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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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erwartet hatte, aber der Mann gewann noch immer nicht. Sein Mangel an Können machte es John noch schwerer, ihn zu durchschauen. Er schien nicht an Johns Glück im Spiel zu glauben, und eine unheilvolle Vorahnung machte sich in Johns Brust breit. Würde er den Mann je dazu bekommen, ihm sein Geheimnis zu offenbaren?

Kapitel 8
    D u bist ein höchst verschwiegener Mann«, bemerkte John am nächsten Nachmittag zu Dupré. »Das macht dich beim Kartenspiel zu einem teuflisch schweren Gegner.« Natürlich war das eine Lüge. Es war ihm endlich gelungen, einen kleinen Betrag an den Mann zu verlieren, aber das hatte Duprés Vertrauen nicht wachsen lassen. Vielleicht war ihm jeder suspekt, der mit den Engländern Handel trieb. Sah Dupré denn nicht, dass ein solcher Mann die perfekte Wahl war, um Nachrichten von französischen Agenten in England zu überbringen? John hatte ihn für fantasievoller gehalten. Dupré hatte John auch noch nicht wieder nach seinen Handelsgeschäften gefragt.
    Sie spielten Whist, während sie darauf warteten, dass die Reihe an ihnen war, an Deck zum Freigang zu kommen. John trug jetzt einen Geldgürtel um seine Taille. Reynard war Duprés Partner. John spielte mit einem Fähnrich namens Philippe. Man munkelte, dass die Leichen der geflohenen französischen Gefangenen noch immer von den Auslegern baumelten. Ohnmächtige Wut wechselte sich unter den Gefangenen mit Niedergeschlagenheit ab. Dupré schien davon unberührt. Unter Johns äußerlich zur Schau getragenen Ruhe war seine Laune eher gedämpft. Er war noch nie weniger stolz darauf gewesen, Engländer zu sein. Die Tatsache, dass er Dupré töten oder ihn der Folter überlassen musste, half da nicht unbedingt. Er war auf seine Weise genauso schlecht wie Rose und dessen Spießgesellen.
    »Ich denke«, bemerkte Dupré, »dass du auch eine geheimnisvolle Art hast.«
    Machte Dupré endlich den ersten Schritt? »Vielleicht ist uns das gemeinsam. Zusammen mit einer gewissen … Vertrautheit mit dem Bösen im Menschen.«
    »Ah.« Dupré spielte eine Karte aus. »Du meinst diesen Zorn, der uns gerade so hart trifft?«
    Verdammt sollte er sein. John spähte auf sein Blatt. Er musste diese Runde verlieren, weil er die letzte gewonnen hatte. Aber es war nichts zu machen. Wenn er eine niedrigere Karte ausspielte, würden sich die anderen daran erinnern, wenn er später den König offenlegte, den er in der Hand hielt. »Bei einer gewissen Art von Mensch scheint Zorn sinnlos zu sein.« Er spielte die Karte aus und sammelte den Stich ein.
    »Denk nicht, dass mir das hier nichts ausmacht.« Dupré prüfte sein Blatt. »Ich würde es vorziehen, woanders zu sein.«
    »Zweifellos. Auf mich warten ebenfalls äußerst wichtige Geschäfte.« John spielte absichtlich die erste Karte aus, von der er wusste, dass Dupré sie bedienen konnte.
    »Kaufleute denken immer, dass ihre Geschäfte wichtig sind.«
    »Sagen wir, dass auch unsere gemeinsame Sache mein Geschäft für wichtig erachten würde.« John musste sehr vorsichtig vorgehen.
    Dupré schaute hoch, während er den Stich aufnahm. »Das lässt sich leicht behaupten. Aber falls das, was du sagst, wahr ist – was willst du jetzt anfangen?«
    John sah von Reynard zu Philippe. »Was jeder gute Franzose tun sollte. Fliehen.«
    »Schsch«, zischte Reynard. »Fluchtpläne werden sehr oft von Männern von den unteren Decks verraten.«
    »Es gibt unter uns Spione, die für die Engländer arbeiten?«, fragte der junge Philippe entsetzt.
    »Spione gibt es überall«, erwiderte Dupré. Er machte keine Anstalten, den Köder zu schlucken.
    Trotz Johns Bemühungen strich Philippe einen Stich für sich ein.
    »Ja«, sagte John leise. »Das habe ich auch gehört.«
    Er dachte einen Moment lang, Dupré würde noch etwas dazu sagen, aber er blieb auch jetzt stumm. Offensichtlich dachte er, dass Johns eventuelle Informationen es nicht wert waren, sich selbst zu erkennen zu geben. Johns Enttäuschung drohte, sich durch seinen Blick zu verraten, deshalb starrte er angestrengt auf seine Karten.
    Die Wachen riefen sie hoch aufs Toppdeck, wo sie auf dem Mittelschiff unter den Leichen der Flüchtlinge ihre Runden absolvieren mussten. Es war kalt an Deck, aber noch immer waren die Kadaver aufgedunsen und stanken. Die Gefangenen umrundeten die kleine Hütte, die auf dem Deck errichtet worden war, um die Nahrungsmittelvorräte und den Ofen zu beherbergen, auf dem ihre elenden Rationen gekocht wurden. In die eigene Pein mischte sich der Zorn

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