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Der Ruf des Kulanjango

Der Ruf des Kulanjango

Titel: Der Ruf des Kulanjango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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entfernt. Aber ich habe solche Vögel in der Nähe meines Dorfes gesehen, wie sie im Fluss fischten. Wir nennen sie Kulanjango. Sie fischen gerne, wenn die Flut weit flussaufwärts dringt oder sich wieder zurückzieht. Mein Vater ist Fischer und er freut sich immer, wenn die Kulanjango oder Fischadler, wie Ihr sie nennt, hierher zurückkehren. Sie bringen ihm Glück beim Fischen. Wenn mich mein Vater und meinBruder morgen besuchen, werde ich sie fragen, ob sie nach Iris Ausschau halten.
    Schottland ist sehr weit entfernt. Ich habe gerade auf eine Landkarte geschaut.

    Von Jeneba, zehn Jahre alt

    Bist du ein Mädchen oder ein Junge? Ich bin ein Mädchen.
    Rob schlug mit den Händen auf den Tisch. »Erfolg! Erfolg!«, rief er.
    Euan starrte auf den Bildschirm. »Du hast es geschafft!«, sagte er. »Du hast es tatsächlich geschafft!«
    Ich grinste von einem Ohr zum anderen. »Ich glaub’s nicht«, staunte ich. »Da unten ist wirklich jemand, der uns helfen kann. Jetzt finden wir Iris, ich weiß es einfach, dass wir sie finden!«
    »Also schreib zurück«, sagte Rob.
    »Was, jetzt?«, fragte ich. »An sie? An Jeneba?«
    Rob nickte. »Na, an wen denn sonst?«
    Meine Hände schwebten über der Tastatur. Ich schaute zu Euan hoch. »Was soll ich schreiben?«
    Euan rollte mit den Augen. »Schreib einfach ›Herzlichen Dank und teil uns mit, wenn ihr Iris findet‹.«
    »Okay«, sagte ich, »okay.« Ich atmete tief ein und begann zu tippen …

    Von: Callum
    Gesendet: 8. Oktober, 16:43 WEZ

    Betreff: Suche nach Iris

    Hallo, Jeneba,
    herzlichen Dank und teile uns bitte mit, wenn Ihr Iris findet.
    Callum (Junge, 11)
    »Hier«, meinte ich, »ist ’n bisschen kurz.«
    Rob lehnte sich in den Sessel zurück. »Das ist in Ordnung«, befand er. Schick sie einfach ab. Anstarren bringt nichts.«
    Ich klickte auf ›Senden‹ und sah, wie die Nachricht verschwand. »Jetzt können wir nur noch warten.«
    Nach dem Abendessen schaute ich noch einmal nach Iris, aber ihre Position war komplett von der Bildfläche verschwunden.
    Es ist schon fast Nacht, sagte ich mir. Der Solarakku ist leer und kann keine Signale senden. Aber in mir rumorte eine tief sitzende Angst. Ich musste einfach an morgen glauben, ich musste daran glauben, dass Iris noch lebte.

Kapitel 27
    Am nächsten Tag, ein grauer und kalter Samstag, wachte ich mit Halsweh auf. Dad war schon frühmorgens zum Markt gefahren und Graham machte mit seinen Freunden einen Wochenendausflug. Mum wickelte mich in eine Daunendecke und setzte mich vor den Fernseher. Den ganzen Tag bewegte ich mich kaum vom Fleck, außer dass ich meine E-Mails checkte.
    Ein Reiseunternehmen, das auf Vogelbeobachtungen spezialisiert war, hatte mir geantwortet, es sei nicht in diesem Teil Gambias tätig.
    Aber noch keine Antwort von Jeneba.
    Ich beobachtete, wie die Zeiger der Großvateruhr Stunde um Stunde im Kreis krochen. Draußen verblasste schon das Nachmittagslicht und langsam wurde es dunkel. Der Fernseher plärrte unentwegt, Zeichentrickfilme, Fußball, Quizsendungen und Golf. Dad kam nach Hause und brachte vom Chinesen was zu essen und ein paar Flaschen Cola mit.
    »Schaut mal, wen ich mitgebracht habe«, sagte Dad.
    Hamish kam herein und setzte sich neben mich aufs Sofa.»Ich hab von deiner E-Mail gehört«, fing er an. »Erstaunlich. Du hast tatsächlich mit jemanden Kontakt aufgenommen, der Iris finden könnte?«
    Ich zuckte mit der Schulter. »Scheint ziemlich aussichtslos«, sagte ich. »Hab heute noch keine Rückmeldung von dem Mädchen aus Gambia bekommen.«
    Mum kam mit Schüsseln voller Chicken-Chow-Mein herein und stellte sie auf den kleinen Tisch neben dem Fernseher.
    »Du hast gesagt, du würdest es schaffen«, sagte Hamish.
    »Ich hab zu lange damit gewartet«, entgegnete ich.
    »Das weißt du doch gar nicht«, warf Dad ein. »Wo alle anderen schon aufgeben wollten, hast du weitergemacht.«
    »Schreib das bitte mal auf«, lachte Mum. »Dad gibt sonst nie zu, dass er schiefliegt.«
    »Ich meine es ernst«, sagte Dad. »Gerade zeigt sich doch, was du erreichen kannst, wenn du etwas wirklich willst.«
    Hamish nickte und nahm sich eine Schüssel und ein Paar Essstäbchen. Ich war nicht so hungrig, also ließ ich sie allein eine Gameshow anschauen und schleppte mich mit meiner Bettdecke nach oben.
    Ich schaltete den Computer ein und wartete.
    Erst zur Schlafenszeit kam eine E-Mail von Jeneba.

    Von: Jeneba Kah
Gesendet: 9. Oktober, 21:00 WEZ

    Betreff: Suche nach Iris

    Hallo Callum,
keine

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