Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
Donnerstagabend in der Hay Hill Street. Mutig. Wollen wir uns nach seinem Befinden erkundigen?«
»Natürlich«, murmelte Beatrix. »Ich bin sehr interessiert an seinem Befinden.«
Ponsonby führte sie durch den Saal zu Langley. »Langley, hören Sie, haben Sie Ihr Martyrium überlebt? Ich wette, Ihnen hat ganz schön der Schädel gebrummt!«
»Nicht der Rede wert.« Er verbeugte sich. »Lady Lente.« Seine Stirn wies eine bunt gefärbte Beule unter der lässigen Haarlocke auf.
»Überrascht, mich zu sehen?«, fragte sie und zog eine Augenbraue hoch.
»Ganz und gar nicht.« Er sah ernst aus. »Ich habe Sie zu dieser Stunde erwartet.«
Aber am Donnerstag noch hatte er gedacht, sie hätte keine Einladung erhalten. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie sich ins Hintertreffen gebracht hatte, falls er erfuhr, dass sie versucht hatte, eine Einladung zu bekommen, um seine Herausforderung zu parieren. Es war zum Verrücktwerden, dass sie so durchschaubar war!
»Hören Sie, Langley, woher kennen Sie die Gräfin? Sie waren doch einen Monat lang nicht in der Stadt!« Ponsonby sah von einem zum anderen. »Berkeley Square … Sie wollen doch nicht sagen, Sie waren auf dem Weg zu … als Sie –«
»Ganz recht, ich wurde an dem Abend bei der Gräfin erwartet«, bestätigte Langley.
»Genau genommen wurde er am Dienstag erwartet und kam zwei Tage zu spät«, stellte Beatrix richtig.
»Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die Verabredung einzuhalten.« Lachten seine Augen sie etwa aus?
»Nein. Nach Ponsonbys Schilderung haben Sie lediglich drei Strolche in die Flucht geschlagen.«
Langleys Blick glitt lässig zu dem jüngeren Mann. »Sie sind also Bessboroughs Sohn.«
Ponsonby schlug die Hacken zusammen und verbeugte sich. »Zu Ihren Diensten.«
»Ich höre, die 12. Leichten könnten in Kürze nach Spanien aufbrechen.«
»Ich habe noch nichts von einem solchen Befehl gehört«, sagte Ponsonby überrascht. »Nicht, dass ich nicht darauf brennen würde, dass endlich etwas passiert. Unsere Jungs sind ganz wild darauf, sich unter Wellington ins Getümmel zu stürzen.«
»Er scheint vielversprechend zu sein als General«, stimmte Langley ihm zu. »Auch wenn das niemanden in der Regierung recht zu interessieren scheint. Sie halten ihn knapp mit Geld und Ausrüstung, und er bekommt nur halb so viele Männer, wie er braucht.
»Nicht jeder versteht die Rolle, die die spanische Halbinsel in der Gesamtstrategie dieses Krieges spielt«, erklärte Ponsonby. »Wenn wir Europa nicht zeigen, dass Napoleon nicht unbesiegbar ist, werden Aufstände den Kontinent überziehen wie Maiblumen, und die Allianz mit Russland wird sicherlich zerbrechen.«
»Aber wenn die Marionettenregierungen fort sind, wer wird sie ersetzen? Schwache Regierungen im Exil oder unglückselige Koalitionen …« Langley schüttelte den Kopf und setzte an, um weiterzusprechen.
Da klatschte Beatrix in die Hände. »Keine Politik.« Sie erntete verdutzte Blicke. »Politik langweilt mich.«
»Und was wäre das Maß für den Wert eines Themas?«, sagte Langley gedehnt, während er sich fasste.
»Höflichkeit sollte größer als der Wunsch sein, Ihre Begleiter zu langweilen«, gab Beatrix zurück.
»Vielleicht«, sagte Langley zu Ponsonby, »wird das Wetter morgen gut. Rechnen Sie mit Wind?«
Ponsonby schaute Beatrix nervös an.
»Ich erwarte Sturm, falls die heutige Nacht als Vorbote zu betrachten ist«, stellte Beatrix trocken fest. Das Orchester stimmte gerade einen Walzer an. Sie konnte spüren, wie Ponsonby sich sammelte. Sie ergriff die Initiative und wandte sich an Langley. »Hat Ihre Schulter sich genügend erholt für einen Walzer?«
Sie sah mit Genugtuung, dass sie ihn verwirrt hatte – wenn nicht dadurch, ihn dreist zum Tanzen aufgefordert zu haben, so doch durch die Tatsache, dass sie seine geheime Verletzung erwähnt hatte und er nicht wusste, wie sie davon erfahren hatte.
»Für einen Walzer bin ich immer zu haben.« Er reichte ihr seinen gesunden rechten Arm, während Ponsonby mit offenem Mund zusah.
Beatrix legte die Hand auf seinen Unterarm. Der Stoff eines Hemdes, ihr Handschuh und sein Rock lagen zwischen ihnen. Dennoch war ihr, als könnte sie seine Kraft spüren, die Wärme seiner Haut, seine Körperlichkeit, und alles nur, weil Unterarm auf Unterarm lag. Du lieber Gott, er fühlte sich so männlich an!
Langley führte sie zur Tanzfläche. Sie überließen Ponsonby sich selbst. Langley nickte, und Amüsement lauerte in
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