Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)
ausbreitete. »Was soll damit sein?«
»Sind Sie drin gewesen?«
»Ich hab mich darin umgesehen, aber Bryant hatte sie schon durchsucht. Leer. Fenster verriegelt, Alarmanlage eingeschaltet und funktionsfähig.«
»Ist Bryant der Kerl, der den Tisch gerammt und die Blumenvase runtergeworfen hat?«
Wardle schnaubte.
»Davon haben Sie gehört, was? Mr. Bestigui war nicht gerade begeistert. Echt nicht! Zweihundert weiße Rosen in einer eimergroßen Kristallvase. Anscheinend hatte er gelesen, dass Macc in seinem Rider immer weiße Rosen verlangt. In seinem Stage Rider «, sagte Wardle, als ließe Strikes Schweigen auf seine Unkenntnis des Begriffs schließen. »Da steht auch Zeug drin, das sie in ihrer Garderobe haben wollen. Ich hätte gedacht, ausgerechnet Sie würden sich mit solchem Zeug auskennen.«
Strike ignorierte die Anspielung. Er hätte sich von Anstis Besseres erhofft.
»Wissen Sie, weshalb Bestigui Macc die Rosen hat hinstellen lassen?«
»Um sich bei ihm einzuschleimen, natürlich! Vermutlich wollte er Macc eine Filmrolle anbieten. Er war stinksauer, als er hörte, dass Bryant die Vase umgeworfen hatte. Hat laut rumgebrüllt, als er’s mitbekam.«
»Hat irgendjemand sich darüber gewundert, dass er wegen eines Blumenstraußes Terror macht, während seine Nachbarin mit eingeschlagenem Schädel auf der Straße liegt?«
»Ein widerlicher Scheißer, dieser Bestigui«, sagte Wardle nachdrücklich. »Er ist es gewohnt, dass die Leute strammstehen, wenn er spricht. Hat versucht, uns wie sein Personal zu behandeln, bis er gemerkt hat, dass das nicht sonderlich clever war.
In Wirklichkeit hatte sein Brüllen nichts mit den Blumen zu tun. Er hat versucht, seine Frau zu übertönen, ihr eine Chance zu geben, sich zusammenzureißen. Er hat sich zwischen sie und jeden gedrängt, der sie befragen wollte. Auch ein großer Kerl, der gute alte Freddie.«
»Weswegen war er besorgt?«
»Dass umso deutlicher werden würde, dass sie gekokst hatte, je länger sie herumkreischte und wie ein Windhund zitterte. Er muss gewusst haben, dass der Stoff irgendwo in der Wohnung rumlag. Dass die Met bei ihnen reingeplatzt ist, hat ihm ganz sicher nicht gefallen. Also hat er versucht, uns mit seinem Wutanfall wegen dieser Fünfhundert-Pfund-Blumengeschichte abzulenken.
Irgendwo hab ich gelesen, dass er sich von ihr scheiden lässt. Das überrascht mich nicht. Er ist es gewohnt, dass die Journalisten ihn mit Samthandschuhen anfassen. Er ist eben ein streitsüchtiger Hundesohn. Ihm kann das Aufsehen, das Tansy mit ihrer Aussage erregt hat, kaum gefallen haben. Die Presse hat diese Gelegenheit natürlich genutzt. Hat alte Storys aufgewärmt; dass er mit Tellern nach Angestellten geworfen hat; dass er bei Besprechungen Kopfnüsse verteilt hat. Angeblich hat er seiner letzten Exfrau eine hohe Abfindung gezahlt, damit sie vor Gericht nicht über sein Sexleben plaudert. Er ist weit und breit als Arschloch der Extraklasse bekannt.«
»Aber verdächtigt haben Sie ihn nie?«
»Oh, wir haben ihn sehr wohl verdächtigt; er war an Ort und Stelle und als gewalttätig bekannt. Aber der Verdacht hat sich nie konkretisiert. Hätte seine Frau gewusst, dass er es getan hatte – oder dass er zum Zeitpunkt des Sturzes nicht in der Wohnung war –, hätte sie es uns bestimmt gesagt, so außer sich, wie sie bei unserem Eintreffen war. Aber sie hat darauf bestanden, dass er geschlafen habe, und das Bett sah entsprechend aus. Außerdem stünden wir weiter vor dem Problem, wie er an Wilson vorbeigekommen wäre, wenn er es geschafft hätte, die Wohnung heimlich zu verlassen, um Landry aufzusuchen. Den Aufzug kann er nicht genommen haben – also hätte er auf dem Weg nach unten Wilson begegnen müssen.«
»Der zeitliche Ablauf schließt ihn also aus?«
Wardle zögerte.
»Nun, denkbar wär’s natürlich. Wenn Bestigui sich verdammt viel schneller bewegen könnte als die meisten Männer seines Alters und seines Gewichts – und wenn er sofort losgerannt wäre, nachdem er sie übers Geländer gestoßen hatte. Aber damit wäre noch nicht geklärt, weshalb wir in ihrem Penthouse nirgends seine DNS gefunden haben; wie er seine Wohnung hätte verlassen können, ohne von seiner Frau bemerkt zu werden; und nicht zuletzt, weshalb Landry ihn hätte einlassen sollen. Ihre Freunde waren sich einig, dass sie ihn nicht leiden konnte. Außerdem« – Wardle trank sein Bier aus – »ist Bestigui die Art von Mann, die einen Killer anheuern würde, um jemanden
Weitere Kostenlose Bücher