Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf der Wollust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
Vom Netzwerk:
Verpflichtung vor langer Zeit eingegangen, als er auf der Suche nach irgendeiner Tugend in sich selbst gewesen war. Es war eine Verpflichtung, und Barlow wie auch all jene, für die er stand, erwarteten, dass John sie erfüllte. Die Entscheidungen, die er zu treffen hatte, waren schwerwiegend. Er hatte getötet. Gelogen. Verraten. Aber niemals sein Land. Dieses Leben war das Einzige, was er sicher über sich selbst wusste.
    Und in diesem Leben war kein Platz für eine dauerhafte Beziehung zu einer Frau, die die Tugend nie gekannt, geschweige denn sie gelebt hatte. Er hatte Beatrix gewollt, ohne Schuldgefühle, ohne Vorbehalt – wegen seiner Träume von ihr, die ihn das Gefängnisschiff hatten überleben lassen. Hatte er sie in seiner Fantasie zu etwas gemacht, das sie nicht war? Vielleicht dachte sie jetzt sogar daran, sein Verlangen nach ihr zu benutzen, um ihn dazu zu bringen, ihr seine Geheimnisse zu verraten. Geheimnisse, die sie weitertragen konnte, wenn sie eine Spionin war.
    Er würde sich der Motive einer Frau nie wieder sicher sein können. Er lebte in einer Welt, in der die Motive eines jeden verdächtig und Lügen ein Weg waren, um zu überleben. Und diese Frau? Ihr Herz war nicht reiner, als ihr Körper es war. Diese Frau, mehr als jede andere, konnte niemals das Leben eines Mannes wie ihm teilen. Aber sie hatte ihn ja um nichts gebeten. Vielleicht versuchte sie sich einzuschmeicheln, und das Aushorchen würde später kommen. Der Gedanke schmerzte ihn. Es zählte nicht. Er würde fort sein, bevor sie die Möglichkeit hatte, ihm gefährlich zu werden.
    Er schaute auf sie herunter, als sie sich in seinen Armen wie eine schläfrige Katze streckte.
    »Wieso bist du schon wach?«, murmelte Beatrix und räkelte sich. »Habe ich dich nicht genug gefordert?« Sie hatte sich noch nie so … erfüllt gefühlt. Es war nicht nur die Befriedigung eines Verlangens, das nach sechshundert Jahren erwacht war. Nein. Sie hatte Sex gehabt, ohne Ashartis Bösem zu unterliegen. Sie hatte John nur Lust bereiten und ihnen beiden die Befriedigung einer Vereinigung geben wollen. Sie hatte Sex und Blut nicht miteinander vermischt. War es wirklich nur Sex? Sie schaute auf. Seine dunklen Wimpern streiften seine Wangen, als er für einen Moment seine faszinierenden grünen Augen schloss. Da war eine Verbindung zwischen ihnen gewesen, ein Band der Zärtlichkeit. Sein Streicheln, nachdem die ersten leidenschaftlichen Feuer sich zu Glut gewandelt hatten, war liebevoll gewesen. Sie fühlte sich in seinen Armen sicher, zum ersten Mal seit … seit langer Zeit.
    Sie blinzelte. War sie denn verrückt? Dieser Mann würde sie verachten, wenn er wüsste, was sie war. Sie setzte sich auf. Sie war, wer sie war. Er würde sie ein Ungeheuer nennen.
    In Ordnung. Sie würde ihn benutzen und sich so lange für ihn interessieren, wie sie konnte, um die Erinnerungen und die Dunkelheit abzuwehren. Wenn er ihr dabei nützlich sein konnte, erfüllte er seinen Zweck. Verlangen hatte nicht ewig Bestand. Das war ihr bewiesen worden, als sie zum allerersten Mal Leidenschaft für einen Mann empfunden hatte. Sie würde nicht an dieses andere Wort denken. Wenn man beschloss, nicht daran zu denken, war die Sehnsucht danach alles, was blieb. Liebe? Nicht für jene wie sie.
    Sie durfte nicht wegen ein bisschen Faszination und einer leidenschaftlichen Nacht die Erfahrung von Jahrhunderten infrage stellen. Sie musste ihr Gleichgewicht und die Oberhand zurückgewinnen. Zu ihrem Leidwesen wusste sie, was geschah, wenn sie es nicht tat. Damals hatte sie ihr inneres Gleichgewicht verloren … nach Stephan …
    »Beatrix, ich muss dir etwas sagen«, unterbrach John ihre Gedanken. Sie schob die Erinnerung an jene schreckliche Zeit zur Seite und schaute auf in Augen, die so grün waren wie das Meer im Schein der späten Nachmittagssonne, wenn das Licht hinter den Wellen versank. Sie war erfüllt von einer Erwartung, von der sie nicht wusste, was sich dahinter verbarg.
    »Ich reise heute Abend ab.« Er sagte es ohne Umschweife, ohne Entschuldigung.
    Ihr Herz klopfte wie irr in ihrer Brust. Das Empfinden einer Wiederholung brach über sie herein, tauchte den Rand ihres Blickfelds in Schwärze. »Ach, tatsächlich?« Irgendwie brachte sie einen gleichmütigen Ton zustande, obwohl seine Arme sie hielten und obwohl ihr Herz durchbohrt war. Was hatte sie erwartet? Wie dumm war sie gewesen, sich zu gestatten, so sehr an eine Verbindung zu denken, dass sie sich tatsächlich auf Sex

Weitere Kostenlose Bücher