Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
die Tasche und förderte die Fernbedienung für Eleanores Fußfessel heraus. Mit distanziertem Lächeln zeigte sie der ehemaligen MAD-Agentin das Gerät. Diese erbleichte sichtlich, versuchte aber, sich keine Nervosität anmerken zu lassen.
»Was ihr alle von mir denkt, ist mir doch so was von egal und pack das Ding wieder weg, du dumme Kuh.«
Jonois öffnete den Mund, um etwas Bissiges zu erwidern. Kam aber nicht mehr dazu. In diesem Moment öffnete sich die Tür hinter ihr und eine Gruppe Slugs stand im Raum. Sieben Mann. Alles Krieger.
Und diese waren ebenso verdattert, wie die überraschten Menschen. Dann geschah alles wie in Zeitlupe. Jakob rief eine Warnung an Jonois, die sich umdrehte und die Waffe hochriss.
Die Slugs beendeten ihr Gespräch und griffen nach Blitzschleudern und Schwertern. Eleanore reagierte von allen am schnellsten und warf das Messer. Sie traf den Anführer der Gruppe im rechten Auge. Die Wucht des Aufpralls riss ihn von den Beinen und schleuderte den Krieger gegen die Ruul hinter ihm.
Jonois gab einen langen Feuerstoß aus ihrer MP ab, die drei der Slugs um ihre eigene Achse wirbeln ließ. Doch einer der Ruul hatte noch die Zeit, seine halb gezogene Blitzschleuder abzufeuern. Der Kugelblitz traf Jonois funkensprühend an der Hüfte.
Mit einem spitzen Schrei ließ sie ihre MP fallen und stürzte mit qualmenden Kleidern und einem hässlichen Brandfleck an der Hüfte. Die MAD-Offizierin wälzte sich unter Schmerzen auf dem Boden und wimmerte herzzerreißend.
Jonois’ Schreie halfen Jakob endlich, seine Starre abzustreifen. Er feuerte seine MP nahezu zeitgleich mit Eleanore ab. Die auf Vollautomatik gestellten kleinen Waffen erwiesen sich in der engen Kammer als ungemein tödlich. Beide Salven reichten aus, die restlichen Slugs als blutüberströmte Klumpen Fleisch zu Boden gehen zu lassen.
Als der kurze Kampf vorbei war, stürmte Jakob sofort zu Jonois und verabreichte ihr eine Spritze mit Morphium. Genug, um die Schmerzen zu betäuben, aber nicht genug, um sie die Besinnung verlieren zu lassen.
Anschließend nahm er sein Messer zur Hand und säuberte die Wunde so gut es ging von Uniformresten, die sich in die Wunde gebrannt hatten. Der Gestank von verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase. Er würgte, unterdrückte den Brechreiz jedoch eisern.
Eleanore zog die Leichen in die Kammer und verschloss dann die Tür erneut hinter sich. Als das erledigt war, kniete sie sich neben die Verwundete.
»Wie geht es ihr?« Zu Jakobs Überraschung wirkte sie ehrlich besorgt.
»Nicht gut. Sie hätte Überlebenschancen in einem voll ausgerüsteten Krankenhaus. Ein Lazarettschiff oder eine einfache Krankenstation würde vermutlich auch schon reichen. Aber hier?« Er wies vielsagend auf den Lagerraum.
»Sieht so aus, als wäre die Diskussion damit erledigt. Jetzt können wir nur noch hierbleiben und abwarten.« Eleanore versuchte wenigstens, dabei nicht triumphierend zu wirken.
»Nein«, ächzte Jonois vor Schmerzen halb bewusstlos.
»Wie war das?«, fragte Eleanore ungläubig.
»Die Mission … hat … Vorrang.«
»Das ist ein Witz, oder?! Sie werden kaum gehen können. Wie wollen Sie da kämpfen, falls man uns überrascht.«
»Ihr … werdet mich … zurücklassen … falls es so weit … kommt.« Die Worte kamen schleppend, aber ihre Bedeutung war unmissverständlich. Jonois hatte vor, die Mission fortzusetzen. Komme, was da wolle.
»Sie sind verrückt. Sie sind eindeutig verrückt.«
Jonois sah zu Jakob hoch. Ihre Augen wirkten trübe. Längst nicht mehr so klar, wie sie noch Minuten zuvor gewesen waren. »Was denken Sie? Sind Sie dabei?«
Jakob dachte fieberhaft nach. Einerseits hatte er durchaus Verständnis für Eleanores Standpunkt. Andererseits hatte Alan ihn aus dem Knast geholt, um hier dabei zu sein. Ohne Alan und diesen Auftrag hätte er vermutlich den Rest seines Lebens auf Lost Hope zugebracht und wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit früher oder später bei einer Messerstecherei gestorben. Er schuldete Alan etwas. Und Jakob Olafsson beglich seine Schulden immer. Vielleicht nicht immer auf der Stelle. Aber er beglich sie auf jeden Fall.
»Das wird schmerzhaft«, sagte er mitfühlend,
»Ich schaffe es«, lächelte Jonois trotz der Schmerzen. Die Aussicht, dass es noch nicht vorbei war, verlieh ihr zusätzliche Kraft.
»Ihr seid ja total plemplem!«, sagte Eleanore und schüttelte nur den Kopf über so viel Dickköpfigkeit.
Jakob fasste Jonois unter den
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