Der Ruf des Satyrs
Geschichte war grausig, eigentlich nicht der richtige Ort für den Besuch zweier Damen. Doch sie waren uneingeladen gekommen, und er hatte nicht vor, seine Nachforschungen zu unterbrechen, um sich die Mühe zu machen, mit ihnen eine passendere Umgebung aufzusuchen.
Serafina wischte mit ihrem Taschentuch den Staub von der Bank und setzte sich, während sie ihrer Tochter bedeutete, dasselbe zu tun.
»Setzen Sie sich doch!«, lud Serafina ihn ein.
Er verschränkte die Arme und wich auf die Bank gegenüber aus. »Was wollen Sie?«
Irgendetwas an der Frau beunruhigte ihn. Es schnürte ihm die Kehle zu, und wie schon zuvor bei den Zellen hatte er das Bedürfnis, wieder nach draußen an die frische Luft zu flüchten. Ihr Sohn hatte dieselbe Wirkung auf ihn, jedoch nicht die Tochter. Alexa. Er erinnerte sich noch von letzter Nacht an sie. Da war sie lebhafter gewesen, doch die Gegenwart ihrer Mutter heute schien ihren Charme zu dämpfen.
Serafina zog ihre Handschuhe aus und legte sie kunstvoll über ihren Schoß. »Also gut. Ich werde direkt zum Punkt kommen, Signor. Ich möchte, dass Sie mir das Land zurückgeben, dass Sie meinem Sohn beim Kartenspiel gestohlen haben.«
So etwas hatte er erwartet. »Ich nehme an, Sie meinen damit den Hain und das Haus, das Ihre Familie vor dreizehn Jahren meiner Familie weggenommen hat?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich erinnere mich nicht, dass Ihre Eltern damals irgendwelche Einwände geltend gemacht hätten.«
Zorn flammte in ihm auf. »Weil sie tot waren!« Während er und Luc vermisst gewesen waren, hatte die Krankheit ihre Eltern dahingerafft. Er hatte sie nach seiner Entführung nie wieder gesehen. »Meine Brüder und ich waren damals jung, ohne Geld oder Einfluss. Aber ich warne Sie, das ist nun anders!«
»Das bringt uns nicht weiter«, entgegnete sie sanft. »Die Tatsache ist weiterhin, dass ich das Land wiederhaben will. Und meine Anwälte versichern mir, dass ich guten Grund habe, auf seine Rückgabe zu klagen. Mein Sohn war von den alkoholischen Getränken berauscht, für die Sie an dem Abend am Kartentisch gesorgt hatten. Das Spiel fand in einem unbenannten Etablissement statt, das Ihrem Bruder gehört und das offenbar, merkwürdigerweise, niemand ausfindig machen kann. Nötigung etc. etc.« Sie wedelte mit ihrer Hand herum.
»Es sind nur fünf Morgen, überwuchert von Reben und Unkräutern. In den Jahren, in denen das Land Ihnen gehörte, haben Sie sich nicht gerade gut darum gekümmert. Es erstaunt mich, dass Sie nun behaupten, es sei Ihnen so wichtig.«
Sie presste die Lippen aufeinander. »Werden Sie das Land zurückgeben oder nicht?«
»Mutter«, murmelte Alexa leise tadelnd, doch sie wurde von beiden ignoriert.
»Nicht«, antwortete er.
»Ein Gerichtsverfahren könnte sich über zehn Jahr lang hinziehen. Meine Anwälte könnten es so einrichten, dass Sie während dieser Zeit keinen Zugang zu dem Land hätten.«
»Warum ist es Ihnen so wichtig?«, fragte er erneut.
Serafina nahm ihre Handschuhe in die eine Hand und schlug damit leicht gegen die andere. »Weil das Land meinen Vorfahren gehörte, Jahrzehnte bevor Ihre Familie hierherkam. Ihr Vater hat es meinem gestohlen – auf fast dieselbe Weise, wie Sie es Gaetano weggenommen haben.«
»Und Jahrhunderte davor haben meine Vorfahren die Olivenbäume hier gepflanzt. Das verleiht meiner Familie sicherlich den älteren Anspruch.«
»Beweisen Sie es!«, entgegnete Serafina in dem überheblichen Tonfall einer Person, die glaubte, dass ihr allein durch ihre höhere gesellschaftliche Stellung und ihren Reichtum in jeder Auseinandersetzung der Sieg garantiert wäre.
Dane fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er fürchtete, dass sie recht hatte. »Nennen Sie mir Ihren Preis, und ich bezahle ihn. Und wir vergessen, dass ich den Hain als Wetteinsatz von Ihrem Sohn gewonnen habe.«
Ihre Augen leuchteten auf, als wäre dies das Angebot, auf das sie die ganze Zeit über gehofft hatte. »Ausgezeichnet, allerdings bin ich nicht auf Geld aus. Zufällig habe ich eine Lösung im Sinn, die die Angelegenheit zur Zufriedenheit aller regeln könnte. Wenn ich Ihnen das näher erläutern dürfte?«
»Wenn das zur Folge hat, dass meiner Familie der Hain wieder genommen wird, dann sparen Sie sich die Worte.«
Sie fuhr fort, als hätte sie ihn nicht gehört. »Dem allgemeinen Klatsch und Tratsch entnehme ich, dass sie vorhaben, sich zu verheiraten?« Sie warf ihm einen fragenden Blick zu.
Er witterte eine Falle, also
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