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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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Stuhl (wie er ihn neuerdings bezeichnete) und arbeitete. Als letzte Amtshandlung vor dem Schlafengehen unterstrich er dreimal die Worte »Malmaison Hotel, Oxford« und umgab den Namen »J. P. Agyeman« mit einem fetten Kreis.
    Das Land sah dem Wahltag entgegen. Am Sonntag ging Strike früh zu Bett und ließ sich von dort aus mit den tagesaktuellen Ausrutschern, Dementis und Wahlversprechen berieseln, die über seinen tragbaren Fernseher flimmerten. Die Nachrichtensendungen verströmten ausnahmslos eine gewisse Freudlosigkeit. Die Staatsverschuldung war unvorstellbar hoch. Wer immer auch die Wahl gewinnen mochte – Einschnitte würden unvermeidlich sein. Tiefe, schmerzhafte Einschnitte; mit ihren unverfänglichen Floskeln erinnerten die Parteifunktionäre Strike an die Chirurgen, die ihm schonend hatten beibringen wollen, dass er möglicherweise mit nicht unerheblichen Beschwerden zu rechnen hätte. Sie mussten die Schmerzen, die sie verursachten, ja nicht am eigenen Leib erfahren.
    Am Dienstagmorgen brach Strike zu einem Treffen in Canning Town auf, das er mit Marlene Higson, Lula Landrys leiblicher Mutter, vereinbart hatte. Der Termin war nur unter erheblichen Schwierigkeiten zustande gekommen. Alison, Bristows Sekretärin, hatte Robin telefonisch Marlene Higsons Nummer mitgeteilt. Strike hatte sie persönlich angerufen. Obwohl sie hörbar enttäuscht gewesen war, dass es sich bei dem Anrufer nicht um einen Journalisten handelte, hatte sie zunächst eingewilligt, sich mit Strike zu treffen. Danach hatte sie zwei Mal im Büro angerufen: erst, um sich bei Robin zu erkundigen, ob der Detektiv wohl die Kosten für die Fahrt in die Innenstadt übernehmen würde, was abschlägig beschieden wurde; anschließend hatte sie in einem weiteren Telefonat den Termin empört abgesagt. Ein weiterer Anruf Strikes resultierte in der zögerlichen Zusage, sich in ihrer Stammkneipe zu treffen. Bis eine entrüstete Nachricht auf der Mailbox auch diese Vereinbarung annulliert hatte.
    Folglich hatte Strike zum dritten Mal zum Hörer gegriffen und ihr erzählt, dass seine Ermittlungen so gut wie abgeschlossen seien. Er werde den Behörden in absehbarer Zeit Beweise vorlegen, die zweifellos einen öffentlichen Aufschrei zur Folge haben würden. Wenn er so darüber nachdachte, sagte er, würde er sich an ihrer Stelle aufgrund ihrer mangelnden Kooperationsbereitschaft auf eine Flut negativer Presse gefasst machen. Marlene Higson hatte umgehend auf ihrem Recht bestanden, alles, was sie wusste, mit ihm und der Welt zu teilen, woraufhin Strike sich das Versprechen abringen ließ, dienstagmorgens am ursprünglich vereinbarten Treffpunkt – dem Biergarten eines Pubs namens Ordnance Arms – zu erscheinen.
    Er fuhr bis zur Haltestelle Canning Town, von der aus man die schlanken futuristischen Wolkenkratzer der Canary Wharf am Horizont erkennen konnte, die einer Reihe gleißender Metallblöcke ähnelten. Aus dieser Entfernung war die Höhe der Gebäude – genau wie die der Staatsverschuldung – unmöglich abzuschätzen. Wenige Gehminuten später war er Welten von der funkelnden, herausgeputzten Wirtschaftswelt entfernt. Canning Town lag hinter der Uferpromenade eingezwängt, wo die Banker in adretten Designerlofts wohnten, und atmete Armut und Verwahrlosung. Strike kannte das Viertel von früher. Der alte Freund, der ihm Brett Fearneys Adresse gesteckt hatte, hatte hier einmal gewohnt.
    Er kehrte der Canary Wharf den Rücken und ging die Barking Road hinunter. Als er an einem Gebäude vorbeikam, an dem ein Schild mit der Aufschrift KEINE CHANCE AUF BILDUNG angebracht war, runzelte er einen Augenblick die Stirn. Dann fiel ihm auf, dass jemand das K einfach davorgekritzelt hatte.
    Das Ordnance Arms befand sich in einem lang gestreckten, flachen, schmutzig weißen Gebäude direkt neben einem Pfandleihhaus. Die Inneneinrichtung des Pubs war funktional und schmucklos. Eine Reihe hölzerner Uhren an der terrakottafarbenen Wand und ein grell gemusterter roter Teppich waren die einzigen Zugeständnisse an das unsinnige Bedürfnis nach Dekoration. Des Weiteren bemerkte Strike zwei große Billardtische und einen langen, leicht zugänglichen Tresen, vor dem auch koordinationsschwache Trinker ausreichend Platz fanden. Jetzt, um elf Uhr morgens, war der Pub fast leer – abgesehen von einem kleinen alten Mann in der Ecke und einer fröhlichen Kellnerin, die ihren einzigen Gast mit »Joey« ansprach und auf Strikes Frage nach dem Biergarten auf den

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