Der Ruf der Wellen: Roman (German Edition)
auf und zuckte. Ein Schluchzen entfuhr ihrer Kehle und endete in seinem Namen.
Und dann hatte er sich so weit in ihr verloren, dass er sich tiefer und tiefer fallen ließ.
Während sich die Sonne über der Westindischen See senkte, nippte VanDyke Tausende von Meilen entfernt an seinem Cognac. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag der jüngste Bericht über die Aktivitäten der Beaumont-Lassiter-Expedition, und was er dort las, gefiel ihm ganz und gar nicht.
Es sah ganz danach aus, als ob sie immer noch mit den Überresten der Marguerite beschäftigt wären. Keiner seiner Kontaktmänner auf Saint Kitts oder Nevis hatten jedoch konkrete Neuigkeiten geliefert. Allem Anschein nach war es ein Arbeitsurlaub, aber VanDyke war keineswegs davon überzeugt.
Sein Instinkt sandte Warnsignale aus.
Vielleicht ist es an der Zeit, auf diese Signale zu hören, überlegte er. Ein Abstecher zu den Westindischen Inseln wäre keine üble Idee. Wenigstens würde ihm die Reise Gelegenheit geben, Tate Beaumont gegenüber seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen.
Und wenn die Lassiters ihn nach all den Jahren nicht zum Fluch der Angelique führen wollten, war es höchste Zeit, sich ihrer zu entledigen.
DRITTER TEIL
Zukunft
Alle Zukunft wird durch
die Gegenwart erworben.
SAMUEL JOHNSON
Erstes Kapitel
T ate fragte sich, ob diese Nacht etwas verändert hatte. Ihrer Erfahrung nach war das am nächsten Morgen meistens der Fall. Beim Aufwachen hatte sie erleichtert festgestellt, dass sie allein war. Wenigstens hatte sie so Gelegenheit, in Ruhe zu duschen und nachzudenken.
Soweit sie sich erinnern konnte, hatten sie in der vergangenen Nacht kaum geredet. Allerdings wäre es auch schwierig gewesen, eine einigermaßen vernünftige Unterhaltung zu führen, wenn die Gehirnzellen durch heißen, unermüdlichen Sex ausgeschaltet waren.
Sie atmete tief durch und schlüpfte in den flauschigen Hotelbademantel. Was den Sex anging, so war ihr Körper in völlig neue Dimensionen vorgedrungen. Matthew Lassiter würde schwer zu überbieten sein.
Sie griff nach dem Fön, betrachtete sich in dem beschlagenen Spiegel und musste grinsen.
Und warum auch nicht? fragte sie sich. Sie hatte eine unglaubliche Nacht hinter sich, die ihr System ordentlich durcheinander gebracht hatte. Und wenn sie sich nicht sehr täuschte, hatte sie selbst auch einiges durcheinander gebracht.
Aber inzwischen stand die Sonne am Himmel, und es war höchste Zeit, sich wieder mit der Realität auseinander zu setzen. Sie hatten eine Aufgabe zu erledigen, und obwohl sich die Spannungen zwischen ihnen wunderbar aufgelöst hatten, würde es vermutlich auch weiterhin immer wieder zu Auseinandersetzungen kommen.
Es erschien ihr ungerecht, dass zwei Menschen, die körperlich
so gut zusammenpassten, in anderen Bereichen überhaupt nicht auf einer Linie lagen.
Kompromisse, dachte sie und seufzte, sind die einzige Lösung.
Als ihr Haar fast trocken war, fuhr sie sich mit der Zunge über die Zähne und wünschte sich, das geschmackvoll eingerichtete Bad würde die Annehmlichkeit einer Zahnbürste bieten. In dem Moment kam Matthew durch die Glastür.
»Oh, hallo.«
»Selber hallo.« Er warf ihr eine kleine Tüte zu. Sie sah hinein und schüttelte den Kopf.
»Du hast meine Gedanken gelesen«, stellte sie fest und nahm eine Zahnbürste heraus.
»Gut. Und jetzt darfst du meine lesen.«
Was sich als nicht sonderlich schwierig erwies, denn er kam auf sie zu, hob sie hoch und legte sie wieder auf das Bett.
»Matthew, also wirklich …«
»Genau.« Grinsend zog er sein Hemd aus. »Also wirklich.«
Etwa eine Stunde später kam die neue Zahnbürste endlich zum Einsatz.
»Ich habe mich gefragt …«, begann sie, als sie über den Strand zum Pier schlenderten.
»Was hast du dich gefragt?«
»Wie wir damit umgehen wollen.«
»Womit?« Er nahm ihre Hand. »Mit unserer Beziehung? Wie kompliziert hättest du es denn gern?«
»Ich will es nicht kompliziert machen, ich will nur –«
»… ein paar Grundregeln festlegen«, beendete er ihren Satz, dann wandte er sich ihr zu, um sie vor den versammelten und inzwischen breit grinsenden Crewmitgliedern des hoteleigenen Ausflugsbootes zu küssen. »Du bist eben unverbesserlich, Rotschopf.«
Sobald sie im Beiboot saß, legte er ab, winkte der Crew zu und ließ den Motor an. Er fühlte sich unglaublich gut.
»Was hast du nur gegen Regeln?«
Wieder grinste er und wendete geschickt das Boot. »Ich bin verrückt nach dir.«
Das traf
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