Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
Gebietsgewinne gemacht. Keiner unserer Feinde ist militärisch so stark wie diese sogenannte Koalition.«
Eine Koalition, die wir geschaffen haben, du Narr!, dachte Kerrelak und erinnerte sich mit einem Schauder an die verheerende Niederlage bei Negren`Tai, die beinahe die Ambitionen seines Volkes beendet hatte. Ganz zu schweigen von seinem Leben.
»Hast du mich hergerufen, um anzugeben?«, entgegnete er streitlustig.
Orros warf ihm über die Schulter ein schmales Lächeln zu. »Offiziell habe ich dich rufen lassen, weil ich dachte, dass du vielleicht gern über den Kriegsverlauf informiert werden willst.« Sein Lächeln wurde breiter. »Inoffiziell wollte ich dich spüren lassen, wie nutzlos du bist. Du wärst jetzt gern irgendwo dort draußen, nicht wahr?!« Er deutete auf den Weltraum vor dem Fenster. »Ich garantiere dir, Kerrelak, du wirst nie wieder Krieger in den Kampf führen. Nie wieder.«
»Ich diene meinem Volk, wo immer ich kann.«
»Wie überaus löblich«, höhnte Orros. »Ich freue mich, dass du es so siehst. Ich habe nämlich veranlasst, dass du jeden Tag die aktuellsten Berichte über den Krieg erhältst. Komplett mit unseren geplanten Vorstößen und den neuesten Verlustberichten. Damit du immer auf dem Laufenden bist.«
Und damit ich immer daran erinnert werde, dass du mich kaltgestellt hast!
»Wie freundlich von dir«, presste Kerrelak zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Im Grunde tat Orros ihm sogar einen Gefallen. Er versorgte ihn mit genügend Informationen, um weitere Anhänger für sich zu gewinnen. Mit den aktuellsten Zahlen über ruulanische Verluste hatte er gewichtige Argumente in den Händen bei den Gesprächen, die er im Sinn hatte. Das würde ihm überaus nützlich sein. Was ihn an der ganzen Sache störte, war Orros’ unverhohlene Schadenfreude.
Orros lachte lauthals auf bei Kerrelaks unübersehbarer Wut. Der alte Kriegsmeister hätte sich nicht so schadenfroh gezeigt, wenn er gewusst hätte, wie nah er in diesem Moment dem sicheren Tod war. Es kostete Kerrelaks ganze Selbstbeherrschung, um den Mann nicht anzuspringen, seine Krallen um dessen Kehle zu legen und das Leben aus ihm herauszupressen. Die Hände verkrampften sich an seiner Seite.
Nur mit allergrößter Mühe gelang es ihm, sie wieder zu entspannen. Noch nicht. Noch war keine Zeit. Er konnte Orros zwar töten, aber die Erel`kai vor der Tür würden ihn auf der Stelle in Stücke reißen. Sie wussten noch nichts von der Unterredung zwischen ihm und Setral. Und selbst wenn er diese Tat wie durch ein Wunder überlebte, wäre es ihm unmöglich, Orros’ Platz einzunehmen. Der Rat würde niemals einen Mörder und Attentäter an der Spitze tolerieren. Nein, sein Plan war noch nicht ausgereift, die Zeit noch nicht gekommen. Aber das würde schon sehr bald der Fall sein. Kerrelak drehte sich ruckartig um und verließ den Raum. Orros’ schadenfrohes, bösartiges Lachen begleitete ihn den ganzen Weg zurück zu seiner winzigen Kammer.
Kapitel 9
Sven Olson bekleidete an Bord der Waterloo nur den Rang eines Technikers 3. Klasse. Nicht unbedingt eine überragende Karriere. Er hätte sich sein Leben auch etwas anders vorgestellt. Aufregender. Interessanter. Auf jeden Fall mehr als das hier.
Um zu begreifen, wie sein Leben aussah, musste man sich nur anschauen, mit welcher Aufgabe er momentan betraut war. Er betrachtete auf einer Konsole einige grüne Lämpchen und musste melden, falls eines davon plötzlich auf Rot umsprang. Und das war es auch schon. Die Aufgabe war fast schon bemitleidenswert.
Nichtsdestotrotz war es eine sehr wichtige Tätigkeit. Wenigstens versuchte er, sich das einzureden. Die Lämpchen, die er beaufsichtigte, zeigten Status und Betriebsbereitschaft des ISS-Antriebs und der Fusionsgeneratoren an. Aber seit er Techniker war – immerhin schon fünf Jahre –, war es noch nie dazu gekommen, dass eines der Lämpchen auf Rot wechselte. Diese Technologie war einfach zu ausgereift und mit zu vielen Sicherungsschaltkreisen ausgestattet, um fehlerhaft zu arbeiten. So etwas geschah einfach nicht.
Bevor er seine Karriere als Techniker angetreten hatte, hatte er sich sage und schreibe sieben Mal für den Dienst bei den Marines beworben und war bei jeder einzelnen Gelegenheit abgelehnt worden. Wegen erheblicher körperlicher Defizite. Im Klartext hieß das: zu klein, zu untersetzt, zu unsportlich.
Durch diese Misserfolge gehandikapt, blieb er eher unter sich. Beteiligte sich nicht an den
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