Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
Machtvakuum entstand, konnte er den Posten des Kriegsmeisters beanspruchen. Falls auch nur einer der ranghöheren Ältesten und Patriarchen überlebte, würde sein Anspruch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Bürgerkrieg auslösen, den Kerrelak und seine Verbündeten fast ebenso sicher verlieren würden.
Er hoffte nur, dass die Menschen mit der Zündung der Bombe so lange warteten, bis er in Sicherheit war. Aber im Moment bestand kein Anlass zur Sorge. Seine Erel`kai versorgten ihn mit ausreichend Informationen. Demzufolge waren die nestral`avac auf Deck 11 festgenagelt. Sie würden die Sprengsätze nicht zünden, solange sie noch an Bord waren. Hoffte er.
In der Tat hatte er sogar die Anweisung gegeben, sie festzunageln, aber noch nicht auszuschalten. Im richtigen Moment würden die Erel`kai den Druck von ihnen nehmen und sie entkommen lassen. Zu einem Zeitpunkt, den allein er bestimmte. Die Menschen waren ihm herzlich egal. Er wollte Kriegsmeister werden. Und ein paar wenige nestral`avac entkommen zu lassen, schien ihm ein verhältnismäßig geringer Preis hierfür zu sein. Und wenn sie erst vom Schiff runter waren, konnten sie seinetwegen die Bombe gern zünden.
Außerdem würden sie ohnehin nicht weit kommen. Die Geschütze und Flak-Batterien der Zerstörer der Völker würden ihrer überstürzten Flucht ein jähes Ende bereiten. Sieg auf der ganzen Linie.
Einen Moment lang kam er ins Wanken. Was würde er tun, wenn ihnen nicht die Flucht gelang und sie die Bomben nicht zünden konnten, bevor sie überwältigt wurden? Es gab immer Heißsporne unter den Ruul. Krieger, die sich vom Kampffieber anstecken ließen und sich vergaßen. Was, wenn sie die Menschen einfach töteten? Egal, wie seine Befehle lauteten? Er beruhigte sich selbst. Setral hatte auf sein Geheiß hin einige besonders verlässliche Krieger ausgewählt, die die Überreste der Eindringlinge mitsamt ihrer Ausrüstung bewachen würden. Bis er selbst dort eintraf. Wenn es nicht anders ging, würde er die verdammte Bombe eben selbst zünden und dem Spuk damit ein Ende bereiten. Falls alles halbwegs nach Plan verlief, würde das jedoch gar nicht nötig werden.
Nestarr bewegte sich diskret durch die Menge auf ihn zu. Er sah dabei niemandem in die Augen und versuchte, möglichst unauffällig zu blieben. Was angesichts seiner Größe gar nicht so einfach war. Als er Kerrelak endlich erreicht hatte, postierte er sich pflichtbewusst hinter ihm. Während er seinen Posten einnahm, wechselten die Verschwörer einen kurzen Blick. Nestarrs Kopf deutete ein leichtes Nicken an. Alles war vorbereitet. Es fehlte nur noch sein endgültiges Zeichen zum Handeln. Kerrelak lächelte.
»Darf ich fragen, was dich so belustigt?«
Die Stimme schreckte Kerrelak aus seinen Gedanken und er wandte sich dem Mann zu, der ihn angesprochen hatte. Der Ruul, der ihm gegenüberstand, war für ein Exemplar seiner Rasse ausgesprochen klein. Weniger als einen Meter fünfundsiebzig. Gerade so groß wie ein durchschnittlicher Mensch. Trotzdem strahlte er eine fast aristokratische Aura aus. Ni`osar-gei. Ältester des osar-Stammes.
Der Erel`kai-Leibwächter hinter ihm beäugte Nestarr erst misstrauisch, dann geringschätzig. Er betrachtete den Krieger nicht als Bedrohung. Kerrelaks Getreuer fletschte leicht die Zähne und knurrte als Zeichen, dass er die Beleidigung verstanden hatte. Doch er unternahm nichts. Es wäre auch sinnlos gewesen. Der Erel`kai hätte ihn sofort getötet und alle Beteiligten wussten das.
»Ich wunderte mich nur gerade, dass sich der Ältestenrat hier während einer solch ernsten Krise versammelt, wo doch bereits an Bord dieses Schiffes heftig gekämpft wird«, log Kerrelak aalglatt.
»Ja, das ist eine ekelhafte Sache«, stimmte Ni zögernd zu. »Dass nestral`avac hier eindringen konnten, ist wirklich eine Schande. Und ein Armutszeichen für die Erel`kai, die uns eigentlich alle vor solchen Dingen schützen sollten.«
Hätte sich der Älteste in diesem Moment umgedreht, hätte er gesehen, wie die Augen seines Leibwächters seinen Rücken mit glühenden Blicken durchbohrten. Es war bezeichnend für die sogenannten Führer der Ruul, dass ihre Arroganz sie blind werden ließ für alles andere um sie herum. Einen seiner eigenen Leibwächter zu beleidigen, mochte ein gutes Beispiel für diese Entwicklung sein. Das war nur einer der Punkte, die Kerrelak anders machen wollte, wenn er hier erst einmal etwas zu sagen hatte.
»Die Eindringlinge sollen
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