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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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nichts, darauf hatte ich keine Antwort.
    Er zog den Wandteppich beiseite, schob sich dahinter und war augenblicklich verschwunden.

34
    Stell dich darauf ein
zu jagen und gejagt zu werden
    I n unseren Kostümen bestiegen wir den Umzugswagen und warteten darauf, endlich die Bourbon Street entlangzufahren, in der sich die Massen drängten – die meisten der Anwesenden waren längst betrunken und schienen fest entschlossen, alles zu tun, damit wir ihnen die glitzernden Perlen zuwarfen. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel und war zu allem bereit. So bereit wie noch nie zuvor in meinem Leben. Das Grölen der Zuschauer, die schrillen Blasinstrumente und der Beat der Zydeco-Musik – bei all dem Getöse konnte ich mich kaum denken hören. Ich gab mich dem Spektakel hin und überließ jetzt ausnahmsweise meinen Emotionen die Kontrolle statt wie sonst meinem Verstand. Mittlerweile hatte ich begriffen, dass heute ein Tag war, an dem ich besser auf meine Instinkte vertraute, wenn ich gewinnen wollte.
    Wolken waren aufgezogen, und die Luft war stickig und feucht. Ein Sturm zog auf. Donner knatterte in der Ferne. »Die haben doch keine Ahnung. Die Orkansaison ist längst vorbei«, verkündete eins der Mädchen aus dem Kostümausschuss, als wir zusammenkamen und unseren Platz auf den vier Umzugswagen einnahmen. Sie hatte zwar Recht, aber ich hatte heute Morgen beim Checken meiner E-Mails auch einen Blick auf den Wetterbericht geworfen – da ich natürlich lange vor Sonnenaufgang wach gewesen war und überhaupt kaum geschlafen hatte – und es war heute tatsächlich mit einem Unwetter zu rechnen.
    In meinem Posteingang hatte sich eine ganz andere Art von Sturm zusammengebraut: Ich hatte von drei meiner möglichen Colleges gehört, nämlich Northwestern, U. Chicago und Princeton, und ich war angenommen, angenommen, angenommen. Ich konnte es nicht fassen, und das Unglaublichste daran war, dass ich nichts von alldem fühlte, was ich eigentlich erwartet hatte. Von solchen Nachrichten hatte ich doch mein Leben lang geträumt, und jetzt wünschte ich mir, ich könnte wenigstens ein kleines bisschen aufgedrehter sein. Ich wusste ja nicht einmal, ob mir das Glück vergönnt sein würde, mich überhaupt für eine dieser Hochschulen zu entscheiden, geschweige denn mich dort einzuschreiben. Und es gab noch etwas, das diesen Moment trübte: Ich hatte Connor davon erzählen und mich von ihm verabschieden wollen, seine Zimmertür war jedoch unverschlossen gewesen, und er hatte seine ganzen Sachen mitgenommen. Auf seinem Tisch lag ein Zettel:
    Ich wünsche euch allen viel Glück. Es war mir wirklich eine Ehre, euch zu trainieren. Ich weiß, dass ihr siegen werdet und dass wir uns bald wiedersehen, also muss ich jetzt gar nicht sentimental werden. Macht ihnen die Hölle heiß!
    Bis später,
    Connor
    Ich nahm das Papier an mich und klebte es an die Haustür, so dass es das Letzte sein würde, was wir bei unserem Aufbruch sahen. Dann versuchte ich, Joan zu erreichen, erwischte aber nur die Mailbox. Mir fiel wieder ein, dass sie heute ja eine lange Schicht übernommen hatte, und ich war beinahe erleichtert. Statt ihr eine Nachricht aufs Band zu sprechen, schrieb ich ihr lieber eine E-Mail, die mit einem Versprechen endete, nach dem ich mich gleich viel besser fühlte:
    Falls ich dich vor dem Umzug nicht mehr erreiche, wollte ich dir noch sagen, wie leid mir unser letztes Gespräch tut. Ich habe dir so viel zu sagen, und ich möchte dir gern alles erzählen. Du wirst mir vermutlich nicht glauben, aber ich würde es gerne mit dir teilen. Ich danke dir dafür, dass du mir immer zuhörst. Ich hab dich lieb, Joan.
    Alles Liebe,
    Haven
    Wenn ich den heutigen Tag überstand, dann würde ich sie einweihen und ihr alles erzählen. Denn ich ertrug es nicht länger, das Ganze für mich zu behalten. Das war meine eigene kleine Abmachung mit mir selbst.
    »Hallo, ihr süßen Teufel«, sagte ich zu meinen drei Mitdämonen Lance, Dante und Max. Wir hatten einen Platz hinter ein paar Grabsteinen am Ende des Wagens belegt. Die Jungen hatten schwarze Hosen und T-Shirts mit roten Streifen aus Leder – oder vielmehr Kunstleder – an, die an Taschen und Bündchen aufgenäht waren, die Mädchen trugen schwarze T-Shirts, die so zerschnitten waren, als wären sie unten ganz zerfetzt, und Röcke mit rotem Kunstleder in den Falten. »Ich will, dass wir so aussehen, als hätten wir uns mit eigenen Händen einen Weg aus der Hölle gebahnt«, hatte Emma erklärt. Wie

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