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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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Rehrücken und Wintergemüse als Beilage sprachen sie über belanglose Dinge. Barlow war ein alter Mann mit buschigen Augenbrauen, die wie Raupen über seine Stirn krochen. Er war krank gewesen, als John das letzte Mal nach Frankreich aufgebrochen war, so krank, dass John gezögert hatte abzureisen. Aber heute Abend sah Barlow wie das blühende Leben aus. Selbst sein normalerweise von der Gicht schmerzende Fuß schien ihn in Ruhe zu lassen. John fragte sich, ob er Barlow von den Straßenräubern berichten sollte, die vielleicht keine Straßenräuber gewesen waren. Aber er war sich nicht sicher. Während das Trifle serviert wurde, erwähnte John einen heißen Tipp für das Frühlingsrennen in Newmarket. »Turvey hat seine alten Pferde auf die Weide geschickt«, sagte er, während der Kellner eine Flasche Brandy, ein Tablett mit Käse und eine Kiste mit Zigarren auf dem Tisch abstellte. »Und er hat eine neue Trainingsmethode. Sie sollten seine Pferde einmal laufen sehen.«
    Die Tür schloss sich leise hinter dem Ober. Beide Männer zündeten sich eine Zigarre an. Der Rauch vermischte sich mit dem Duft des Lavendelwassers, das Barlow trug – eine Spur zu stark für Johns Geschmack. Er zog an seiner Zigarre, lehnte sich zurück und sah zu, wie Barlow den Rauch ausstieß und die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas aus geschliffenem Kristall schwenkte. »Sie haben mich gewiss nicht zum Dinner eingeladen, weil Sie sich das Vergnügen gönnen wollten, mich rauchen zu sehen.«
    Barlow schaute auf, seine alten Augen blickten scharf. »Wir könnten einen Weg zu der Information aufgetan haben, die wir brauchen«, sagte er langsam. »Aber es gibt dabei ein kleines Problem.«
    Wusste er bereits, wer der neue Kopf des französischen Geheimdienstnetzes war? Barlow war in der Tat erstaunlich. John lachte leise. »Nichts, womit Sie nicht fertig würden.«
    »Seien Sie sich da nicht so sicher, junger Mann«, schnaubte Barlow. »Nicht, bevor Sie die Situation kennen.«
    John fühlte sich nicht gekränkt. Die Lage musste in der Tat diffizil sein, wenn sie Barlow so reizbar machte.
    »Ein französischer Agent, der mit den höchsten Kreisen des französischen Geheimdienstes vertraut ist, war an Bord einer Fregatte, die die Blockade bei Brest durchbrochen hat«, sagte Barlow. »Er war unter den Passagieren, die in Spanien von Bord gingen, um nach Gibraltar weiterzureisen.«
    »Das klingt vielversprechend. Ich bin sicher, unsere kühnen Landsmänner in der Navy haben ihn sich geschnappt.«
    Barlows üppige Augenbrauen schnellten nach unten. »Sein Name ist Dupré.«
    »Ihre Vernehmungsbeamten sind sehr gut darin, Franzosen zum Parlieren zu bringen.« John nahm einen Schluck Brandy und beobachtete Barlow. Der alte Mann war wirklich recht aufgebracht.
    »Wenn man einen Mann auf die harte Tour befragt, bekommt man falsche Antworten. Das bringt nichts.«
    John wollte nicht über Barlows Definition von »harter Tour« nachdenken. Das war Teil des Geschäfts. Dieser bedauernswerte französische Bursche würde wie ein Kanarienvogel singen und alles und jeden beim Namen nennen. John zog an seiner Zigarre und schaute zu, wie der Rauch zur Decke emporstieg. »Sie wollen, dass ich sein Vertrauen gewinne und ihm seine Geheimnisse entlocke.«
    Barlow nickte. »Sie werden die Rolle eines Mitgefangenen spielen. Ihr Französisch ist perfekt.«
    Johns Gedanken eilten voraus. »Es darf kein Ort sein, an dem die Gefangenen in Einzelzellen untergebracht sind. Es würde zu lange dauern, ihm näher zu kommen. Wie wäre es mit einem Gefängnisschiff im Hafen von Portsmouth?«
    Barlow beugte sich eifrig vor. »Ausgezeichnete Idee! Sie werden zusammen untergebracht, unter mäßiger Bewachung. Es wird leicht sein, ihn dazu zu bringen, Ihnen zu vertrauen …«
    »Falls ich herausfinden kann, was Sie wissen wollen, müssen Sie den Kerl nicht mehr befragen. Das würde nur offenbaren, dass es ein Leck gegeben hat, und das wäre der Geheimhaltung unserer Bemühungen abträglich.«
    Barlows Lächeln war das eines Raubtiers, das über seiner Beute kauerte. »Genau.«
    »Wo ist dieser Dupré jetzt?«
    »Irgendwo auf dem Atlantik zurück nach England unterwegs. Ich habe diese Information von einem Schiff der Navy. Die Fregatte wird eine Woche später als geplant eintreffen. Eine Woche, um die Gefangenen auf dem Gefängnisschiff unterzubringen … Rechnen Sie damit, in zwei Wochen von mir zu hören.«
    John trank den Rest seines Brandys und drückte die Zigarre aus.

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