Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
allerdings getan hätte, wenn er nicht allein gewesen wäre, wusste sie nicht zu sagen. Sich im Alleingang mit mehreren Ruul anzulegen, verhieß keine allzu lange Lebenserwartung.
Hinter ihr kamen Jakob und Renée Jonois in den Raum. Jonois ging rückwärts. Ihre Maschinenpistole war auf den Korridor hinter ihnen gerichtet. Als sie die Türschwelle passierte, schloss sie den Eingang hinter sich und ließ die Schultern entspannt sinken. Sie waren in einer Art kleinem Lagerraum. Er war bis unter die Decke mit allerhand merkwürdigen Werkzeugen und undefinierbaren Kisten vollgestopft. Allerdings keine Waffen. Wären sie in einer Waffenkammer gelandet, wären sie bestimmt von mehr als nur einem Ruul empfangen worden.
»Wo sind wir jetzt?« Jakob war immer noch von dem wilden Ritt in seinem Torpedo etwas angegriffen. Der Bereich um seine Nase wirkte ein wenig bleicher als sonst. Jonois zog ihren Computer und rief den für ihr Team geltenden Einsatzplan samt Hologramm auf.
»Etwa ein Deck unter unserem ersten Ziel. Den Mannschaftsquartieren. Dürfte die Slugs ziemlich unsanft wecken, wenn wir den Bereich in die Luft gehen lassen.«
»Ja, toll«, maulte Eleanore. »Uns schickt man natürlich wieder direkt ins Hornissennest rein. Dürfte wohl klar sein, dass wir da nicht unentdeckt rein und wieder raus kommen, oder?!«
»Ich dachte nicht, dass es dir ausmacht, Slugs zu töten«, konterte Jakob und wies auf die Leiche zu ihren Füßen.
»Ist auch so, aber ich will hier nicht den Märtyrertod sterben. Was steht denn als Zweites auf der Liste.«
»Spielt keine Rolle«, sagte Jonois gelassen. Die Maschinenpistole lag locker in ihren Händen. »Wir machen es so, wie der Plan es vorsieht. Und nicht anders. Also erst die Mannschaftsquartiere.«
»Vielleicht sollten wir darüber abstimmen«, lächelte Eleanore Jonois süffisant an.
Jakob stand zwischen den beiden Frauen und sah von einer zur anderen, während er innerlich die Augen verdrehte.
Super. Und ausgerechnet mich schickt man in diesen Zickenkrieg.
»Ladies, vielleicht sollten wir …«
»Hat jemand gesagt, du sollst dich hier einmischen?«, herrschte Eleanore ihn sofort an.
»Ähh … nicht direkt, aber vielleicht sollte hier wirklich jemand die Stimme der Vernunft spielen.«
»Ach, halt einfach die Fresse!«
»Sind Sie jetzt fertig damit, hier die Mimose zu spielen, Bimontaigne?«, Jonois’ Maschinenpistole hob sich ganz leicht in Eleanores Richtung. Jakob war ziemlich klar, was passieren würde, sollte die Antwort nein lauten. Die zierliche MAD-Offizierin hatte Eleanore nie getraut und daraus auch keinen Hehl gemacht. Vor allem deshalb, weil diese den MAD verraten hatte. Sie würde nicht zögern zu schießen. Eleanore hörte unterdessen nicht auf, auf geradezu provokante Art und Weise mit ihrem Messer zu spielen. Als wäre das nicht genug, fing sie auch noch an, die Klinge zu schärfen.
Gott beschütze mich vor Frauen, die versuchen, die Hackordnung untereinander festzulegen, dachte Jakob, während er vor seinem geistigen Auge die Frauen schon aufeinander losgehen sah.
Entschlossen, das Schlimmste zu verhindern, und in einem seltenen Anfall von Heldentum, schob er sich zwischen die Streithähne und streckte beschwichtigend die Hände aus, um sie zurückzuhalten.
»Glaubt ihr nicht, wir haben andere Probleme?«
»Im Augenblick sehe ich nur ein Problem«, erwiderte Jonois lässig.
»Kann ich nur zustimmen.«
Na wenigstens sind sie in dem Punkt einer Meinung, ging es Jakob durch den Kopf und er widerstand dem Drang, wie ein Vollidiot zu glucksen.
»Also wenn ihr meine Offenheit verzeiht, ich halte euch beide für ziemlich dämlich. Wir sind hier umgeben von ich weiß nicht wie vielen Slugs und ihr schlagt euch lieber gegenseitig die Köpfe ein.«
»Das ist es ja gerade. Ich würde diesen Tag heute gern überleben.«
»Die Mission …«
»Scheiß auf die Mission, Schwester.«
Jonois’ Gesicht lief vor Wut rot an. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war sie bereit, Eleanore auf der Stelle in ein Sieb zu verwandeln.
»Na ja, nur mal so aus Neugier«, versuchte Jakob einen letzten verzweifelten Versuch, die Lage zu retten. »Was würdest du stattdessen machen, Eleanore?«
»Hier ist es doch nett und es sieht aus, als würde nicht allzu oft jemand herkommen. Ich sage, wir bleiben hier und sitzen die Sache aus, bis das Signal kommt, dass wir uns absetzen.«
»Gesprochen wie ein echter Feigling«, antwortete Jonois beunruhigend kalt. Sie griff in
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