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Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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und schnürten ihr die Kehle zu.
    »Komm, Schwester«, befahl Asharti herrisch. Beatrix wandte sich um. Die Zeit blieb stehen. Sicherlich würde Stephan sie zurückhalten! Asharti streckte ihr die Hand hin. Ihre Augen begannen sich bereits zu röten. Beatrix ging zu ihr wie im Traum. Asharti ergriff ihre Hand. Beatrix atmete tief durch und rief ihren Gefährten. Das Beben, das sich in ihren Adern erhob, erinnerte sie daran, dass sie noch am Leben war. Sie würde weitermachen, trotz Stephan Sincai. Eine wirbelnde Dunkelheit hüllte die beiden jungen Frauen ein.
    Stephan hatte sie nicht zurückgehalten. Was Schlimmeres konnte es geben als Stephans Verrat? Sich Asharti angeschlossen zu haben? Beatrix sank an ihrem Frisiertisch zusammen. Sie wusste, was es Schlimmeres geben konnte – die Wiederholung dieser Zurückweisung; Erinnerungen, die sie quälten, Musik, die so falsch klang, als würde sie wimmern, und Bilder, die wie Wasserfarben ineinander verliefen. Blendon. Ponsonby. Der Prinzregent. Das Kloster Mirso.
    Dunkelheit.

Kapitel 12
    D as Schiff schoss mit seinen schneidigen dreizehn Knoten förmlich über den Ärmelkanal. Die üblicherweise wechselhaften Winde waren einer kräftigen Brise von achtern gewichen. John ging an Deck hin und her. Er hatte es nicht fertiggebracht, in seiner engen Kabine zu bleiben. Sein Körper ertrug die Stille ebenso wenig, wie seine Gefühle es konnten. Könnte der beißende Wind, der das Schiff vorantrieb, doch auch aus seinem Herzen alle Trübsal vertreiben!
    Ihr hatte das alles nichts bedeutet. War er wirklich so naiv gewesen zu denken, sie müsse irgendetwas empfunden haben, müsse letzte Nacht wie er etwas gefühlt haben? Er bedeutete ihr nichts. Er war nur einer von vielen Männern, die sie zu ihrem Amüsement benutzte. Sie hatte nicht einmal protestiert, als er gesagt hatte, dass er fortmusste.
    Er durfte nicht zulassen, dass ihre herzlose Gleichgültigkeit seine Konzentration auf die vor ihm liegende Aufgabe beeinträchtigte. Oder dass Trugbilder von ihr in seine Träume eindrangen, wie es auf dem Gefängnisschiff geschehen war. Seine letzte Unterredung mit Barlow hatte ihm klargemacht, wie viel zurzeit auf dem Spiel stand, sowohl für England als auch für John selbst. Während er über die gischtende See in die Dunkelheit schaute, pflügte unter ihm die Bugwelle des Schiffes durchs Wasser. John befahl sich, an die warme Behaglichkeit in Barlows Arbeitszimmer zu denken.
    John hatte den Stapel Papiere in Empfang genommen, die seine Instruktionen enthielten, Angaben zu seiner Identität und was er tun musste, wenn er herausgeholt werden wollte. Er hörte Barlows Räuspern. »Lassen Sie sich nicht erwischen, Junge. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie nicht unter der Folter einknicken würden.« Der Mann spielte nervös mit einem Bündel Papiere.
    John starrte ihn an, bis Barlow den Blick abwandte. »Sie schlagen vor, dass ich eine Kugel für mich selbst aufhebe?«
    »Ich kann Ihnen auch eine Giftkapsel geben«, sagte er und griff nach seinem Federmesser, um einen Federkiel zu spitzen.
    »Wenn ich keine Kugeln mehr habe, kann ich mir immer noch die Pulsadern aufschneiden.« John ließ seine Stimme heiter klingen.
    »Wenn ein Agent so viel weiß wie Sie, dann sollten wir ihn eigentlich nicht in die Höhle des Löwen schicken. Wir sollten Sie besser als Kurier nach Schottland entsenden, mehr nicht.« Barlow hantierte noch immer mit Federmesser und Feder.
    Das erwartete ihn also: Selbstmord, wenn er versagte, oder die Abschiebung in die Einöde, wenn er Erfolg hatte. Sehr schön. Aber gerade jetzt brauchte er Ablenkung durch eine Aufgabe, und England brauchte ihn. »Leider haben Sie nicht ein Dutzend andere, die Sie an meiner Statt schicken könnten.«
    »Sie haben recht.« Barlows Hände hielten inne. Er sah … traurig aus. »Gehen Sie mit Gott.«
    John erschauerte. Das waren die Worte, die er dem toten Dupré mit auf den Weg gegeben hatte. Barlow glaubte also, er schickte ihn in den Tod? Er nickte dem alten Mann zu, der so unglaublich vital wirkte, seit er sich von seiner schweren Krankheit erholt hatte. »Ich werde sofort Kontakt zu ihr aufnehmen, den Auftrag ausführen und nach Le Havre zurückkehren. Sollte es länger dauern, werde ich eine Nachricht schicken – noch in der ersten Maiwoche.« John zog seine Handschuhe an. »Sollten Sie nichts von mir hören, dann habe ich wohl einige Kugeln gespart.«
    »Denken Sie daran – es darf nicht wie ein Attentat aussehen«, mahnte

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