Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
Herausforderung dar für die Zielerfassungscomputer und Kanoniere der drei hoch technisierten Schlachtschiffe.
Nun, da das erledigt war, konnte sich Hoffer mit dem System an sich beschäftigen. Die ehemalige menschliche Kolonie des Ursus-Systems befand sich auf dem zweiten Planeten. Der erste Planet war ein Gasriese und der dritte eine unbewohnbare Wüstenei, der darüber hinaus noch von einem großen Asteroidenfeld umgeben war.
Bei seinem Rückzug aus dem System hatte Kehler den einfachsten Weg gewählt. Den gleichen Weg, für den Hoffer sich als Anmarschroute entschlossen hatte. Das Gleiche hätte er an Kehlers Stelle auch getan. Ein Rückzug unter Beschuss war schwierig genug. Auch ohne, dass man noch Asteroiden ausweichen musste.
Doch der Anflugvektor war nicht so frei, wie er gehofft hatte. Die Spuren der Raumschlacht um Ursus waren noch allgegenwärtig. Die Ruul hatten offensichtlich kein Interesse daran, die Schiffswracks auszuschlachten oder wenigstens aus dem Weg zu schleppen.
Die meisten Wracks waren noch als Kriegsschiffe erkennbar, andere so zerstört, dass nichts mehr auf Klasse oder Typ hindeutete. Einige jedoch waren unverkennbar Evakuierungstransporter, die auf der Flucht zerstört worden waren. Hoffers Herz krampfte sich zusammen und er spürt unbändige Wut in sich aufsteigen. Für Soldaten war der mögliche Tod im Kampf nichts Ungewöhnliches. Doch das hier war etwas anderes. Das hier war purste Bösartigkeit, die an Völkermord grenzte. Es war Wahnsinn.
Die errechnete größte Wahrscheinlichkeit zu einem Abfangmanöver vonseiten der Ruul war etwa auf halbem Weg zwischen Nullgrenze und Kolonie. Mit ihrer derzeitigen Geschwindigkeit etwas mehr als drei Stunden Flugzeit.
Zeit genug, sich den Kopf über die Mission zu zerbrechen, die vor ihnen lag. Die sich anbahnende Schlacht machte Hoffer keine Sorgen. Die Aufklärungssonden und Spionagedrohnen, die entsandt worden waren, um Ursus aufzuklären, hatten keine Schiffsbewegungen gezeigt, die darauf schließen ließen, dass sich im System mehr als maximal hundertfünfzig Schiffe aufhielten. Er war zuversichtlich, alle feindlichen Einheiten zerstören zu können. Das war nicht das Problem. Ab diesem Moment begannen erst die eigentlichen Komplikationen.
Die Sonden waren nicht nahe genug an den Planeten gekommen, um zuverlässige Informationen über Truppenstärke, Bewaffnung und Positionen der gegnerischen Bodentruppen zu liefern. Was, wenn die Garnison auf Ursus stärker war als vermutet? Was, wenn die mitgebrachten eigenen Bodentruppen nicht ausreichen würden? Oder noch schlimmer: was, wenn es auf Ursus keine Menschen mehr gab, die man retten konnte? Das würde der Moral seiner Schiffsbesatzungen einen schweren Schlag versetzen und die Hälfte der Mission müsste bereits als gescheitert angesehen werden.
Hoffer verdrängte den Gedanken sofort wieder. Es musste noch Menschen dort unten geben. In der kurzen Zeit konnten die Ruul unmöglich die gesamte Bevölkerung in ihre Fabriken gebracht haben. Das war undenkbar. Vielleicht gab es sogar noch so etwas wie eine örtliche Widerstandsbewegung, die man in die Evakuierung mit einbinden konnte.
Hoffer hasste diese Zeit vor einer Schlacht. Alle Befehle waren erteilt. Die Besatzungen kannten ihre Aufgaben und ihre Pflichten. Es gab nicht viel zu tun. Der eingeschlagene Weg lag klar vor ihnen. Andrews behielt die Sensoren im Auge, damit nichts Unvorhergesehenes den Plan gefährdete. Ansonsten herrschte auf der Brücke angespanntes Schweigen. Die Ruhe vor dem Sturm. Nur gelegentlich durchbrach ein geflüstertes Gespräch oder das Piepen einer Konsole die Stille.
Hoffer tat so, als würde er das taktische Hologramm über seiner Armlehne studieren, jedoch hatte er Probleme damit, seine Gedanken zu fokussieren. Zu aufgewühlt war sein Geist.
»Feindliche Schiffe in Sensorreichweite«, meldete Andrews plötzlich. Viel zu früh, wie es schien. Hoffer warf dem Brückenchronometer einen schnellen Blick zu. Es waren tatsächlich bereits über drei Stunden vergangen. Die Zeit verflog manchmal, wenn man sich Sorgen machte. Immerhin hing viel von dem Einsatz ab. Viel zu viel für seinen Geschmack. Entschlossen schob er den Gedanken beiseite. Für Zweifel war kein Platz. Nicht hier und nicht jetzt.
»Benachrichtigen Sie die Flotte. Truppentransporter und Frachter sollen mit ihrem Geleitschutz Geschwindigkeit auf null setzen und weitere Befehle abwarten. Befehl an die Schlachtträger: Jäger ausschleusen. Die
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