Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)
wurde in die Klapse eingewiesen.«
»Wissen Sie, wo er jetzt gerade steckt?«
»Ich glaube, sie haben ihn nach Liverpool zurückgebracht«, sagte Somé. »Die Polizei hat ihn natürlich überprüft; meines Wissens saß er in der Nacht, in der sie starb, dort in der Geschlossenen.«
»Kennen Sie die Bestiguis?«
»Nur aus Lulas Erzählungen. Er ist ein Lustmolch, sie eine wandelnde Wachspuppe. Ich will sie gar nicht kennenlernen. Ich kenne weiß Gott genug von ihrer Sorte; reiche Schlampen, die die Kohle ihrer hässlichen Ehemänner zum Fenster rauswerfen. Solche Leute kommen zu meinen Shows, wollen meine Freunde sein. Da ist mir eine ehrliche Nutte lieber.«
»Freddy Bestigui hat mit Lula sieben Tage vor ihrem Tod ein Wochenende im Landhaus von Dickie Carbury verbracht.«
»Ja, hab ich gehört. Er war scharf auf sie«, sagte Somé verächtlich. »Und das wusste sie auch. War ja nicht unbedingt eine neue Erfahrung für sie. Er ist vielleicht mal mit ihr im selben Aufzug gefahren, mehr ist da nicht gelaufen, hat sie mir erzählt.«
»Sie haben nach diesem Wochenende nicht mehr mit ihr gesprochen, oder?«
»Nein. Hat er da was versucht? Sie haben doch nicht etwa Bestigui im Verdacht, oder?«
Somé setzte sich gerade hin und starrte Strike erstaunt an.
»Scheiße … Freddie Bestigui? Klar, er ist ein Arschloch, das weiß ich. Ich kannte mal jemanden … die Bekannte einer Bekannten … Sie arbeitete für seine Produktionsfirma, und er hat versucht, sie zu vergewaltigen. Wirklich, das ist jetzt nicht übertrieben«, sagte Somé. »Tatsache. Vergewaltigung. Hat nach der Arbeit was mit ihr getrunken und ihr anschließend die Kleider vom Leib gerissen; ein Assistent hatte sein Handy oder irgendwas vergessen, wollte es holen und hat ihn in flagranti ertappt. Bestigui hat sie beide ausbezahlt. Obwohl ihr jeder geraten hat, ihn anzuzeigen, hat sie das Geld genommen und das Maul gehalten. Außerdem heißt es, dass er seiner zweiten Frau auf extrem unanständige Weise Manieren beigebracht haben soll. Deshalb hat sie bei der Scheidung drei Millionen kassiert; sie hat ihm gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen. Cuckoo hätte Freddie Bestigui niemals um zwei Uhr morgens in ihre Wohnung gelassen. Wie gesagt, sie war nicht dumm.«
»Was wissen Sie über Derrick Wilson?«
»Über wen?«
»Den Mann vom Sicherheitsdienst, der in ihrer Todesnacht Dienst hatte.«
»Nichts.«
»Groß, jamaikanischer Akzent?«
»Es mag Sie vielleicht schockieren zu erfahren, dass sich nicht alle Schwarzen in London untereinander kennen.«
»Ich habe mich nur gefragt, ob Sie mit ihm gesprochen haben oder ob Lula ihn gelegentlich erwähnt hat.«
»Nein, wir hatten interessantere Themen als den Mann vom Sicherheitsdienst.«
»Gilt das auch für Kieran Kolovas-Jones, ihren Fahrer?«
»Oh, Kolovas-Jones kenne ich«, sagte Somé mit einem süffisanten Grinsen. »Hat immer so hübsch posiert, wenn er dachte, ich würde aus dem Fenster sehen. Leider ist er für ein Model ungefähr anderthalb Meter zu klein.«
»Hat Lula jemals über ihn gesprochen?«
»Nein, wieso auch?«, fragte Somé ungeduldig. »Er war ihr Fahrer, mehr nicht.«
»Er hat mir gesagt, dass sie miteinander befreundet gewesen seien. Er hat behauptet, dass sie ihm eine von Ihnen entworfene Jacke geschenkt habe. Im Wert von neunhundert Pfund.«
»Ach du meine Güte«, sagte Somé mit unverhohlener Verachtung. »Bei meinen richtigen Klamotten gehen die Jacken bei drei Riesen überhaupt erst los! Ich pappe mein Logo aber auch auf Jogginganzüge. Wieso auch nicht? Die gehen weg wie warme Semmeln.«
»Das wollte ich Sie als Nächstes fragen«, sagte Strike. »Sie sprechen von Ihrer … Streetwear , nicht wahr?«
Somé wirkte amüsiert.
»Richtig. Keine Maßanfertigung, soll das heißen. Das Zeug kauft man von der Stange.«
»Verstehe. Und wo?«
»Überall. Wann waren Sie denn zuletzt shoppen?«, fragte Somé. Seine tückischen Glubschaugen wanderten über Strikes dunkelblaues Jackett. »Was soll das da überhaupt darstellen? Haben Sie das damals im Austausch gegen Ihre Uniform bekommen?«
»Mit überall meinen Sie …«
»Exklusive Kaufhäuser, Boutiquen, online«, ratterte Somé herunter. »Warum?«
»Einer von zwei Männern, die von einer Überwachungskamera dabei gefilmt wurden, wie sie in jener Nacht durch Lulas Viertel rannten, trug eine Jacke mit Ihrem Logo darauf.«
Somé zuckte aus Ärger und Abscheu leicht mit dem Kopf.
»Genau wie eine Million anderer
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