Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)
ihn erfahre, reicht mir nicht.« Sie wirkte unverletzbar. Beatrix wünschte, sie hätte Ashartis harten Panzer.
»Und wirst du ihn verlassen?«, fragte Beatrix.
»Wenn ich mir alles genommen habe, was er zu geben hat.« Sie zuckte die Schultern. »Er hat mich viel über Sex gelehrt und wie man die Dunkelheit herbeiruft, wie das Materialisieren kontrolliert wird, wenn wir translozieren. Ich bin fast fertig mit ihm und seinem kostbaren Experiment. Was ich als Nächstes lernen will, kann er mir nicht beibringen.« Sie lächelte wissend. »Du hingegen wirst bei ihm bleiben und ihn trösten und ihm gehorchen, ohne nachzudenken. Du bist das vollkommene Experiment.« Sie schmiegte sich in die Kissen. »Vielleicht wird er eine andere finden, die gemacht wurde, und die meinen Platz bei seinem kleinen Versuch einnehmen wird.«
Der Gedanke, dass Stephan Ashartis Platz wieder besetzte, bestätigte seine Perfidie. Beatrix war beschämt, dass sie mit ihm geschlafen hatte, obwohl sie all das gewusst hatte. Wut folgte der Scham auf dem Fuße. »Ich will kein Experiment sein«, stieß sie hervor.
Asharti setzte sich abrupt auf. Ihr roter Samtrock öffnete sich und enthüllte die Schwellung ihrer Brüste und der dunkelrosafarbenen Brustwarzen. »Dann lass uns heute Nacht gehen.«
Panik stieg in Beatrix auf wie die Flut an einem Fels. »Jetzt?«
Asharti kroch auf allen vieren an den Rand des großen Bettes. »Er liebt weder dich noch mich.« Sie richtete sich auf. »Vielleicht hat er recht. Es ist Zeit für uns zu gehen.«
Furcht wühlte in Beatrix’ Bauch. Sie beide allein und auf sich gestellt … Wohin sollten sie gehen?
Aber welche Alternative gab es? Beatrix konnte es nicht ertragen zu bleiben, sich von Stephan lieben zu lassen, wenn sie wusste, dass sie für ihn nur das Musterbeispiel eines geborenen Vampirs war, so wie Asharti das Musterbeispiel eines geschaffenen. Sie sehnte sich danach, die Wut in sich toben zu lassen, bis sie allen Schmerz weggefressen hätte.
Doch Stephan war alt und mächtig. »Er wird uns verfolgen«, wisperte sie.
Asharti schüttelte den Kopf. »Er rechnet damit, dass wir fortgehen. Er wird zu niedergeschlagen sein, um uns zu verfolgen. Sein kleines Experiment ist letzten Endes fehlgeschlagen. Ich weigere mich, der Vampirwelt wie ein dressierter Bär präsentiert zu werden. Wir sind frei, wenn wir den Mut haben, unsere Zellentüren zu öffnen.« Sie zog die Augenbrauen hoch.
Beatrix schluckte. Furcht und Wut und Kummer wirbelten in ihr durcheinander. Asharti war ihr einziger Ausweg. Asharti war die, die wusste, wie die Welt wirklich war.
Sie nickte. »Aber ich werde nicht gehen, ohne es ihm zu sagen.«
»Dann geh. Sag es ihm«, meinte Asharti. »Aber versuch, dich nicht von seinem Schwanz zum Bleiben überreden zu lassen.«
Beatrix wollte protestieren, aber sie konnte es nicht. Asharti hatte ja recht. Also wandte sie sich einfach ab und ging zu den Ställen; das Herz hämmerte ihr in der Brust.
In der Dunkelheit der Scheune, beim Schnaufen der Tiere um sich herum, öffnete Stephan die Augen, als sie näher kam. Der grüne Duft des frisch geschnittenen Heus vermischte sich mit dem Geruch der Pferde. Als Stephan sich aufsetzte, rutschte ihm die Decke bis auf die Hüften herunter und enthüllte seine Brust und seine Schultern. Beatrix stand in der Tür und versuchte, eine Mauer gegen das Begreifen zu errichten, das sie in seinen Augen dämmern sah. »Wir werden fortgehen, Stephan. Asharti und ich. Ich bin nur gekommen, es dir zu sagen.« Sie wollte, dass er rief, er werde sie niemals gehen lassen, dass sie die Liebe seines Lebens und dieses Experiment Unsinn sei, nichts als eine Lüge.
Stattdessen nickte er. »Ich verstehe.« Er stieß einen Seufzer aus. »Du wirst mich hassen, bevor du mir vergibst. Zumindest hoffe ich, dass du mir vergeben kannst. Aber vergib dir auch selbst.«
»Sie hat sich nichts zu vergeben.« Ashartis scharfe Stimme erklang hinter ihnen. Beatrix fuhr herum. Asharti war nun angekleidet; ein Umhang bedeckte ihre Schultern.
»Du hast mir nicht zugetraut, dass ich es schaffe, mich zu verabschieden?«
»Ich habe ihm nicht getraut, Schwester.« Asharti zeigte auf Stephan. »Lass uns jetzt gehen.«
»Sei immer du, Bea«, wisperte Stephan. »Wenn du mich brauchst, werde ich kommen.«
»Bea wird dich nicht brauchen«, sagte Asharti höhnisch. »Was sie wissen muss, werde ich sie lehren.«
Beatrix stand wie gelähmt da und starrte auf Stephan. Tränen füllten ihre Augen
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