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Der Ruf des Kulanjango

Der Ruf des Kulanjango

Titel: Der Ruf des Kulanjango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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kannst nichts tun. Fischadler sind ständig Gefahren ausgesetzt. Erst seitdem wir ihre Spuren verfolgen, wissen wir, wie wenig von ihnen den langen Vogelzug überleben.«
    Ich schüttelte Hamish ab. »Ich habe es ihr aber versprochen.«
    »Callum …«, sagte Hamish.
    »Ich werde es irgendwie schaffen«, brüllte ich und machte mich auf dem zerfurchten Pfad entlang des Sees davon. Aber alles, was ich vor meinem inneren Auge sah, war ein labyrinthisches Gewirr von Wasserläufen, die in einem dichten grünen Mangrovensumpf verschwanden.

Kapitel 25
    »Auf keinen Fall.«
    »Aber warum nicht?«, beharrte ich.
    Mum knallte den Schmortopf auf den Tisch. »Zunächst einmal können wir uns das nicht leisten. Dann bräuchtest du eine Menge Impfungen und Tabletten gegen Malaria, Wochen bevor du überhaupt dran denkst, dorthin zu reisen. Und dann bist du gerade mal elf, um Himmels willen! Die Antwort ist ›nein‹, Callum. Du fliegst nicht nach Gambia. Punkt.«
    Ich stand auf. »Ich hab keinen Hunger«, sagte ich.
    »Setz dich, Callum«, befahl Dad. Er lud mir einen Haufen Kartoffeln auf den Teller. »Selbst wenn wir hier wegkönnten, was dann? Wir wissen rein gar nichts über den Ort. Wie sollten wir sie in einem Mangrovensumpf finden? Das wäre so, als würden wir eine Nadel im Heuhaufen suchen.«
    »Das war’s dann also?«, schrie ich. »Aufgeben, einfach so?«
    »Ja, Callum«, sagte Dad. »Genau. Wir können von hier aus gar nichts tun. Sie ist ein Wildvogel. Du weißt das.«
    Ich pfefferte Messer und Gabel auf den Tisch und poltertein mein Zimmer. Ich schaltete den Computer ein und suchte nach dem Signal. Seit drei Tagen hatte sich Iris nicht von der Stelle bewegt. Warum nur hatte ich das nicht bemerkt? Ich hätte nach ihr sehen sollen. So nah wie möglich zoomte ich auf ihre Position. Man konnte beinahe die einzelnen Bäume erkennen. Iris war irgendwo da drinnen. Am liebsten hätte ich meinen Arm in den Bildschirm gesteckt und sie herausgezogen.
    Vielleicht konnte ich irgendwie aus eigener Kraft nach Gambia reisen. Ich schaute im Netz nach Seiten mit Touristeninformationen. Entlang der Küste gab es eine Menge Hotels und am Gambia kleinere Camps und Öko-Lodges. Alle hatten Adressen und Websites.
    Ja natürlich, das war’s!
    Ich musste jemanden in Gambia kontaktieren, der nach Iris suchte.
    Ich hämmerte eine E-Mail nach der anderen in die Tasten, an Hotels, Öko-Lodges und Reiseunternehmen, die sich auf Vogelbeobachtungstrips spezialisiert hatten. Ich schickte eine E-Mail an eine kirchliche Gruppe und an ein Hospital. Und ich versuchte sogar, die Regierung von Gambia zu benachrichtigen.
    Jetzt konnte ich nichts weiter tun als warten.
    Dad brachte mir das Abendessen aufs Zimmer. »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich und stellte den Teller neben mich auf den Schreibtisch. »Du weißt, dass du nichts dafür kannst.«
    Ich seufzte. »Ich hätte mich besser kümmern müssen.«
    Dad legte mir die Arme um die Schultern. »Du kannst nichts dafür, dass Iona gestorben ist.«
    Ich starrte einfach nur auf das tiefe, tiefe Blau des Computerbildschirms.

Kapitel 26
    Am nächsten Tag kamen Rob und Euan nach der Schule mit mir nach Hause.
    »Irgendwelche Antworten?«, fragte Euan.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nur zwei E-Mails, die als nicht zustellbar zurückkamen, und eine Werbung für Billigflüge und Hotels.«
    Rob setzte sich auf meinen Schreibtisch. »Jetzt komm schon«, sagte er, »schauen wir, ob noch jemand geantwortet hat.« Er schaltete meinen Computer ein.
    Euan und ich blickten ihm über die Schulter. Der Rechner brauchte ewig, um in Schwung zu kommen.
    Rob klickte sich zu meinen E-Mails.
    Bitte, bitte, eine E-Mail , dachte ich.
    Rob klickte auf ›Senden/Empfangen‹.
    Wie gebannt starrte ich auf den Bildschirm.

    Eingegangene Nachrichten:
Eine neue Nachricht

    Von: Jeneba Kah
Gesendet: 8. Oktober, 15:30 WEZ

    Betreff: Hallo Callum

    Hallo Callum.
Ich heiße Jeneba Kah. Doktor Jawara hat Deine E-Mail geöffnet und mich gebeten, Dir zu schreiben. Er sagt, das wäre gut für mein Englisch. Ich denke, das ist vielleicht nur ein Vorwand und Dr. Jawara hofft, dass er für eine kleine Weile Ruhe vor meinen Fragen hat. Vielleicht bin ich eines Tages ein so berühmter Doktor wie er und irgendjemand stellt mir dann die Fragen. Aber das ist gut, denn ich bin nur ganz selten an einem Computer.

    Ich mag das Foto von Deinem Vogelweibchen.
Leider hab ich sie nicht gesehen. Ich bin im Hospital und zu weit vom Fluss

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