Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
antwortete er, während er seinen schmerzenden Rücken streckte. »Du kannst Insekten nicht vorwerfen, dass sie handeln wie Insekten. Bei einem Volk wie den Til-Nara haben die Königinnen das Sagen und alle anderen müssen kuschen.«
»Ist dir aufgefallen, wie Nelha Ashal reagiert hat, als ich seine Meinung wissen wollte?«
»Allerdings. Ich hatte den Eindruck, das Ganze würde auch ihm nicht unbedingt behagen.«
»Stimmt haargenau.« Hoffer drehte sich ruckartig um. Er fing an, eins der Bilder an der Wand zu betrachten. Es zeigte ein altes Segelschiff, dessen Besatzung einem wütenden Sturm trotzte. Malkner war sich sicher, dass sein Offizierskollege zwar das Bild betrachtete, aber seine Gedanken in Wirklichkeit weit entfernt waren.
»Vielleicht ist er doch ganz brauchbar«, sagte Hoffer unvermittelt. »Für einen Til-Nara meine ich.«
»Das wird sich zeigen. Ich bin nur froh, dass er deinem Vorschlag zugestimmt hat, die Zeit zu nutzen und gemeinsame Manöver abzuhalten. Das wird dir viel über unsere neuen Verbündeten verraten.«
»Ja, wenigstens etwas«, stimmte Hoffer zu. »Wir haben noch knappe vier Tage, bevor es losgeht. Dann wird sich zeigen, wie viel die Til-Nara wert sind. Hoffen wir, dass es ausreichen wird gegen das, was auch immer die Slugs aufbieten werden.«
Malkner kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Ich muss immer wieder über Nelha Ashals Worte nachdenken. Über die Motivation der Ruul. Glaubst du tatsächlich, sie haben ihr Nomadendasein aufgegeben und wollen jetzt ein eigenes Reich aufbauen.«
»Möglich wär's schon, aber das beruhigt mich nicht im Mindesten. Wenn die Ruul eine feste Basis haben, kann das für alle anderen nur schlecht sein. Wir hatten schon eine Menge Scherereien mit ihnen, als sie nur herumvagabundierende Halunken waren. Mit fester Heimatwelt wären sie zehnmal gefährlicher. Hinzu kommt noch …«
Bei Hoffers Pause sah Malkner alarmiert auf. »Ja?!«
»… wenn sie tatsächlich das Asalti-System als neue Heimat auserkoren haben, werden sie um jeden Fußbreit erbittert kämpfen und alles in den Kampf werfen, das sie haben. Und der Gedanke macht mir sehr zu schaffen.« Hoffer riss seine Augen endlich von dem Bild los und warf dem anderen Admiral einen kurzen Blick zu, bevor er wieder aus dem Fenster sah. Fast glaubte Malkner, ein Aufwallen von Angst in dem anderen wahrgenommen zu haben.
»Ich hoffe immer noch, dass sich der Schwarmführer irrt und es sich lediglich um einen Raubzug in etwas größerem Maßstab handelt. Das wäre mir ehrlich gesagt viel lieber.«
»Und falls er sich nicht irrt?«
Hoffers Lippen teilten sich zu einem humorlosen Lächeln, bei dem es Malkner eiskalt den Rücken hinunterlief.
»Falls er sich nicht irrt, werde ich wie Thors Hammer persönlich über die Ruul kommen und sie allesamt zur Hölle bomben.«
Kapitel 7
»Sieht ruhig aus.«
Laura setzte das Fernglas ab. Die Mitglieder des Teams hatten sich im Unterholz eines kleinen Hügels nur wenige Hundert Meter oberhalb der Absturzstelle der Leos verschanzt und warteten geduldig ab.
Der Transporter des anderen Teams war bei der Bruchlandung in zwei Teile zerbrochen. Die Antriebssektion war von Beschuss und der Eintrittshitze völlig verbrannt und immer noch wanden sich dünne Rauchfäden zum Himmel. Fast zweihundert Meter entfernt – am Ende einer langen Furche – lag die Bugsektion mit der charakteristischen stumpfen Schnauze.
Sie hatte sich tief in eine kleine Bodenerhebung gebohrt. Überraschenderweise sah sie ansonsten noch ziemlich gut aus. Insgesamt war der Zustand des GLT ein Indiz dafür, dass das Fahrzeug von Dern und seinen Leuten früher unter Beschuss geraten war als Scotts Team. Vermutlich war der Transporter bereits beim Eintritt in die Atmosphäre des Planeten ins Trudeln geraten und mit dem Heck zuerst eingetaucht. Was die Hitzespuren am Heck und die nahezu völlige Unversehrtheit des Bugs erklären würde. Das ließ für die Suche nach Überlebenden nichts Gutes erahnen.
»Ich gehe runter«, kündigte Scott an. Laura öffnete den Mund, um etwas einzuwenden. Schloss ihn aber wieder, als Scott nur den Kopf schüttelte. Sie brauchte es auch gar nicht auszusprechen. Er wusste genau, was sie dachte. Team Leopard war geflohen, gefangen oder tot. Dort unten war niemand mehr, der ihre Hilfe brauchte.
Dennoch musste er sich trotzdem unbedingt selbst davon überzeugen. Außerdem war in dem Wrack vielleicht das eine oder andere Stück Ausrüstung, das sich
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