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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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– ich will den Ausdruck meiner Schwester verwenden – ein hochnervöser Mensch. Nach Charlies Tod mussten seine Eltern ihn psychologisch betreuen lassen. Ich beanspruche nicht für mich, ein Experte in Fragen der geistigen Gesundheit zu sein, aber so wie ich es empfinde, ist er nach Lulas Tod abgestürzt, und …«
    »Keine glückliche Wortwahl, aber ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Strike und kritzelte Bristow am Abgrund in sein Buch. »Inwiefern ist John … abgestürzt?«
    »Nun, ich will sagen, dass es unvernünftig und unnütz ist, diese Ermittlungen wieder anzustoßen.«
    Strike ließ den Stift über dem Notizbuch schweben.
    Landrys Kiefer mahlten sekundenlang, als würde er auf irgendetwas herumkauen; dann verkündete er energisch: »Lula war manisch-depressiv und hat sich nach einem Streit mit ihrem heroinsüchtigen Geliebten aus dem Fenster gestürzt. Daran ist nichts Rätselhaftes. Die Sache war für uns alle verflucht schrecklich, vor allem für ihre arme Mutter, aber dies sind nun mal die unappetitlichen Fakten. Ich kann nur den Schluss ziehen, dass John eine Art Nervenzusammenbruch erlitten hat, und wenn Sie mir die offenen Worte verzeihen …«
    »Nur zu.«
    »Ihre Geheimabsprache mit ihm bestärkt ihn lediglich in seiner krankhaften Weigerung, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.«
    »Dass Lula sich selbst getötet hat?«
    »Eine Ansicht, die von Polizei, Pathologie und Untersuchungsrichter geteilt wird. Aus mir unerfindlichen Gründen will John um jeden Preis einen Mord nachweisen. Und genauso wenig verstehe ich, wie er auf die Idee kommt, dass wir uns dadurch besser fühlen würden.«
    »Nun«, antwortete Strike, »Menschen aus dem Umfeld eines Selbstmörders fühlen sich oft schuldig. Sie glauben, sie hätten mehr für den Verstorbenen tun können, selbst wenn das unrealistisch sein mag. Ein Mordurteil würde die Familie von jeder Schuld reinwaschen, nicht wahr?«
    »Niemand von uns braucht sich schuldig zu fühlen«, widersprach Landry eisig. »Lula hatte seit ihrer frühesten Jugend die beste medizinische Fürsorge erhalten und obendrein alle materiellen Vorzüge genossen, die ihre Adoptivfamilie ihr bieten konnte. Vielleicht ließe sich meine adoptierte Nichte am besten mit dem Ausdruck ›verzogene Göre‹ beschreiben, Mr. Strike. Ihre Mutter wäre im wahrsten Sinn des Wortes für sie gestorben, aber das wurde ihr kaum gedankt.«
    »Sie hielten Lula also für undankbar?«
    »Sie brauchen das verflucht noch mal nicht aufzuschreiben! Oder machen Sie sich etwa Notizen für irgendein Schmierblatt?«
    Landry hatte seine anfängliche Überheblichkeit inzwischen über Bord geworfen, wie Strike interessiert feststellte. Die Bedienung brachte seine Bestellung. Landry dankte ihr mit keinem Wort, sondern starrte Strike wortlos an, bis sie wieder gegangen war. Dann erklärte er: »Mit Ihrem Herumstochern richten Sie nur Schaden an. Ehrlich gesagt war ich fassungslos, als ich erfuhr, was John vorhatte. Fassungslos.«
    »Hat er Ihnen gegenüber die Selbstmordtheorie nie angezweifelt?«
    »Natürlich hat er sein Entsetzen bekundet, so wie wir alle; aber ich kann mich nicht erinnern, dass er je von einem möglichen Mord gesprochen hätte.«
    »Stehen Sie Ihrem Neffen nahe, Mr. Landry?«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Es könnte erklären, warum er Ihnen nichts von seinem Verdacht erzählt hat.«
    »John und ich führen eine einvernehmliche Arbeitsbeziehung.«
    »Eine einvernehmliche Arbeitsbeziehung ?«
    »Ja, Mr. Strike: Wir arbeiten miteinander. Sind wir deshalb außerhalb der Kanzlei miteinander verheiratet? Nein. Aber wir sorgen gemeinsam für meine Schwester – Lady Yvette Bristow, Johns Mutter, die mittlerweile im Sterben liegt. Außerhalb der Arbeit drehen sich unsere Gespräche für gewöhnlich um sie.«
    »John kommt mir vor wie ein sehr pflichtbewusster Sohn.«
    »Er hat nur noch Yvette, und dass sie bald sterben wird, belastet ihn zusätzlich.«
    »Ich würde nicht sagen, dass er nur noch Yvette hat. Da wäre auch noch Alison …«
    »Ich wüsste nicht, dass sich die beiden ernsthaft nahestünden.«
    »Vielleicht hat John sich auch an mich gewandt, weil er möchte, dass seine Mutter vor ihrem Tod die Wahrheit erfährt.«
    »Die Wahrheit wird Yvette nicht helfen. Dass man letztendlich erntet, was man gesät hat, ist eben keine angenehme Erkenntnis.«
    Strike schwieg. Wie nicht anders zu erwarten war, konnte der Anwalt der Versuchung nicht widerstehen, seine Bemerkung auszuführen, und fuhr

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