Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
gleich.«
»Oder auch nicht«, erwiderte Rachel.
»Was ist denn jetzt wieder?«
»Die Kapseln sind mit Codeschlössern gesichert. Ich werde eins knacken müssen. Ein paar Minuten wird das schon dauern.«
Alan schaute sich in dem hohen Raum um. Die ruulanischen Rettungskapseln waren Kugeln von vielleicht zehn Metern im Durchmesser. Es gab etwa hundert dieser Kapseln im Raum. Jede Kapsel war für vielleicht fünf oder sechs Ruul ausgelegt. Das hieß, eine Kapsel würde für sie alle bequem reichen. Sie mussten nur lange genug am Leben bleiben, um sie auch nutzen zu können. Er zog sein Messer aus dem Gürtel. Kazumi zog sein Schwert aus der Scheide auf seinem Rücken. Lopez drehte seine MP um, damit er den Kolben als Schlagwaffe benutzen konnte. Schulter an Schulter warteten sie auf den Ansturm des Gegners.
»Rachel. Knack das Schloss. Wir halten sie auf.«
»Was würde ich jetzt dafür geben, wenn Yates hier wäre«, sagte Rachel, während sie am Gehäuse des Codeschlosses herumfummelte und es abnahm, damit sie an das sensible Innenleben herankam. »Der wusste wenigstens, was er zu tun hatte.«
Sie verband zwei Kabel miteinander – ein grünes und ein blaues – und wartete ab. Das Ergebnis war recht unspektakulär. Es geschah gar nichts.
»Ein Königreich für einen Codeknacker«, murmelte sie in sich hinein und versuchte eine andere Kombination.
Jonois lag keine zwei Meter neben ihr auf dem Boden. Sie war schon seit fast fünfzig Minuten nicht mehr ansprechbar. Die Glückliche. Jakob kniete neben ihr und beobachtete Rachels nicht gerade von Erfolg gekrönte Bemühungen.
Immer wieder mischte er sich mit Bemerkungen ein wie: »Versuchen Sie mal das da«, oder: »Probieren Sie die anderen Kabel aus«, und störte damit nicht unerheblich ihre Konzentration bei dieser äußerst schwierigen Aufgabe, von der sie nur sehr bedingt Ahnung hatte.
Sie brachte ihn schließlich mit einem »Wollen Sie das hier vielleicht selbst machen?« zum Schweigen.
Das Knacken von Codes war auf der Militärakademie natürlich für alle angehenden MAD-Offiziere Pflichtstoff. Doch sie fragte sich ernsthaft, ob es der richtige Moment war, um zu erwähnen, dass sie dieses Fach nur mit Ach und Krach und darüber hinaus mit ernsthaften Bedenken ihrer Ausbilder, was ihre Fähigkeiten in dieser Hinsicht betraf, bestanden hatte.
Hinter ihr drangen die ersten Ruul durch die Bresche in den Trümmern, wo sie auf die zu allem entschlossenen Überlebenden trafen. Sie tat alles in ihrer Macht Stehende, um sich nicht von den ersten Schreien der Sterbenden und Verwundeten ablenken zu lassen. Was nicht einfach war.
Der erste eindringende ruulanische Krieger traf auf Kazumis Schwert und wurde glatt enthauptet. Der MAD-Offizier riss dem kopflosen, aber noch aufrecht stehenden, Torso die Blitzschleuder aus den schlaffen Händen und warf sie Alan zu, der die Waffe gekonnt auffing.
Er zog den Abzug der Waffe drei Mal schnell hintereinander bis zum Anschlag durch und schickte drei Kugelblitze in die Bresche, die einen Ruul von den Beinen rissen und einen anderen zurückweichen ließen.
»Rachel?«, schrie er über die Schulter. »Wie lange noch?«
»Ich arbeite dran.« Die Antwort war alles andere als erfolgversprechend.
»Wir können sie nicht mehr lange aufhalten.«
»Ich tu, was ich kann.«
Die Ruul gaben keinen Zentimeter nach. Ein halbes Dutzend von ihnen sprang mit gezückten Schwertern nacheinander durch die Tür. Alan streckte den ersten mit einem gezielten Kopfschuss nieder. Lopez sprang herbei und schnappte sich dessen Blitzschleuder vom Boden.
Ein nachrückender Slug versuchte, ihm mit dem Schwert den Kopf abzuschlagen, doch Kazumis Klinge glitt dazwischen, blockierte den Hieb, und gab seinem Kameraden dadurch Zeit, sich wieder zurückzuziehen.
Als Lopez mehrere Schritte zurückgewichen war, stemmte sich Kazumi gegen die Schwerter und drückte seinen Gegner etwas zurück. Dieser betrachtete den Menschen unvermittelt mit neuem Respekt. Der Ruul hatte gegen ein Schwertduell nichts einzuwenden, schien es sogar zu begrüßen.
Er griff erneut an, wobei er sein Schwert in einem weiten Bogen gegen Kazumis Hüfte schwang. Der japanische Schwertkämpfer parierte den Hieb, indem er sich auf ein Knie niederließ und das Katana mit beiden Händen über den Kopf hielt.
Die Klingen prallten Funken schlagend aufeinander. Die Kontrahenten trennten sich wieder voneinander und Kazumi ging sofort zum Gegenangriff über. Diesmal war es der
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