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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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fort: »Yvette war als Mutter immer viel zu weich. Sie liebte Babys.« Er sagte das so, als wäre es anstößig oder gar pervers. »Wenn sie einen Mann mit entsprechender Zeugungskraft gefunden hätte, hätte sie zu diesen peinlichen Weibern gehören können, die zwanzig Kinder zur Welt bringen. Gott sei Dank war Alec zeugungsunfähig – oder hat John das etwa nicht erwähnt?«
    »Er hat mir erzählt, dass Sir Alec Bristow nicht sein leiblicher Vater war, wenn Sie das meinen.«
    Falls Landry enttäuscht war, dass Strike das schon wusste, so ließ er es sich nicht anmerken.
    »Yvette und Alec adoptierten damals die beiden Jungs, aber meine Schwester hatte keine Ahnung, wie sie ihrer Herr werden sollte. Schlicht gesagt war sie eine grauenhafte Mutter. Keine Kontrolle, keine Disziplin; viel zu nachsichtig und vollkommen blind gegenüber allem, was sich vor ihrer Nase abspielte. Ich will nicht sagen, dass es allein an ihrer Erziehung gelegen hat – wer weiß schon, welche genetischen Einflüsse da eine Rolle spielten –, aber John war ein weinerliches, theatralisches Muttersöhnchen, während Charlie überhaupt keine Grenzen kannte, was dazu führte …«
    Landry verstummte unvermittelt, und auf seinen Wangen erblühten rote Flecken.
    »Was dazu führte, dass er mit dem Fahrrad in einen Abgrund fuhr?«, schlug Strike vor.
    Er hatte das nur gesagt, um Landrys Reaktion zu beobachten, und er wurde nicht enttäuscht. Landry bekam einen Tunnelblick; eine Tür schien sich zu schließen; er schottete sich ab.
    »Das ist nicht gerade feinsinnig ausgedrückt, aber ja. Selbstverständlich schrie Yvette sich damals die Seele aus dem Leib, klammerte sich an Alec fest und sank schließlich ohnmächtig zu Boden, aber da war es zu spät. Hätte sie den Burschen auch nur leidlich unter Kontrolle gehabt, wäre er nicht aus blankem Trotz losgefahren. Ich war selbst dabei«, erzählte Landry mit versteinerter Miene. »Ich hatte sie übers Wochenende besucht. Es war am Ostersonntag. Ich hatte einen Spaziergang ins Dorf unternommen, und als ich zurückkam, suchten bereits alle nach ihm. Ich lief direkt zum Steinbruch. Ich hatte mir so etwas schon gedacht. Man hatte ihm ausdrücklich verboten, dort hinzufahren – und natürlich war er genau da.«
    »Sie haben ihn gefunden, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Das hat Sie bestimmt sehr belastet.«
    »Ja«, bestätigte Landry schmallippig. »Allerdings.«
    »Und nach Charlies Tod adoptierten Ihre Schwester und Sir Alec dann Lula?«
    »Was wahrscheinlich die größte Dummheit war, auf die sich Alec je eingelassen hat«, sagte Landry. »Yvette hatte schließlich unter Beweis gestellt, dass sie eine katastrophale Mutter war; und da sollte sie in ihrer tiefen Trauer beim zweiten Anlauf erfolgreicher sein? Natürlich hatte sie sich immer eine Tochter gewünscht; ein Baby, das sie in Rosa kleiden konnte; und Alec hoffte, dass er sie damit wieder glücklich machen würde. Er konnte Yvette einfach keinen Wunsch abschlagen. Er war in sie vernarrt, sowie sie damals als Schreibkraft in die Kanzlei kam; und er war ein ungeschliffener Klotz aus dem East End. Yvette hatte schon immer einen Hang zu ungehobelten Männern.«
    Strike rätselte, woher Landrys Groll wohl rührte.
    »Sie kommen nicht besonders gut mit Ihrer Schwester aus, Mr. Landry?«, fragte er.
    »Wir kommen hervorragend miteinander aus; trotzdem sehe ich Yvette so, wie sie wirklich ist, und ich weiß, inwieweit sie sich ihr Schicksal selbst zuzuschreiben hat.«
    »War es schwierig für die beiden, nach Charlies Tod noch ein Kind zur Adoption zu bekommen?«, wollte Strike wissen.
    »Ich wage zu behaupten, dass es Schwierigkeiten gegeben hätte, wäre Alec nicht millionenschwer gewesen«, schnaubte Landry. »Ich weiß, dass die Behörden Bedenken aufgrund von Yvettes geistiger Gesundheit hatten, und schon damals waren die beiden nicht mehr die Jüngsten. Zu dumm, dass sie nicht abgelehnt wurden. Aber Alec verstand es, Strippen zu ziehen, und er kannte aus seinen Zeiten als Gossenjunge alle möglichen seltsamen Gestalten. Ich weiß nichts Genaueres, aber ich würde darauf wetten, dass damals Geld die Hände wechselte. Trotzdem konnte nicht einmal Alec es so hindrehen, dass sie ein hellhäutiges Kind bekamen. Also brachte er das nächstbeste Kind mit völlig ungeklärter Provenienz in die Familie, um es von einer depressiven, hysterischen Frau ohne jedes Urteilsvermögen großziehen zu lassen. Es hat mich nicht überrascht, dass das ganze Unterfangen in

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