Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
einer Pranke zu und verfehlte Alan nur deshalb, weil der Kommandosoldat sich gerade noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone wälzen konnte. Rachel lud ihre MP nach, so schnell sie konnte.
Eleanore bewegte sich nur noch schwach. Alan sah sie an ihren Gürtel greifen und etwas Glänzendes hervorholen. Ihr Messer. Plötzlich nahm sie ihre ganze verbliebene Kraft zusammen und stieß es dem Kaitar ins linke Auge. Das Tier brüllte vor unbeschreiblichem Schmerz auf und öffnete sein Maul so weit es konnte, als Wellen der Agonie durch seinen Körper strömten.
Eleanore fiel blutüberströmt auf das Deck, wo sie reglos liegen blieb. Doch nun bot sich den anderen eine Gelegenheit, die es zu nutzen galt. Eleanore war aus der Schusslinie. Alan, Rachel und Jakob feuerten jeweils ein ganzes Magazin in den muskulösen Leib des Tieres. Es wand sich in dem unerbittlichen Feuer, dann brach es mit einem letzten gequälten Aufstöhnen zusammen, Eleanores Messer noch immer im Auge.
Alan sah abwechselnd nach rechts und links, während Rachel nach Eleanore sah. Doch dem Kaitar folgten keine Scharen von Ruul, wie er es erwartet hätte. Die Slugs schienen für den Moment gewillt, sie in Ruhe zu lassen.
»Sie ist tot«, sagte Rachel leise, über Eleanores Körper gebeugt.
»Warum kommen sie nicht einfach und machen ein Ende?«, sagte Jakob müde. »Worauf warten sie noch?«
»Vielleicht auf Verstärkung?!«, mutmaßte Alan. »Es ist ein großes Schiff. Es wird vermutlich ein paar Minuten dauern, bis weitere Krieger hier sind.«
»Wir sollten die Ruhepause nutzen, so gut es geht.« Rachel griff in ihre Tasche und förderte eine paar Schokoladenriegel hervor. Sie verteilte sie mit einem Lächeln unter die wenigen Überlebenden. »Meine eiserne Reserve.«
»Oh, Schokolade«, schwärmte Jakob. »Endlich Kalorien.« Glücklich biss er in ein Stück und kaute mit seligem Lächeln darauf herum.
Alan nahm seinen Riegel dankend an, packte ihn aus und begann genüsslich, davon zu essen. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und Rachel setzte sich neben ihn, um ihm Gesellschaft zu leisten. Jakob kümmerte sich um Jonois, die wieder das Bewusstsein verloren hatte. Alan fragte sich insgeheim, wie lange die MAD-Offizierin noch durchhalten konnte.
Aus dem Augenwinkel beobachtete er Rachel, wie sie ihren Schokoladenriegel verputzte. Sie hatte gut gekämpft und sich tapfer geschlagen. So, wie die anderen MAD-Soldaten, die Nogujama ausgewählt hatte. Der Admiral hatte schon ein geradezu unheimliches Gespür dafür, die richtigen Leute für die richtigen Missionen auszuwählen.
»Er war ein Drogenhändler.«
Warum er das sagte, wusste er selbst nicht. Die Worte waren einfach aus ihm herausgesprudelt, bevor er sein vorlautes Mundwerk im Zaun halten konnte. Rachels verwirrtem Gesichtsausdruck nach hatte sie nicht den geringsten Schimmer, wovon er eigentlich sprach.
»Was war das?«
»Der Colonel, den ich erschossen habe. Mein vorgesetzter Offizier während dieser verdeckten Mission. Er war ein Drogenhändler. Er versorgte mein halbes Bataillon mit diesem Mistzeug.«
In Gedanken verbot er seinem Mund, auch nur ein weiteres Wort zu sagen. Alan hatte so lange nicht mehr an damals gedacht und jetzt platzte es einfach so aus ihm heraus. Doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund war es ihm wichtig, was diese Frau von ihm dachte. Er hatte ungemein Respekt vor ihr. Er wollte, dass sie verstand.
Sie dachte angestrengt über seine Worte nach. Während dieser Zeitspanne, die nur Sekunden gedauert haben konnte, wartete er wie auf glühenden Kohlen. Dann ein befreiendes: »Erzählen Sie weiter.«
»Es war in meiner Einheit ein offenes Geheimnis, dass er ein Dealer war. Ich selbst hab das Zeug nie angerührt, doch mir war bewusst, dass es innerhalb des Bataillons mehr Kunden von ihm gab, als uns allen lieb sein konnte. Aber ich habe die Augen davor verschlossen. So wie alle anderen auch. Warum ich das tat? Das kann ich Ihnen heute nicht mal mehr sagen.«
Er seufzte. »Dann kam dieser eine Tag. Ich kann mich noch so gut erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ein stinknormaler Tag im September. Unser Bataillon brach als Teil einer größeren Streitmacht auf, um Piraten in der Nähe der Grenze zu jagen. Dieser Colonel war auch dabei. Meine Kompanie bezog Posten auf einem unbewohnten Planeten. Die Welt war so klein und unbedeutend, dass sie nicht einmal einen Namen, sondern nur eine Nummer hatte. Wir hatten Informationen, dass es dort eine versteckte
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