Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
genau an. Dann zog er sein Messer und stemmte mit festen, kundigen Griffen die Abdeckung auf, um das Innenleben freizulegen.
»Beeil dich«, drängte Lopez ihn zur Eile.
»Willst du das hier machen?«, hielt Yates dagegen.
»Nein.«
»Dann sei still. Du drängst doch auch keinen Gehirnchirurgen, schneller zu arbeiten, oder?!«
»Du bist aber kein Gehirnchirurg.«
»Ansichtssache.«
»Seid still. Alle beide«, herrschte Kazumi sie unterdrückt an. »Eric, lass ihn arbeiten.«
»Das Ding ist knifflig«, murmelte Yates vor sich hin und hatte die kurze Auseinandersetzung schon vergessen. Er schloss seinen Taschencomputer über zwei Schnittstellen an das Tastenfeld an. Lopez sah sich das interessiert an.
»Das kann mein Computer aber nicht?!«
Yates kicherte. »Ich hab das Ding ein wenig … ähm … verbessert.«
Der Codeknacker widmete seine ganze Konzentration erneut dem Tastenfeld. »Hmm … ein fünfstelliger Code. Bei fünfzig Tasten.«
»Kombinationsmöglichkeiten?«, hakte Kazumi nach.
»Zu viele. Das wird eine Weile dauern.«
Yates hantierte an dem Computer herum und schien die ganze Welt um sich vergessen zu haben. Währenddessen standen Kazumi und Lopez untätig daneben und verbrachten die Zeit damit, sich Sorgen zu machen.
Die Tür war wohl nur ein Nebeneingang zu ihrem eigentlichen Ziel, aber selbst unter dieser Voraussetzung würde sie irgendwann benutzt werden. Und dann sollten sie besser weg sein. Es dauerte mehr als neunzig Minuten, bis Yates erfreut jauchzte. Neunzig endlose Minuten.
»Hast du es?«, fragte Kazumi erleichtert.
»Fast. Nur noch eine Ziffer.«
»Mach schnell.«
»Kazumi.« Lopez ließ sich auf ein Knie nieder und zielte mit seiner Maschinenpistole den Korridor hinab. »Ich glaube, wir kriegen Besuch.«
Der japanische MAD-Offizier lauschte. Tatsächlich waren Schritte zu hören. Zwar noch weit entfernt, doch sie kamen näher. Kazumi dankte im Stillen für die phantastische Akustik der Korridore und sagte über die Schulter: »Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, Yates.«
»Nur noch ein paar Sekunden.«
»Wir haben vielleicht keine paar Sekunden mehr.«
Yates Bewegungen wurden leicht gehetzt, als er abwechselnd den Computer bediente und das Tastenfeld bearbeitete. Die Schritte kamen immer näher. Inzwischen war sich Kazumi definitiv sicher, dass es mindestens zwanzig Personen sein mussten. Zu viele für sie.
»Yates …?!«
»Ich hab es!«, schrie der Codeknacker triumphierend.
Er löste die Schnittstellen vom Tastenfeld, verstaute den Computer wieder und befestigte so schnell er konnte die Abdeckung über dem Schloss. Als er fertig war, deutete nichts darauf hin, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte.
Kazumi beobachtete ihn während der ganzen Prozedur und musste zugeben, dass er ein klein wenig beeindruckt war. Yates verstand offenbar tatsächlich etwas von dem, was er tat.
Yates stand auf. Seine Finger glitten über das Tastenfeld und drückten fünf der Tasten hinunter. Ein leiser, zustimmender Summton erklang und die Tür ging auf, ohne Alarm auszulösen.
Er verstand definitiv etwas, von dem was er tat. Die drei Soldaten huschten durch die Tür. Fort von den sich nähernden Ruul, die bereits ziemlich nah waren. Die Tür glitt hinter ihnen zu.
Kazumi war der Letzte, der durch die Tür trat. Die Augen immer noch dem Korridor zugewandt, sah er nicht, dass Yates und Lopez wie angewurzelt stehen geblieben waren. Er prallte auf den breiten Rücken des Codeknackers und hätte beinahe geflucht. Im letzten Moment biss er sich auf die Lippen, als er sah, was seine Kameraden dazu veranlasst hatte, sich nicht von der Stelle zu rühren.
Der Raum war voller Slugs. Mehrere Hundert, um genau zu sein. Rechts von ihnen hatte man mehrere Waffenkisten zu einer kleinen Pyramide aufgestapelt. Kazumi huschte mit einem schnellen Sprung dahinter in Deckung und zog die beiden erstarrten Kommandosoldaten mit sich.
Kaum waren sie in Deckung, öffnete sich die Tür, durch die sie gerade gekommen waren, und eine Gruppe Ruul marschierte hindurch. Kazumi atmete hörbar erleichtert auf.
Das war knapp.
Jeder einzelne anwesende Ruul war zum Glück so beschäftigt, dass niemand die Menschen zur Kenntnis genommen hatte.
Sie befanden sich in einem Hangar. Der Hangar war in mehrere Ebenen unterteilt und auf jeder Ebene drängten sich Reihe um Reihe Reaper. Die ruulanischen Jäger standen Tragfläche an Tragfläche. Es waren mit Sicherheit mehrere Tausend.
»So, und jetzt?«, fragte
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