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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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verschwenderischer Großzügigkeit wieder ersetzt.
    Ich hatte diese Bibelstelle schon immer dubios gefunden. Ein Kamel mochte vielleicht wie das andere sein, aber bei Kindern schien mir die Sache doch anders zu liegen. Vielleicht kam es Hiob ja wie ausgleichende Gerechtigkeit vor, daß man ihm die Kinder ersetzte, doch ich hatte den Verdacht, daß die Mutter der toten Kinder vielleicht anderer Meinung gewesen war.
    Da ich nicht stillsitzen konnte, ging ich wieder zum Fenster und sah blicklos in den Garten hinaus.
    Es war nicht einfach nur Aufregung, die mein Herz zum Rasen und meine Hände zum Schwitzen brachte; es war Angst. So, wie die Dinge in Schottland standen - wie sie seit dem Aufstand gestanden hatten - würde es nicht schwierig sein, Emigrationswillige zu finden.
    Ich hatte auf den Westindischen Inseln und in Georgia Schiffe anlegen und ihre Emigrantenfracht ausspeien sehen, so ausgemergelt und überanstrengt von der Überfahrt, daß sie mich an die Opfer von Konzentrationslagern erinnerten - klapprig wie lebende Leichen nach zwei Monaten unter Deck.
    Obwohl die Reise teuer und beschwerlich war, obwohl es schmerzte, sich für immer von Freunden, Familie und Heimat zu trennen, riß der Einwandererstrom nicht ab. Zu Hunderten und Tausenden trugen sie ihre Kinder - wenn sie die Reise überlebten - und ihre Besitztümer in kleinen, zerlumpten Bündeln an Land. Sie flohen vor Armut und Hoffnungslosigkeit und strebten nicht nach Reichtum, sondern hofften nur, irgendwo im Leben Fuß fassen zu können. Hofften auf eine Chance.
    Ich hatte im vergangenen Winter nicht viel Zeit auf Lallybroch verbracht, doch ich wußte, daß einige der Pächter nur durch die Großzügigkeit
Ians und des jungen Jamie überlebten, da ihre eigenen Parzellen nicht genug zum Leben hergaben. Diese Großzügigkeit wurde ihnen zwar ohne Zögern gewährt, doch sie war nicht unerschöpflich; ich wußte, daß die mageren Ressourcen des Gutes oft bis an die Grenzen des Machbaren gestreckt wurden.
    Neben Lallybroch gab es noch die Schmuggler, die Jamie aus Edinburgh kannte, und die illegalen Whiskybrenner in den Highlands - eine ganze Anzahl von Männern, die in die Gesetzlosigkeit gedrängt worden waren, um ihre Familien zu ernähren. Nein, Emigrationswillige zu finden würde für Jamie kein Problem sein.
    Das Problem war, daß er nach Schottland reisen mußte, um die passenden Männer zu rekrutieren. Und vor meinem inneren Auge sah ich einen Grabstein aus Granit in einem schottischen Friedhof, auf einem Hügel hoch über den Mooren und der See.
    JAMES ALEXANDER MALCOLM MACKENZIE FRASER stand darauf, und darunter war mein eigener Name eingemeißelt - Verbunden mit Claire über den Tod hinaus.
    Ich würde ihn in Schottland begraben. Doch auf dem Stein hatte kein Datum gestanden, als ich dort gewesen war, heute in zweihundert Jahren; kein Hinweis darauf, wann der Schlag fallen würde.
    »Noch nicht«, flüsterte ich und krallte die Hände in meinen seidenen Unterrock. »Ich habe ihn doch nur so kurz gehabt - o Gott, bitte noch nicht!«
    Wie zur Antwort ging die Tür auf, und James Alexander Malcolm MacKenzie Fraser trat ein, eine Kerze in der Hand.
    »Du bist sehr leichtfüßig, Sassenach. Ich sehe schon, daß ich dir eines Tages doch beibringen muß, wie man jagt. Wo du dich so gut anschleichen kannst.«
    Ich entschuldigte mich nicht dafür, daß ich gelauscht hatte, sondern trat zu ihm, um ihm bei seinen Westenknöpfen zu helfen. Trotz der späten Stunde und des Weinbrands war sein Blick klar und wach und sein Körper reagierte sofort, als ich ihn berührte.
    »Mach besser die Kerze aus«, sagte ich. »Die Mücken werden dich bei lebendigem Leib verspeisen.« Zur Demonstration zerdrückte ich einen Moskito auf seinem Hals und zerrieb den zarten Körper zwischen meinen Fingern zu einer Blutspur.
    Ich nahm nicht nur den Geruch von Brandy und Zigarrenrauch an ihm wahr, sondern auch den Duft der Nacht und einen würzigen Hauch von Nicotiana; also war er zwischen den Blumen im Garten spazierengegangen. Das tat er gern, wenn er beunruhigt oder aufgeregt war - und beunruhigt schien er nicht zu sein.

    Er seufzte und spannte die Schultermuskeln an, als ich ihm den Rock abnahm. Sein Hemd darunter war schweißnaß, und er lüpfte es mit einem Laut unterdrückten Abscheus.
    »Ich verstehe nicht, wie die Leute sich in dieser Hitze so anziehen können. Dagegen kommen einem die Wilden mit ihrem Lendenschurz geradezu vernünftig vor.«
    »Es wäre auch sehr viel

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