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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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war. »So ein Zufall, ich auch. Aber wieso fuck Johari ?«
    »Deeby Macc hat im Gefängnis eine Therapie gemacht. Daraufhin begann er, sich für Psychologie zu interessieren, und hat viel darüber gelesen. Das wiederum weiß ich tatsächlich aus einem Klatschblättchen«, fügte sie hinzu.
    »Sie sind ein nie versiegender Quell nützlicher Informationen.«
    Erneut stieg Panik in ihr auf.
    »Als Sie weg waren, hat eine gewisse Charlotte Campbell angerufen.«
    Er sah auf und runzelte die Stirn.
    »Sie hat mich gebeten, Ihnen etwas auszurichten, nämlich«, Robin unterbrach den Blickkontakt und starrte kurzzeitig auf Strikes Ohr, »dass sie und Jago Ross sich verlobt haben.«
    Unwillkürlich wanderten ihre Augen zu seinem Gesicht zurück, und das Blut gefror ihr in den Adern.
    Eine von Robins frühesten und lebhaftesten Kindheitserinnerungen reichte zu dem Tag zurück, an dem der Familienhund eingeschläfert worden war. Sie war noch zu jung gewesen, um die Worte ihres Vaters begreifen zu können; wie selbstverständlich war sie von der ewigen Existenz Brunos – des geliebten Labradors ihres älteren Bruders – ausgegangen. Verwirrt von den Grabesmienen ihrer Eltern, hatte sie sich Stephen zugewandt, um einen Hinweis auf die der Situation angemessene Reaktion zu erhalten. Und plötzlich waren alle Sicherheit, alle Gewissheiten dahin gewesen, denn zum ersten Mal in ihrem kurzen Leben wurde sie Zeugin, wie Freude und Zuversicht aus dem kleinen, sonst so heiteren Gesicht ihres Bruders verschwanden. Seine Lippen verloren die Farbe, sein Mund öffnete sich. In der Stille, die seinem grässlichen Schrei der Pein vorausging, hörte sie die Vergänglichkeit aufheulen. Dann vergoss auch sie selbst bittere Tränen; nicht um Bruno, sondern angesichts der unerträglichen, furchteinflößenden Trauer ihres Bruders.
    Strike antwortete nicht sofort. »Ach so. Danke«, brachte er schließlich unter hörbarer Anstrengung heraus.
    Er ging in sein Büro und schloss die Tür hinter sich.
    Robin kehrte an den Schreibtisch zurück. Sie kam sich vor wie eine Scharfrichterin. Nervös überlegte sie, ob sie an der Tür klopfen und ihm eine Tasse Tee anbieten sollte, entschied sich jedoch dagegen. Fünf Minuten lang schob sie unruhig verschiedene Gegenstände auf ihrem Schreibtisch hin und her und warf immer wieder einen Blick auf die geschlossene Zwischentür. Als diese sich wieder öffnete, fuhr sie zusammen. Eilig widmete sie sich ihrer Tastatur.
    »Ich bin mal kurz weg«, sagte Strike.
    »In Ordnung.«
    »Wenn ich bis fünf Uhr nicht zurück bin, machen Sie einfach Feierabend.«
    »Natürlich.«
    »Bis morgen.«
    Er nahm die Jacke vom Haken. Seine vorgebliche Zielstrebigkeit war nicht sonderlich überzeugend.
    Die Baustellen breiteten sich wie ein Krebsgeschwür aus. Täglich wuchsen das Ausmaß der Zerstörung und die damit einhergehenden Behelfsmaßnahmen, die dem Schutz der Passanten dienen und es ihnen ermöglichen sollten, sich einen Weg durch die Verheerung zu bahnen. Strike nahm nichts davon wahr. Wie ferngesteuert lief er über die wackligen Holzbohlen zum Tottenham, jenem Ort, den er inzwischen als seine Fluchtburg vor der harschen Realität betrachtete.
    Wie das Ordnance Arms war es bis auf einen weiteren Trinker – einen alten Mann neben der Tür – leer. Strike bestellte ein Doom Bar und setzte sich auf eine der niedrigen roten Lederbänke an der Wand schräg unter dem gefühlsduseligen Gemälde des süßen, dummen, rosenblütenstreuenden viktorianischen Fräuleins. Er trank so freudlos und ergebnisorientiert, als wäre das Bier Medizin.
    Jago Ross. Noch während sie zusammengewohnt hatten, musste sie Kontakt zu ihm gehabt oder sich gar mit ihm verabredet haben. Doch selbst Charlotte, die Männern gegenüber eine magische Anziehungskraft besaß – eine eindrucksvolle Eigenschaft, die sie mit Perfektion beherrschte –, vermochte nicht, sich binnen drei Wochen von einem bloßen Wiedersehen nach einer derart langen Zeit zu einer Verlobung hochzuarbeiten. Sie musste sich bereits heimlich mit Ross getroffen haben, während sie gleichzeitig Strike ewige Liebe geschworen hatte.
    Dies rückte die Bombe, die sie einen Monat vor ihrer Trennung hatte platzen lassen, in ein neues Licht. Nun wusste er, warum sie sich geweigert hatte, ihm Beweise vorzulegen, nun hatte er eine Erklärung für die sich stets verändernden Zeitangaben und das plötzliche Ende der Angelegenheit.
    Jago Ross war schon einmal verheiratet gewesen; er hatte

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