Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
Gelegenheit ergab, sich an ihnen vorbeizuschleichen, oder die Ruul lautlos ausschalten und die Leichen anschließend verstecken.
Die Entscheidung war eigentlich keine. Er hatte keine Zeit, um zu warten. Und keine Geduld. Sie konnten hier lediglich eine Stunde auf Wache stehen, doch genauso gut auch vierundzwanzig Stunden. Er wusste es einfach nicht. Und solange sie dort standen, blockierten sie ihn. Außerdem war es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn entdeckten. Durch die hervorragende Nachtsicht der Ruul würde er ihnen nicht lange verborgen bleiben.
Mit genau abgestimmten, sparsamen Bewegungen entsicherte er die Maschinenpistole. Es war ein kaum hörbarer Laut. Etwas, das den Ruul nicht hätte auffallen dürfen. Jedoch war es ein Laut, der nicht in diese Umgebung passte. Und er fiel den Ruul auf.
Die Slugs erstarrten auf der Stelle. Der, der Alan den Rücken zugekehrt hatte, wirbelte herum und zog in einer fließenden Bewegung seine Blitzschleuder.
Du zuerst, ging es Alan durch den Kopf.
Seine Maschinenpistole hustete zweimal kurz, auf dem Oberkörper des Slug blühten mehrere Einschläge wie kleine blaue Blumen auf und er stürzte rückwärts. Sein Kamerad wich geschmeidig dessen fallendem Körper aus und zog sein Schwert. Es blieb keine Zeit, die Maschinenpistole nochmal in Anschlag zu bringen, und der Slug war bereits viel zu nah.
Alan schwang die Waffe herum und traf den riesigen Gegner an der Schläfe. Dieser taumelte und verlor für einen Augenblick die Konzentration. Alan ließ die Maschinenpistole fallen, schlug in einer Abwärtsbewegung seinem Gegner das Schwert aus der Hand und ein Tritt gegen die linke Kniekehle ließ diesen sofort einknicken.
Der Kommandosoldat schlang seinen Arm um den Hals des Slug und griff mit der anderen nach dessen Hinterkopf. Der Ruul ahnte, was auf ihn zukam, und versuchte alles, um sich zu befreien. Er zappelte und schlug mit Armen und Beine um sich. Hilflos in Alans unbarmherzigem Griff. Dann riss dieser mit einem Ruck den Kopf des Ruul nach links.
Dessen Genick brach ohne nennenswerten Widerstand und der Körper des Slug erschlaffte. Alan sah nervös in beide Richtungen, doch niemand hatte den kurzen, brutalen Kampf bemerkt.
So schnell es ihm möglich war, stopfte er die Leichen in jeweils eine Nische. Man würde sie schon bald finden, aber einer oberflächlichen Betrachtung musste das Versteck standhalten. Als er fertig war, war seine Kommandomontur in Schweiß getränkt. Schwer atmend hob er die Maschinenpistole wieder auf und machte sich wieder auf den Weg zum Treffen mit Rachel. Insgeheim betete er, dass es keine Begegnungen mit den Slugs mehr geben würde, bis er sie fand. Hoffentlich hatten die anderen Teams etwas mehr Glück, was frühzeitige Auseinandersetzungen mit dem Gegner betraf.
Kazumi zog sein Katana aus der Leiche des Ruul. Dieser rutschte, eine Blutspur an der Wand hinterlassend, zu Boden. Sein eigenes Schwert noch in der Hand.
»Alles in Ordnung?«, fragte er über die Schulter.
Yates nickte nur. Immer noch völlig außer Atem. Lopez war dabei, die Schwertwunde, die sich quer über die Brust des Codeknackers zog, oberflächlich zu versorgen. Sie war Gott sei Dank nicht tief und würde ihn nicht behindern. Der Ruul war wie aus dem Nichts aufgetaucht, hatte sofort Yates als das schwächste Mitglied der Gruppe identifiziert und angegriffen. Der japanische MAD-Offizier unterdrückte einen ungerechten Fluch gegen Yates. Es war auch ohne solche Zwischenfälle schon schwierig genug, mit dem untersetzten Ex-Häftling voranzukommen.
»Wir müssen weiter«, drängte Kazumi. Yates nickte mit hochrotem Gesicht, stemmte sich in die Höhe, wobei er sich an der Wand abstützte, und stand letztendlich mehr schlecht als recht. Aber Kazumi reichte es schon, dass er wieder stand. Er wechselte einen etwas unglücklichen Blick mit Lopez, der leicht die Augen verdrehte.
Gemeinsam schlichen sie weiter den Korridor entlang. Kazumi an der Spitze, Yates in der Mitte und Lopez als Schlusslicht.
Kazumi kam es so vor, als wanderten sie so stundenlang durch die Korridore. In Wirklichkeit waren es nur dreißig Minuten, bis sie an eine verschlossene Tür ankamen. Eine Tür, die mit einem Codeschloss gesichert war. Das Schloss selbst bestand aus einem Tastenfeld mit fünfzig ruulanischen Schriftzeichen darauf.
»Geht beiseite«, sagte Yates überraschend entschlossen. »Das ist etwas für mich.«
Er ging vor dem Tastenfeld auf die Knie und sah es sich von allen Seiten
Weitere Kostenlose Bücher