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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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doch immer geholfen hat, hab ich ihn ma eingeladen, na ja, so als Dankeschön, wirklich. Ich hab keine Vorurteile, für mich sin’ alle gleich. ’n Tee vielleich’, hab ich gesagt, mehr nich’. Und dann«, sagte Marlene, und die triste Realität durchbrach die trügerische Idylle aus Teetassen und Spitzendeckchen, »war ich auf einmal schwanger.«
    »Haben Sie es ihm gesagt?«
    »Na klar, und er hat gesagt, dass er mir hilft mit der Verantwortung und so und guckt, dass mir nix fehlt und so. Und dann war’n Semesterferien. Er hat gesagt, dass er wieder zurückkommt«, sagte Marlene verächtlich. »Und is auf und davon. Die sin’ doch alle gleich, oder? Aber was hätt ich denn machen soll’n, nach Afrika fahr’n und ihn suchen? Hat mich ja auch nich’ weiter gejuckt. Hat mir ja nich’ das Herz gebrochen oder so. Da hab ich außerdem Dez schon gekannt. Der hatte nix gegen das Baby. Als Joe weg is, bin ich bei Dez eingezogen.«
    »Joe?«
    »So hieß er. Joe.«
    Sie sagte es im Brustton der Überzeugung. Vielleicht, dachte Strike, hatte sie die Lüge schon so oft wiederholt, dass sie ihr jetzt wie automatisch über die Lippen ging.
    »Und wie war sein Nachname?«
    »Scheiße, weiß ich doch nich’. Sie sin’ genau wie sie! Das is mehr als zwanzig Jahre her, Mann! Mumumba«, sagte Marlene Higson, ohne mit der Wimper zu zucken. »Oder so was in der Richtung.«
    »Vielleicht Agyeman?«
    »Nö.«
    »Owusu?«
    »Wenn ich’s doch sag«, echauffierte sie sich, »Mumumba oder so ähnlich.«
    »Oder Macdonald? Oder Wilson?«
    »Woll’n Sie mich verarschen? Macdonald? Wilson? Aus Afrika ?«
    Strike folgerte daraus, dass ihre Beziehung zu dem Afrikaner nicht so innig gewesen war, als dass sie einander ihre Nachnamen anvertraut hätten.
    »Er war Student, sagten Sie? Und wo?«
    »An der Uni«, sagte Marlene.
    »An welcher Uni? Wissen Sie das noch?«
    »Kein Schimmer. Krieg ich ’ne Kippe?«, fügte sie in versöhnlicherem Ton hinzu.
    »Bedienen Sie sich.«
    Sie zündete sich die Zigarette mit ihrem eigenen Plastikfeuerzeug an und inhalierte genüsslich. Der kostenlose Tabak schien sie zu besänftigen.
    »Irgend ’ne Uni, die was mit ’nem Museum zu tun hat.«
    »Mit einem Museum?«
    »Ja, weil er immer gesagt hat: ›In den Freistunden geh ich ins Museum.‹« Aus ihrem Mund klang der Student aus Afrika wie ein englischer Adliger. Sie grinste, als wäre diese Art des Zeitvertreibs völlig absurd und lächerlich.
    »Können Sie sich erinnern, welches Museum er besucht hat?«
    »Das … das Museum von England oder so«, sagte sie. »Sie sin’ wie sie«, fügte sie gereizt hinzu. »Himmelarsch, wie soll ich mich denn jetz’ noch an den ganzen Scheiß erinnern?«
    »Und danach haben Sie ihn nie wiedergesehen?«
    »Nö«, sagte sie. »Hab ich auch nich’ erwartet.« Sie trank einen Schluck Bier. »Is wahrscheinlich eh schon tot.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Afrika, oder?«, sagte sie. »Erschossen wor’n. Oder verhungert oder so. Sie wissen doch, wie’s da unten zugeht.«
    Das wusste Strike allerdings. Er dachte an die übervölkerten Straßen Nairobis zurück. An den Dschungel Angolas aus der Vogelperspektive; Nebel hing über den Baumwipfeln, und als der Hubschrauber abdrehte, sah er plötzlich einen atemberaubend schönen Wasserfall die üppigen grünen Berghänge hinabstürzen; die Massai-Frau mit dem Baby an der Brust, die auf einer Kiste saß, während Strike sie mühsam über eine angebliche Vergewaltigung ausfragte; Tracey, die neben ihm die Videokamera bediente.
    »Hat Lula nach ihrem Vater gesucht?«
    »Ja. Hat’s zumindes’ versucht.«
    »Wie?«
    »Hat in alten Jahrbüchern nachgeseh’n«, sagte Marlene herablassend.
    »Ich dachte, Sie könnten sich nicht mehr erinnern, auf welche Universität …«
    »Was weiß ich, sie hat gedacht, sie hätt die richtige Uni rausgefunden oder was, aber ihn konnt sie nich’ aufstöbern. Keine Ahnung, vielleich’ erinner ich mich auch falsch an den Namen. Sie wollt einfach keine Ruhe geben. Wie hat er ausgesehen, wo hat er studiert … ›Groß und dürr‹, hab ich gesagt, und: ›Sei froh, dass du meine Ohren hast und nich’ seine‹, weil mit den beschissenen Elefantenlappen hätt sie das mit dem Modeln gleich vergessen könn’.«
    »Hat Lula mit Ihnen über ihre Freunde gesprochen?«
    »Na klar! Da war diese kleine schwarze Schlampe, Raquelle oder wie die geheißen hat. Hat Lula nach Strich und Faden ausgenomm’. Scheiße, hat sich gekrallt, was sie kriegen

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