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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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weiteren Anflug von Gehässigkeit. »Ich hab Ihren Alten letztes Jahr für eine Rolling-Stone -Fotostrecke eingekleidet: hautenger Anzug und ausgefranste Melone auf dem Kopf. Sehen Sie ihn öfter?«
    »Nein«, sagte Strike.
    »Nein? Na ja, ich könnte mir vorstellen, dass er sich in Ihrer Gegenwart scheißalt vorkommt«, sagte Somé kichernd. Er rutschte auf seinem Sessel herum, zündete sich eine weitere Zigarette an, klemmte sie sich zwischen die Lippen und beobachtete Strike mit zusammengekniffenen Augen durch die Mentholrauchwolken.
    »Warum reden wir eigentlich ständig über mich? Kriegen Sie immer eine Lebensgeschichte serviert, wenn Sie Ihr Notizbuch zücken?«
    »Manchmal schon.«
    »Wollen Sie Ihren Tee nicht? Da kann ich Ihnen keinen Vorwurf machen. Ich weiß auch nicht, wieso ich diese Pisse trinke. Mein alter Herr würde einen Herzinfarkt kriegen, wenn man ihm so was als Tee vorsetzen würde.«
    »Wohnt Ihre Familie noch in Hackney?«
    »Woher soll ich das wissen?«, sagte Somé. »Wir haben keinen Kontakt mehr. Da bin ich konsequent, verstehen Sie?«
    »Weshalb hat Lula Ihrer Meinung nach ihren Namen geändert?«
    »Weil sie ihre Scheißfamilie gehasst hat, genau wie ich. Sie wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben.«
    »Warum hat sie dann den Namen von Onkel Tony angenommen?«
    »Weil der kein Promi ist. Außerdem war es ein guter Name. Deeby hätte wohl kaum ›Double L‹ schreiben können, wenn sie Lula Bristow geheißen hätte, oder?«
    »Die Charles Street liegt nicht allzu weit von den Kentigern Gardens entfernt, stimmt’s?«
    »Zu Fuß ungefähr zwanzig Minuten. Ich habe Cuckoo angeboten, bei mir einzuziehen, als sie es in ihrer alten Wohnung nicht mehr ausgehalten hat, aber sie wollte nicht. Stattdessen hat sie sich für diesen Fünfsterneknast entschieden. Nur um ihre Ruhe vor der Presse zu haben. Die Medien haben sie in diesen Bunker getrieben. Diese beschissene Meute ist an allem schuld.«
    Strike erinnerte sich an Deeby Maccs Worte: Die Motherfucker von der Presse haben sie aus dem Fenster getrieben.
    »Sie hat mich mal zu sich eingeladen. Mayfair, wo die reichen Russen und Araber und Arschlöcher wie Freddie Bestigui wohnen! ›Süße‹, hab ich gesagt, ›hier kannst du nicht bleiben‹; überall Marmor, dabei wirkt Marmor hierzulande ganz fürchterlich … als würde man in seinem eigenen Grab sitzen …« Er verstummte kurz, bevor er weitersprach. »Die Monate davor waren der reinste Horrortrip für sie. Ein Stalker hat ihr um drei Uhr morgens eigenhändig Briefe zugestellt. Sie ist vom Klappern des Briefschlitzes aufgewacht. Er hat ihr geschrieben, was er alles mit ihr anstellen will. Sie hatte Todesangst. Dann hat sie sich von Duffield getrennt, und plötzlich standen die Paparazzi rund um die Uhr vor ihrem Haus. Sie hat rausgefunden, dass ihr Handy abgehört wurde. Und dann musste sie sich auch noch auf die Suche nach dieser Nutte von Mutter machen. Das wurde ihr alles zu viel. Sie wollte einfach nur raus, sich sicher fühlen. Ich flehte sie an, bei mir einzuziehen, aber stattdessen hat sie sich dieses beschissene Mausoleum gekauft. Nur deshalb, weil rund um die Uhr ein Sicherheitstyp am Empfang saß. Sie dachte, da wäre sie sicher, weil ihr dort niemand zu nahe kommen würde. Trotzdem fand sie es grässlich. Von Anfang an. Kein Wunder! Sie war von allem abgeschirmt, was sie gernhatte. Cuckoo mochte Farben, den Lärm der Stadt. Sie war gerne auf der Straße, ging gerne spazieren. Sie liebte ihre Freiheit.
    Die offenen Fenster waren ein Grund, weshalb die Polizei einen Mord ausgeschlossen hat. Sie hat sie selbst geöffnet; auf den Griffen waren nur ihre Fingerabdrücke. Aber ich weiß, wieso sie sie aufgemacht hat. Das war ihre Angewohnheit, selbst wenn es arschkalt war. Sie hielt die Stille einfach nicht aus. Sie musste London hören.«
    Somé hatte alle Scharfzüngigkeit und jeglichen Sarkasmus verloren. Er räusperte sich.
    »Sie wollte in die wirkliche Welt zurück. Darüber haben wir immer wieder gesprochen. Das war unser großes Thema. Und der Grund, weshalb sie sich mit dieser entsetzlichen Rochelle abgegeben hat. Weil die einfach nicht so viel Glück hatte wie sie. Cuckoo dachte immer, dass sie ohne ihre Schönheit genauso hätte enden können; oder wenn die Bristows sie nicht als Spielzeug für Yvette adoptiert hätten.«
    »Was wissen Sie über diesen Stalker?«
    »Völlig plemplem! Er dachte, er wäre mit ihr verheiratet oder so. Er bekam eine einstweilige Verfügung und

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