Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
hin und wieder erhaschten sie so etwas wie einen Anflug von Aktivität, wenn ein Lakai eilig vorbeihuschte, eine Gruppe Sklaven teilnahmslos vorüberschlurfte oder ein Techniker versuchte, etwas zu reparieren. Nur Krieger sah man inzwischen eher selten.
Kerrelak hatte gewusst, dass es schlimm stand, aber so schlimm?! Der Großteil der kämpfenden Besatzung an Bord der Zerstörer der Völker bestand aus Erel`kai. Und von denen wurden die meisten derzeit eingesetzt, um den Planeten unter ihnen zu befrieden. Kein Wunder, dass Setral derart leicht gegen Orros und den Rat aufzuwiegeln gewesen war. Kerrelak mochte gar nicht wissen, wie viele Erel`kai inzwischen dort unten gefallen waren. Im Kampf gegen einfache Aufständische. Er konnte Setral verstehen. Das war keine Aufgabe für die Elitekrieger.
Zu Kerrelaks Überraschung führte der Lakai sie nicht zur Ratskammer, sondern daran vorbei, bis sie drei Querkorridore weiter einen prunkvollen Eingang erreichten, vor dem zwei Erel`kai Wache standen. Die Krieger beäugten vor allem Nestarr misstrauisch. Ihre Hände hatten sie vorsorglich auf die Schwertgriffe gelegt.
Der Lakai klopfte zaghaft an. Statt einer Antwort ging die Tür zischend auf und der Diener trat einen Schritt beiseite. Die Botschaft war eindeutig. Sie hatten ihr Ziel offensichtlich erreicht.
Kerrelak trat ein und fand sich in einem hohen, sehr luxuriös eingerichteten Raum wieder. Orros’ persönliches Quartier. Als Nestarr ihm folgen wollte, stellten sich ihm die Erel`kai in den Weg und bedeuteten ihm wortlos, dass er gefälligst zu warten habe. Kerrelak beruhigte ihn mit einem kurzen Wink, was diesem ganz und gar nicht gefiel. Doch er konnte sich keine Schwierigkeiten mit den Erel`kai erlauben. Nicht ausgerechnet jetzt. Die Tür schloss sich und Kerrelak war allein mit dem Kriegsmeister der Ruul.
Dieser stand vor einem Panoramafenster, das fast die gesamte Wand seines Quartiers einnahm. Von dort aus betrachtete er die Flotte, die den Planeten umkreiste, und New Born selbst, auf dem immer noch gekämpft wurde.
Während er darauf wartete, dass der Kriegsmeister seine Anwesenheit zur Kenntnis nahm, sah sich Kerrelak aufmerksam um. Noch nie hatte er so viel Prunk und Luxus auf einem Haufen gesehen. So viel Dinge, nur um der Eitelkeit eines Mannes zu schmeicheln. Das meiste waren Beutestücke eroberter Welten. Kunstwerke und menschliche Antiquitäten, die Orros sammelte, um zu zeigen, dass die nestral`avac während seiner Regierungszeit besiegt worden waren. Allerdings hatte er bei keinem dieser Dinge auch nur die geringste Ahnung, um was für Gegenstände es sich handelte.
»Wunderschön, nicht wahr?«
Kerrelak brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Orros das brennende New Born meinte.
»Über Geschmack lässt sich streiten«, zitierte Kerrelak eine Redensart der nestral`avac.
Orros drehte sich um und bedachte ihn mit einem abfälligen Blick. Der Schein, der Flammen tanzte auf seinem Gesicht. Durch das dicke Panzerglas ein Dutzend Mal gebrochen. Kerrelak konnte nicht anders. Orros sah im Feuerschein irgendwie wahnsinnig aus.
»Du überrascht mich, Kerrelak. Ich hätte erwartet, du würdest erfreuter darüber sein, dass so viele nestral`avac gestorben sind und der Rest auf der Flucht ist.«
»Das bin ich, Kriegsmeister. Wären für diese Siege nicht so viele unseres Volkes gefallen, würde es mich noch mehr freuen. Die Kriegsverluste sind sehr hoch.«
»Davon werden wir uns schnell erholen. Unser Volk war schon immer sehr zahlreich.«
»Trotzdem wären sie vermeidbar gewesen. Frontalangriffe auf menschliche Stellungen sind selten einfache Unterfangen. Eine Angleichung der Taktik wäre … möglicherweise eleganter.«
Orros drehte sich wieder um und zuckte nur lässig mit den Achseln. »Der Erfolg spricht für sich selbst. Die nestral`avac sind zurückgeschlagen und auf der Flucht, ihre Insekten-Verbündeten können mit Müh und Not die Stellung halten. Wir haben etliche ihrer Systeme eingenommen, unzählige Sklaven gemacht. Wir sind jetzt eine Großmacht.«
»Die Menschen und Til-Nara sind nicht unsere einzigen Kriegsgegner«, erinnerte Kerrelak ihn. »Was ist mit den anderen Fronten?«
Orros winkte ungeduldig ab. »Sie sind unwichtig. Die nestral`avac und ihre Freunde sind unsere wichtigsten und schwersten Gegner. Sie müssen wir niederringen. Die Übrigen werden folgen.«
»Aber …«
»Ja, ja, schon gut. Da es dir so wichtig ist, auch an unseren anderen Fronten haben wir bedeutende
Weitere Kostenlose Bücher