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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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einem Desaster endete. Lula war so labil wie John und so wild wie Charlie, und Yvette hatte auch bei ihr keine Ahnung, wie sie ihrer Herr werden sollte.«
    Wieder machte sich Strike ein paar Notizen, um Landry aus der Reserve zu locken; er fragte sich insgeheim, ob dessen Glaube an eine genetische Vorbestimmung erklären könnte, warum Bristow sich so sehr für die zwei schwarzen Läufer interessierte. Bestimmt hatte er über die Jahre hinweg immer wieder entsprechende Äußerungen seines Onkels aufgeschnappt; Kinder übernahmen oft ungewollt und intuitiv die Überzeugungen ihrer Verwandten. Strike selbst hatte schon lange, bevor man es ihm ins Gesicht gesagt hatte, gespürt, dass seine Mutter anders war als andere Mütter und dass er sich irgendwie (sofern er sich nach dem ungeschriebenen Gesetz richtete, das alle anderen Erwachsenen um ihn herum befolgten) für sie schämen sollte.
    »Sie haben Lula am Tag vor ihrem Tod gesehen, wenn ich mich recht erinnere?«, fragte er.
    Landrys Wimpern waren so blond, dass sie fast silbern glänzten.
    »Verzeihung?«
    »Also …« Strike blätterte ostentativ in seinem Buch und schlug eine leere Seite auf. »Sie sind ihr in der Wohnung Ihrer Schwester begegnet, nicht wahr? Als Lula vorbeikam, um nach Lady Bristow zu sehen?«
    »Wer hat Ihnen das erzählt? John?«
    »So steht es in der Polizeiakte. Stimmt das denn nicht?«
    »Doch, natürlich stimmt das, aber ich weiß nicht, was es mit den Dingen zu tun haben sollte, die wir hier besprechen.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, aber als Sie hierherkamen, sagten Sie, Sie hätten meinen Anruf erwartet. Daraus habe ich geschlossen, dass Sie bereit wären, mir ein paar Fragen zu beantworten.«
    Landry sah ihn an, als hätte Strike ihn wider Erwarten ausgetrickst.
    »Ich habe meiner Aussage bei der Polizei nichts hinzuzufügen«, sagte er schließlich.
    »Der zufolge«, fuhr Strike fort und blätterte weitere leere Seiten um, »Sie an jenem Vormittag kurz Ihre Schwester besuchten, wobei Sie Ihrer Nichte begegneten, und danach nach Oxford gefahren sind, um an einer Konferenz über internationale Entwicklungen im Familienrecht teilzunehmen?«
    Landry mahlte wieder Luft.
    »Das ist korrekt«, sagte er schließlich.
    »Wann sind Sie gleich wieder in der Wohnung Ihrer Schwester angekommen?«
    »Das muss gegen zehn gewesen sein«, antwortete Landry nach kurzer Überlegung.
    »Und wie lange sind Sie geblieben?«
    »Vielleicht eine halbe Stunde. Vielleicht ein bisschen länger. Ich weiß es wirklich nicht mehr.«
    »Und Sie sind von dort aus direkt zu dieser Konferenz in Oxford gefahren?«
    Hinter Landrys Schulter sah Strike John Bristow mit einer Bedienung sprechen; er sah gehetzt und leicht zerzaust aus, als wäre er gerannt. An seiner Hand baumelte ein lederner Aktenkoffer. Schwer atmend sah er sich um und hielt, als er Landrys Hinterkopf erblickte, erschrocken inne.

6
    »John«, begrüßte Strike seinen Klienten, als dieser an ihren Tisch trat.
    »Hallo, Cormoran.«
    Landry würdigte seinen Neffen keines Blickes, sondern griff nach Messer und Gabel und begann wortlos zu essen. Strike rutschte einen Stuhl weiter, damit Bristow seinem Onkel gegenübersitzen konnte.
    »Hast du mit Reuben gesprochen?«, fragte Landry kühl, nachdem er den ersten Bissen hinuntergeschluckt hatte.
    »Ja«, antwortete Bristow. »Ich habe ihm erklärt, dass ich heute Nachmittag vorbeikommen und mit ihm sämtliche Einzahlungen und Abhebungen durchgehen werde.«
    »Ich habe Ihren Onkel soeben über den Vormittag vor Lulas Tod befragt, John. Als er in der Wohnung Ihrer Mutter war«, sagte Strike.
    Bristow sah Landry kurz an.
    »Mich interessiert alles, was dort passiert ist und was besprochen wurde«, fuhr Strike fort, »denn laut dem Fahrer, der Lula von der Wohnung ihrer Mutter abholte, war sie nach dem Besuch völlig aufgelöst.«
    »Natürlich war sie völlig aufgelöst«, fuhr Landry ihn an. »Ihre Mutter hatte Krebs.«
    »Aber hätte die Operation sie nicht eigentlich heilen sollen?«
    »Yvette hatte sich gerade einer Hysterektomie unterziehen müssen. Sie litt unter Schmerzen. Ich bin überzeugt, dass es Lula zutiefst verstörte, ihre Mutter in diesem Zustand zu sehen.«
    »Haben Sie sich länger mit Lula unterhalten, als Sie ihr dort begegneten?«
    Ein kaum merkliches Zögern.
    »Wir haben nur ein paar Worte gewechselt.«
    »Haben Sie beide sich unterhalten?«
    Bristow und Landry sahen einander nicht an. Diesmal blieb es ein paar Sekunden still, dann sagte

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