Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
ruulanische Krieger, der in arge Bedrängnis geriet, als er sich einer Reihe schwerer Hiebe erwehren musste, die er nur knapp parieren konnte. Einmal reagierte er nur einen Sekundenbruchteil zu spät und Kazumi brachte ihm eine klaffende Wunde am Oberschenkel bei, aus der blaues Blut spritzte.
Der Ruul brüllte auf. Halb vor Wut. Halb vor Überraschung. Er betrachtete den Menschen, über dem er aufragte, mit zurückhaltender Vorsicht. Die Gegner umkreisten einander langsam, versuchten, sich gegenseitig neu einzuschätzen. Kazumi konzentrierte sich nur auf diesen einen Gegner. Er nahm kaum wahr, dass hinter ihm geschossen wurde, dass Kugelblitze an den Wänden einschlugen und Alan und Lopez sich verzweifelt ihrer Haut erwehren mussten. Genauso wenig nahm er wahr, dass die anderen Ruul das Duell zwischen den beiden Schwertkämpfern respektierten und sich nicht einmischten. Nichts anderes existierte im Moment für ihn. Nur dieser eine Gegner, den es zu überwältigen galt.
Ohne es zu wissen, gingen dem Ruul im selben Moment ähnliche Gedanken durch den Kopf. Er war seit seiner frühesten Kindheit Krieger und hatte noch nie einem Gegner gegenübergestanden, der er nicht hätte bezwingen können. Nun stand da dieser kümmerliche Mensch. Dieser nestral`avac. Und er weigerte sich tatsächlich, klein beizugeben. Schlimmer noch. Er hatte ihn verwundet. Etwas, das noch niemand geschafft hatte. Und ein nestral`avac schon gar nicht.
Kazumis Lehrer hatte ihm früh beigebracht, einem Gegner immer in die Augen zu blicken. Das war eine der ersten Lektionen gewesen. Einen Angriff bemerkt man in den Augen des Gegners am frühsten. Es war eine Lektion, die er verinnerlicht hatte. Sie war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Er befolgte sie auch bei dem Ruul instinktiv. Das rettete ihm das Leben.
Er sah seinem Gegner tief in die Augen. Und erkannte die Absicht des nächsten Angriffs, noch bevor es dem Ruul selbst ganz klar war. Das Schwert des Ruul kam hoch und zielte auf Kazumis Brust. Bereit, sein Blut zu vergießen und das Duell zu beenden.
Doch Kazumis Katana war schon dort und wartete nur auf das ruulanische Schwert. Die Klinge wurde abgelenkt und der Ruul verlor für einen Moment das Gleichgewicht. Er fand es jedoch sofort wieder und führte einen wilden Hieb gegen die Schläfe seines menschlichen Gegners aus.
Kazumi ging in die Hocke. Die Klinge pfiff wirkungslos über seine Haare hinweg und der Körper des Kriegers stand ungeschützt vor ihm. Er führte einen Hieb gegen das unverletzte Bein seines Gegners und brachte ihm eine schlimme Wunde bei. Der Ruul knickte sofort ein. Kazumi nutzte seine Chance und führte einen aufwärtsgerichteten Hieb gegen die Brust seines Gegners. Der Ruul erkannte die Absicht und versuchte noch, sein Schwert zu einer Parade umzulenken. Doch es war viel zu spät.
Das Katana schlitzte den Ruul vom Schambein bis zum Halsansatz auf und der Krieger brüllte aus vollem Hals. Dieses Mal nur vor Schmerz. Wie in Zeitlupe fiel er hinten über, während er innerhalb weniger Sekunden verblutete. Das Duell war vorüber. Leider hatte Kazumi keine Zeit, seinen Triumph zu genießen, denn immer weitere Ruul drangen durch die Bresche in das Evakuierungsdeck ein. Und ein weiterer Gegner wartete bereits mit gezücktem Schwert auf ihn.
»Habe ich diese Kombination eigentlich auch schon probiert?«
»Das weiß ich doch nicht.« Jakob stand mit einer Blitzschleuder über Jonois, die in den Händen des schmächtigen Soldaten seltsam fehl am Platz wirkte.
Rachel packte das violette und grüne Kabel mit je zwei Fingern und begutachtete sie kritisch. Sie hatte schon so ziemlich alle Kombinationen durch, konnte sich aber nicht erinnern, dass diese zwei dabei gewesen waren. Eigentlich war es auch egal. Die zwei auszuprobieren, konnte nicht schaden. Sehr viel schlimmer konnte ihre momentane Situation auch nicht werden.
Sie nahm ihr Messer zur Hand und befreite beide Kabel von der Isolierung. Anschließend gab sie sich einen Ruck und führte die Kabel entschlossen – und insgeheim ein Stoßgebet zum Himmel schickend – zusammen und verdrehte sie ineinander, um den Kontakt zu halten. Das Codeschloss überschüttete sie sofort mit einem Funkenregen und die Kapsel öffnete sich gehorsam.
Doch bevor Rachel jubilierend aufspringen konnte, durchfuhr ein Schlag ihren ganzen Körper. Der triumphierende Aufschrei erstarb bereits im Ansatz auf ihren Lippen. Es knisterte elektrisch. Sie zuckte unkontrolliert mit allen
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