Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
organisches Gewebe trafen, verdampften sie es. In den wenigen Minuten des Vorbeiflugs verlor Hoffers Flotte zwar weniger Schiffe, aber fast das Dreifache an Besatzungsmitgliedern als im ganzen bisherigen Gefecht zuvor.
Als seine Einheiten das Feuer einstellten, war kein einziges ruulanisches Schiff mehr intakt oder auch nur existent. Ein Vorbeiflug und sie hatten den kompletten feindlichen Wachverband vernichtet.
Verdammt gute Arbeit, dachte Hoffer. Und verdammt kostspielig.
»Die feindliche Flotte wurde eliminiert«, erklärte Andrews unnötigerweise. Auch ihm war vor allem die psychische Anspannung anzusehen.
»Eigene Verluste?«
Andrews konsultierte sein Datenterminal. »Drei Schlachtschiffe, fünf Schlachtträger, ein Träger. Hinzu kommen fast dreißig Leichte und Schwere Kreuzer. Etwa vierzig verlorene Einheiten insgesamt. Aber viele der überlebenden Schiffe haben erhebliche Schäden davongetragen. Uns eingeschlossen. Schadenskontrollmannschaften sind alarmiert.«
Hoffer kommentierte die Nachricht mit einem Nicken. Verluste waren zu erwarten gewesen, aber nicht so viele und bereits so kurz nach Beginn der Aktion. Doch es ließ sich jetzt nicht mehr ändern.
»Haben die Ruul eine Nachricht abgesetzt?«
»Wir haben, kurz bevor unsere Schiffe aufeinandergetroffen sind, eine ruulanische Funkmeldung aufgefangen. Sie haben um Hilfe gerufen. Und sie haben unsere Stärke sehr viel höher angesetzt, als es der Realität entspricht.«
»Gott sei Dank!«, seufzte Hoffer erleichtert. »Dann hat es funktioniert. Thomas, bringen Sie uns zur Ursus-Kolonie und schwenken Sie in einen hohen Orbit ein. Flotte in Gefechtsformation. Die Truppentransporter und Frachtschiffe sollen nachziehen. Sobald wir in Position sind, beginnen Sie mit umfassenden Scans des Planeten. Ich will wissen, was da unten vor sich geht. Anschließend sollen die Bodentruppen mit der Landung beginnen.«
»Aye-aye, Admiral.«
»Und Thomas? Die notwendigsten Reparaturen müssen so schnell wie möglich abgeschlossen werden. Ich hab so eine Ahnung, dass wir bald Besuch kriegen.«
»Blackout abgeschlossen«, drang die Stimme Admiral Hoffers aus dem HelmCom. »An alle Truppentransporter: Sibirischer Winter starten. Ich wiederhole: Sibirischer Winter starten. Viel Glück.«
Lieutenant Colonel Justin Hazard hatte noch nie eine Raumlandeoperation mitgemacht. Und so, wie er sich im Augenblick fühlte, hatte er auch keine Ambition, je wieder eine mitzuerleben. Aber er war den Menschen auf Ursus etwas schuldig und er gedachte, diese Schuld einzulösen. Auch wenn dies bedeutete, dass sich ihm momentan der Magen umdrehte.
In diesen Transportern fühlte man sich schon unter normalen Umständen eingezwängt wie die Ölsardinen. Und jetzt kam noch hinzu, dass sie mit einem Affenzahn die Atmosphäre des Planeten durchstießen und der Oberfläche entgegenrasten.
An Bord der sechs Großraumtruppentransporter befanden sich insgesamt 25.000 Mann aus Marine Corps und TKA. Komplett mit schwerer Ausrüstung, gepanzerten Fahrzeugen und Panzern. Genug, um den Planeten Ursus zumindest zeitweise zu befreien. Das Kommando führte Major General Armstrong von den Marines. Ein bärbeißiger, etwas grobschlächtiger Mann. Doch wenn man ihn näher kennenlernte, erkannte man – die anfängliche Einschätzung traf vollauf zu. Der Mann war im Grunde ein schießwütiger Cowboy. Aber er war auch ein verdienter Offizier und hatte seine Leute gut im Griff. Im Grunde war er genau der Richtige für diese Aufgabe.
Armstrong führte die Aktion von der TKS Vendetta aus. Dem Truppentransporter an der Spitze der Formation. Justin hatte den Befehl über die Bloody Morning übernommen. Als man ihm ein Kommando bei der Verteidigung von Fortress anbot, hatte er dankend abgelehnt. Er war der festen Überzeugung, sein Platz war hier.
In seinem Helm knackte es. »Colonel Hazard?«, meldete sich der Pilot der Bloody Morning. »Wir sind in etwa sieben Minuten am Boden. Ihre Leute sollten sich fertig machen.«
»Verstanden.« Justin schaltete sich auf das interne Übertragungssystem des Truppentransporters. Es wurde Zeit, seine Leute einzuweisen. Auf großen Bildschirmen in jedem Truppenabteil erschien sein Gesicht. Außerdem konnte man ihn nun über jedes HelmCom hören.
»Wir landen in den nächsten Minuten«, teilte er seinen Soldaten mit. »Die Scans, die die Flotte vom Planeten vorgenommen haben, zeigen einen großen Gefängniskomplex auf der Nordhalbkugel, der von mehreren kleineren
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