Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
leben tatsächlich noch.«
»Ja. Ich muss zugeben, dass mir der Gedanke eigentlich noch ziemlich schwerfällt. Ich dachte wirklich, dass wir draufgehen.«
»Und in welchem Abschnitt der Mission dachtest du das genau?«
»Am Anfang, in der Mitte und am Schluss.«
Jakob gluckste vor Vergnügen. Es tat gut, den alten Humor in die Augen des Mannes zurückkehren zu sehen. Aber er hatte recht. Dass einer von ihnen überleben würde, damit hatte wirklich niemand richtig gerechnet. Es war ein echtes Wunder.
Rachel bewegte sich unruhig und schlug plötzlich die Augen auf. Sofort war Alan über ihr.
»Wie geht es Ihnen?«
Rachels Augen blickten aufgeregt umher. Sie war wohl etwas baff, dass sie erstens noch am Leben war und zweitens nicht von einer Horde Slugs begrüßt wurde. Trotzdem war ihr erstes Wort für Alan ein wenig überraschend, wenn auch verständlich.
»Auuuaaa!«
Alan grinste. »Dann sind Sie wohl auf dem Weg der Besserung.«
»Geht so«, erwiderte sie lapidar. »Das war mal ein richtig heftiger Stromschlag.«
»Glaub ich gern. Hat Sie jedenfalls mächtig aus den Schuhen gehauen.«
Sie setzte sich auf. Alan half ihr, sich gegen die Rettungskapsel zu lehnen. Erst jetzt nahm sie überhaupt Notiz von ihrer Umgebung.
»Wir sind an Bord der Waterloo.«
»Ihre Augen funktionieren also wieder ganz gut«, scherzte Jakob in Alans Richtung.
»Olafsson?«
Der ehemalige Gauner nickte grinsend in Rachels Richtung und prostete ihr übertrieben mit seiner Wasserflasche zu.
»Jonois und Kazumi?«
Sofort erstarb das Lächeln auf Alans und Jakobs Gesicht und sie warfen einander unbehagliche Blicke zu. Alan nahm es auf sich, ihr die schlechten Nachrichten beizubringen.
»Jonois’ Zustand ist kritisch und sie wird gerade notoperiert. Man weiß noch nicht genau, ob sie überleben wird. Kazumi hat unseren Rückzug gedeckt und es nicht geschafft. Es tut mir sehr leid.«
Trauer umwölkte ihr Gesicht und sie senkte betreten den Blick. Alan sah Tränen in ihre Augen aufsteigen.
»Wenigstens sind sie nicht umsonst gestorben. Dass wir hier sind, heißt, wir haben den Job erledigt.«
Alan und Jakob wechselten einen weiteren Blick, den Rachel nicht entging.
»Was?«, fragte sie, als eine unheilvolle Vorahnung sie überkam.
»Ähm …«, begann Jakob.
»Die Tiamat existiert noch«, brach es aus Alan heraus.
»Was?« Rachels Ausbruch ließ mehrere Techniker und Soldaten im Hangar erschrocken herumfahren. Als sie jedoch die Soldaten auf dem Boden sitzen sahen, die sich unterhielten, und erkannten, dass es keine unmittelbare Bedrohung gab, widmeten sie sich wieder ihren Aufgaben und ließen die Kommandos unter sich.
»Wie … wie kann das sein?«, stotterte Rachel.
»Das Schiff ist schwer angeschlagen. Sogar sehr schwer. Es hat keine Waffen mehr, keine Schilde und keinen Antrieb. Es ist praktisch am Ende. Zumindest bis auf Weiteres.«
»Und die Waterloo? Warum hat sie der Tiamat nicht den Rest gegeben?«
»Martinez und Nogujama haben es versucht, aber es schlug ihnen unerwartet heftiger Widerstand entgegen. Sie hatten keine Wahl und mussten abdrehen. Jede andere Entscheidung hätte nur unnötig weiteres Blut gekostet.«
Rachels Augen weiteten sich, als ihr die gesamte Tragweite des Gesagten bewusst wurde. Ihre Schultern sanken kraftlos herunter und sie war plötzlich nicht mehr ein starker Offizier und Kamerad, sondern nur noch ein Häufchen Elend.
Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen, wenn er nicht genau gewusst hätte, dass sie das niemals gebilligt hätte.
Doch zu seiner Überraschung beugte sie sich vor und legte den Kopf an seine Schulter. Er wusste zuerst nicht, was er tun sollte. Jakob gab ihm einen eindeutigen Wink und sah dann diskret zur Seite.
Alan überlegte nicht lang und folgte Jakobs unausgesprochenem Ratschlag. Tröstend legte er seine Arme um sie und drückte sanft zu. Er hörte, wie sie leise zu schluchzen anfing.
Kerrelak betrat die große Ratskammer des ruulanischen Ältestenrats an Bord des Flaggschiffs Zerstörer der Völker. Er schritt so würdevoll, wie er nur konnte, in den Raum. So angemessen, wie es einem Kriegsmeister der Ruul zukam.
Der Ältestenrat wartete bereits auf ihn. Alle waren sie angetreten, um ihrem neuen Anführer zu huldigen. Die Ältesten und Patriarchen warteten auf ihren Plätzen auf sein Eintreten. Normalerweise hätten Erel`kai die großen Türflügel der Ratskammer bei seinem Erscheinen weit aufgerissen. Nur waren beide Türflügel jetzt nicht mehr
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