterben«, sagte sie zu ihm, und obwohl sie nicht aus Mitleid gekommen war, stellte sie überrascht fest, daß sie es empfand. »Wenn es Euch das Sterben erleichtert zu wissen, daß etwas von Euch auf der Erde zurückbleibt - dann sollt Ihr dieses Wissen gerne haben. Aber ich bin jetzt mit Euch fertig.«
    Sie drehte sich um, um die Laterne aufzuheben, und sah zu ihrer Überraschung die Tür einen Spaltbreit offenstehen. Ihr blieb keine Zeit, auf Lord John wütend zu sein, weil er gelauscht hatte, weil die Tür jetzt vollständig aufschwang.
    »Tja, war ja’ne elegante Rede, Ma’am«, sagte Sergeant Murchison besonnen. Dann lächelte er breit und brachte den Kolben seiner Muskete auf eine Höhe mit ihrem Bauch. »Aber ich kann nicht sagen, daß ich schon ganz mit Euch fertig

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